1. Was man von allen den Erzstatuen halten soll, die Plinius xxxiv, 11 ff. für Werke der Königszeit und frühern Republik ausgiebt, ist schwer zu sagen. Auch hier hat der Ehrgeiz der Fa- milien viele Irrthümer verschuldet. Plin. glaubt freilich sogar an Statuen aus Euanders Zeit, und an die Weihung eines Janus durch Numa, der die Zahl 355, auf die Weise Griechischer Mathe- matiker, durch Verbiegung der Finger anzeigte. S. dagegen §. 179. Merkwürdige Werke der frühern Zeit sind der Attus Ravius (vgl. zu Plin. Cic. de div. i, 11), u. die wahrscheinlich Griechischen Statuen des Pythagoras u. Alkibiades (um 440).
2. S. Plin. xxxiv, 14. Im J. 594. nahmen die Censoren P. Corn. Scipio u. M. Popilius alle Statuen von Magistraten um das Forum weg, die nicht vom Populus oder Senatus auf- gestellt waren. Statue der Cornelia Gracchorum mater, in Metelli porticu.
3. Ueber die Imagines maiorum Polyb. vi, 53. mit Schweigh. Rote. Lessing Sämmtl. Schriften Bd. x. S. 290. Eichstädt iii Prolusiones. Quatrem.-de-Quincy Iup. Olymp. p. 14. 36. Hugo's Rechtsgesch. (Zehnte) S. 293. -- Bilder sei- ner Vorfahren auf Schilden weihte zuerst Appius Claudius in dem 456 (nicht 259) vovirten T. der Bellona, Plin. xxxv, 3.
5. Merkwürdig der 448 auf dem Capitol geweihte Hercules (Liv. ix, 44); und der von Sp. Carvilius nach 459 dedicirte Ju- piter-Coloss auf dem Capitol, sichtbar vom Jupiter Latiaris, aus den prächtigen Waffen der Samnitischen sacrata legio (vgl. Liv. ix, 40. x, 38.) gegossen. Reliquiis limae suam statuam fecit, quae est ante pedes simulacri eius. Plin. xxxiv, 18.
182. In den Consular- und Familienmün-1 zen (so nennt man die mit dem Namen der Aufseher des Münzwesens, besonders der Tresviri Monetales, bezeichneten) des ersten Jahrhunderts, seit man angefan- gen Silber zu prägen (483), zeigt sich die Kunst sehr roh; die Figuren sind plump, der Pallaskopf unschön, das Gepräge flach. Auch da eigentliche Familientypen anfangen: bleibt die Kunst noch lange roh und unvoll- kommen. -- Auffallend ist die, mit den sonst bekannten2 Sitten Roms contrastirende, frühzeitige Beschäftigung mit der Mahlerei, besonders bei Fabius Pictor. Doch3
Italien. Epiſode.
1. Was man von allen den Erzſtatuen halten ſoll, die Plinius xxxiv, 11 ff. für Werke der Königszeit und frühern Republik ausgiebt, iſt ſchwer zu ſagen. Auch hier hat der Ehrgeiz der Fa- milien viele Irrthümer verſchuldet. Plin. glaubt freilich ſogar an Statuen aus Euanders Zeit, und an die Weihung eines Janus durch Numa, der die Zahl 355, auf die Weiſe Griechiſcher Mathe- matiker, durch Verbiegung der Finger anzeigte. S. dagegen §. 179. Merkwürdige Werke der frühern Zeit ſind der Attus Ravius (vgl. zu Plin. Cic. de div. i, 11), u. die wahrſcheinlich Griechiſchen Statuen des Pythagoras u. Alkibiades (um 440).
2. S. Plin. xxxiv, 14. Im J. 594. nahmen die Cenſoren P. Corn. Scipio u. M. Popilius alle Statuen von Magiſtraten um das Forum weg, die nicht vom Populus oder Senatus auf- geſtellt waren. Statue der Cornelia Gracchorum mater, in Metelli porticu.
3. Ueber die Imagines maiorum Polyb. vi, 53. mit Schweigh. Rote. Leſſing Sämmtl. Schriften Bd. x. S. 290. Eichſtädt iii Prolusiones. Quatrem.-de-Quincy Iup. Olymp. p. 14. 36. Hugo’s Rechtsgeſch. (Zehnte) S. 293. — Bilder ſei- ner Vorfahren auf Schilden weihte zuerſt Appius Claudius in dem 456 (nicht 259) vovirten T. der Bellona, Plin. xxxv, 3.
5. Merkwürdig der 448 auf dem Capitol geweihte Hercules (Liv. ix, 44); und der von Sp. Carvilius nach 459 dedicirte Ju- piter-Coloſſ auf dem Capitol, ſichtbar vom Jupiter Latiaris, aus den prächtigen Waffen der Samnitiſchen sacrata legio (vgl. Liv. ix, 40. x, 38.) gegoſſen. Reliquiis limae suam statuam fecit, quae est ante pedes simulacri eius. Plin. xxxiv, 18.
182. In den Conſular- und Familienmuͤn-1 zen (ſo nennt man die mit dem Namen der Aufſeher des Muͤnzweſens, beſonders der Tresviri Monetales, bezeichneten) des erſten Jahrhunderts, ſeit man angefan- gen Silber zu praͤgen (483), zeigt ſich die Kunſt ſehr roh; die Figuren ſind plump, der Pallaskopf unſchoͤn, das Gepraͤge flach. Auch da eigentliche Familientypen anfangen: bleibt die Kunſt noch lange roh und unvoll- kommen. — Auffallend iſt die, mit den ſonſt bekannten2 Sitten Roms contraſtirende, fruͤhzeitige Beſchaͤftigung mit der Mahlerei, beſonders bei Fabius Pictor. Doch3
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Italien. Epiſode.
1. Was man von allen den Erzſtatuen halten ſoll, die Plinius
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ausgiebt, iſt ſchwer zu ſagen. Auch hier hat der Ehrgeiz der Fa-
milien viele Irrthümer verſchuldet. Plin. glaubt freilich ſogar an
Statuen aus Euanders Zeit, und an die Weihung eines Janus
durch Numa, der die Zahl 355, auf die Weiſe Griechiſcher Mathe-
matiker, durch Verbiegung der Finger anzeigte. S. dagegen §. 179.
Merkwürdige Werke der frühern Zeit ſind der Attus Ravius (vgl.
zu Plin. Cic. de div. i, 11), u. die wahrſcheinlich Griechiſchen
Statuen des Pythagoras u. Alkibiades (um 440).
2. S. Plin. xxxiv, 14. Im J. 594. nahmen die Cenſoren
P. Corn. Scipio u. M. Popilius alle Statuen von Magiſtraten
um das Forum weg, die nicht vom Populus oder Senatus auf-
geſtellt waren. Statue der Cornelia Gracchorum mater, in
Metelli porticu.
3. Ueber die Imagines maiorum Polyb. vi, 53.
mit Schweigh. Rote. Leſſing Sämmtl. Schriften Bd. x. S. 290.
Eichſtädt iii Prolusiones. Quatrem.-de-Quincy Iup. Olymp.
p. 14. 36. Hugo’s Rechtsgeſch. (Zehnte) S. 293. — Bilder ſei-
ner Vorfahren auf Schilden weihte zuerſt Appius Claudius in dem
456 (nicht 259) vovirten T. der Bellona, Plin. xxxv, 3.
5. Merkwürdig der 448 auf dem Capitol geweihte Hercules
(Liv. ix, 44); und der von Sp. Carvilius nach 459 dedicirte Ju-
piter-Coloſſ auf dem Capitol, ſichtbar vom Jupiter Latiaris, aus
den prächtigen Waffen der Samnitiſchen sacrata legio (vgl. Liv.
ix, 40. x, 38.) gegoſſen. Reliquiis limae suam statuam
fecit, quae est ante pedes simulacri eius. Plin. xxxiv, 18.
182. In den Conſular- und Familienmuͤn-
zen (ſo nennt man die mit dem Namen der Aufſeher
des Muͤnzweſens, beſonders der Tresviri Monetales,
bezeichneten) des erſten Jahrhunderts, ſeit man angefan-
gen Silber zu praͤgen (483), zeigt ſich die Kunſt ſehr
roh; die Figuren ſind plump, der Pallaskopf unſchoͤn,
das Gepraͤge flach. Auch da eigentliche Familientypen
anfangen: bleibt die Kunſt noch lange roh und unvoll-
kommen. — Auffallend iſt die, mit den ſonſt bekannten
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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/189>, abgerufen am 16.02.2025.
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