Tiburtina und eine eigne Classe der Antinoos-Bilder beweisen.
1. Hadrianus selbst ein Polyklet oder Euphranor nach Victor. Künstler der Zeit Papias u. Aristeas von Aphrodisias, welche sich als Arbeiter zweier Centauren von marmo bigio aus der Villa Tiburtina (Mus. Capit. iv, 32.) nennen. Winckelm. vi, 1. S. 300. Auch ein Zenon aus Aphrodisias in zwei In- schriften, Winckelm. vi, 1. S. 278. 2. S. 341. Gruter p. 1021, 1., und noch einige andre Aphrodisier führten Winckelmann auf die Annahme einer Aphrodisischen Schule. Ein Ephesischer andriantopoios A. Pantulejus C. I. n. 339. Xenophantos von Thasos, n. 336.
2. Z. B. der numus aeneus maximi moduli (diese fangen von Hadrian an) mit Hadrians belorbeertem Kopf, Hadria- nus Augustus -- ein Mann in der Chlamys, der einen Widder zu einem Tempel führt um ihn zu opfern. Ein sehr vortreff- liches Werk. Die Behandlung des Kopfes ist in hohem Grade edel, fließend und geistreich. Die große Bronzebüste im Museum Capitol., bei Mongez pl. 38, steht niedriger. Von an- dern Winck. vi, 1. S. 306. Auf einem Kameo erscheint der fried- liche Kaiser kriegerisch. Eckhel Pierres gr. pl. 8.
3. Antinoos, aus Claudiopolis in Bithynien, in paedagogiis Caesaris (Hadr. et de suis dilectis multa versibus com- posuit, Spartian 14). Ertrinkt bei Besa (§. 191.) im Nil, oder fällt als Opfer eines düstern Aberglaubens, eine durchaus räthselhafte Geschichte. Gegen 130 n. Chr. Graeci, volente Hadriano, eum consecraverunt, Spartian 14. Cultus in Mantinea (oi Bithuneis Arkades te eisi kai Mantineis ta anothen Paus. viii, 9) u. Bithynien. Zahlreiche Statuen und Darstellungen auf Reliefs und Münzen. S. Levezow über den Antinous. Berl. 1808. Petit-Radel Mus. Napol. T. iii. p. 91 -- 113. Mongez Iconogr. Rom. T. iii. p. 52. Eckhel D. N. vi. p. 528. Kenntlich an dem Haarwuchse, den Augen- braunen, dem vollen Munde (der etwas düstres hat), der breiten starkgewölbten Brust u. s. w. -- Neos Dionusos zu Manti- nea (auch auf Münzen als Dionysos, Jakchos, Pan mit allerlei Bacchischen Insignien). Kolossale Statue von Palestrina im Pal- last Braschi. Levezow Tf. 7. 8. Herrliche Büste in Villa Mon- dragone, jetzt im Louvre n. 126. Bouill. ii, 82. bei Lev. 10. War sanft gefärbt, die Augen aus Edelstein, Trauben und Pinien- frucht aus Metall. Der Charakter höchst ernst und streng aufge-
Griechen. Fuͤnfte Periode.
Tiburtina und eine eigne Claſſe der Antinoos-Bilder beweiſen.
1. Hadrianus ſelbſt ein Polyklet oder Euphranor nach Victor. Künſtler der Zeit Papias u. Ariſteas von Aphrodiſias, welche ſich als Arbeiter zweier Centauren von marmo bigio aus der Villa Tiburtina (Mus. Capit. iv, 32.) nennen. Winckelm. vi, 1. S. 300. Auch ein Zenon aus Aphrodiſias in zwei In- ſchriften, Winckelm. vi, 1. S. 278. 2. S. 341. Gruter p. 1021, 1., und noch einige andre Aphrodiſier führten Winckelmann auf die Annahme einer Aphrodiſiſchen Schule. Ein Epheſiſcher ἀνδριαντοποιὸς A. Pantulejus C. I. n. 339. Xenophantos von Thaſos, n. 336.
2. Z. B. der numus aeneus maximi moduli (dieſe fangen von Hadrian an) mit Hadrians belorbeertem Kopf, Hadria- nus Augustus — ein Mann in der Chlamys, der einen Widder zu einem Tempel führt um ihn zu opfern. Ein ſehr vortreff- liches Werk. Die Behandlung des Kopfes iſt in hohem Grade edel, fließend und geiſtreich. Die große Bronzebüſte im Muſeum Capitol., bei Mongez pl. 38, ſteht niedriger. Von an- dern Winck. vi, 1. S. 306. Auf einem Kameo erſcheint der fried- liche Kaiſer kriegeriſch. Eckhel Pierres gr. pl. 8.
3. Antinoos, aus Claudiopolis in Bithynien, in paedagogiis Caesaris (Hadr. et de suis dilectis multa versibus com- posuit, Spartian 14). Ertrinkt bei Beſa (§. 191.) im Nil, oder fällt als Opfer eines düſtern Aberglaubens, eine durchaus räthſelhafte Geſchichte. Gegen 130 n. Chr. Graeci, volente Hadriano, eum consecraverunt, Spartian 14. Cultus in Mantinea (οἱ Βιϑυνεῖς Ἀρκάδες τέ εἰσι καὶ Μαντινεῖς τὰ ἄνωϑεν Pauſ. viii, 9) u. Bithynien. Zahlreiche Statuen und Darſtellungen auf Reliefs und Münzen. S. Levezow über den Antinous. Berl. 1808. Petit-Radel Mus. Napol. T. iii. p. 91 — 113. Mongez Iconogr. Rom. T. iii. p. 52. Eckhel D. N. vi. p. 528. Kenntlich an dem Haarwuchſe, den Augen- braunen, dem vollen Munde (der etwas düſtres hat), der breiten ſtarkgewölbten Bruſt u. ſ. w. — Νέος Διόνυσος zu Manti- nea (auch auf Münzen als Dionyſos, Jakchos, Pan mit allerlei Bacchiſchen Inſignien). Koloſſale Statue von Paleſtrina im Pal- laſt Braschi. Levezow Tf. 7. 8. Herrliche Büſte in Villa Mon- dragone, jetzt im Louvre n. 126. Bouill. ii, 82. bei Lev. 10. War ſanft gefärbt, die Augen aus Edelſtein, Trauben und Pinien- frucht aus Metall. Der Charakter höchſt ernſt und ſtreng aufge-
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1. Hadrianus ſelbſt ein Polyklet oder Euphranor nach Victor.
Künſtler der Zeit Papias u. Ariſteas von Aphrodiſias, welche
ſich als Arbeiter zweier Centauren von marmo bigio aus der
Villa Tiburtina (Mus. Capit. iv, 32.) nennen. Winckelm.
vi, 1. S. 300. Auch ein Zenon aus Aphrodiſias in zwei In-
ſchriften, Winckelm. vi, 1. S. 278. 2. S. 341. Gruter p. 1021,
1., und noch einige andre Aphrodiſier führten Winckelmann auf die
Annahme einer Aphrodiſiſchen Schule. Ein Epheſiſcher
ἀνδριαντοποιὸς A. Pantulejus C. I. n. 339. Xenophantos von
Thaſos, n. 336.
2. Z. B. der numus aeneus maximi moduli (dieſe
fangen von Hadrian an) mit Hadrians belorbeertem Kopf, Hadria-
nus Augustus — ein Mann in der Chlamys, der einen Widder
zu einem Tempel führt um ihn zu opfern. Ein ſehr vortreff-
liches Werk. Die Behandlung des Kopfes iſt in hohem Grade
edel, fließend und geiſtreich. Die große Bronzebüſte im
Muſeum Capitol., bei Mongez pl. 38, ſteht niedriger. Von an-
dern Winck. vi, 1. S. 306. Auf einem Kameo erſcheint der fried-
liche Kaiſer kriegeriſch. Eckhel Pierres gr. pl. 8.
3. Antinoos, aus Claudiopolis in Bithynien, in paedagogiis
Caesaris (Hadr. et de suis dilectis multa versibus com-
posuit, Spartian 14). Ertrinkt bei Beſa (§. 191.) im Nil,
oder fällt als Opfer eines düſtern Aberglaubens, eine durchaus
räthſelhafte Geſchichte. Gegen 130 n. Chr. Graeci, volente
Hadriano, eum consecraverunt, Spartian 14. Cultus in
Mantinea (οἱ Βιϑυνεῖς Ἀρκάδες τέ εἰσι καὶ Μαντινεῖς τὰ
ἄνωϑεν Pauſ. viii, 9) u. Bithynien. Zahlreiche Statuen und
Darſtellungen auf Reliefs und Münzen. S. Levezow über den
Antinous. Berl. 1808. Petit-Radel Mus. Napol. T. iii.
p. 91 — 113. Mongez Iconogr. Rom. T. iii. p. 52. Eckhel
D. N. vi. p. 528. Kenntlich an dem Haarwuchſe, den Augen-
braunen, dem vollen Munde (der etwas düſtres hat), der breiten
ſtarkgewölbten Bruſt u. ſ. w. — Νέος Διόνυσος zu Manti-
nea (auch auf Münzen als Dionyſos, Jakchos, Pan mit allerlei
Bacchiſchen Inſignien). Koloſſale Statue von Paleſtrina im Pal-
laſt Braschi. Levezow Tf. 7. 8. Herrliche Büſte in Villa Mon-
dragone, jetzt im Louvre n. 126. Bouill. ii, 82. bei Lev. 10.
War ſanft gefärbt, die Augen aus Edelſtein, Trauben und Pinien-
frucht aus Metall. Der Charakter höchſt ernſt und ſtreng aufge-
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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/219>, abgerufen am 27.11.2024.
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