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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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Historischer Theil.
faßt. Kameo mit Antinooskopf, dem eine Silenus-Maske als
Kopfbedeckung dient, Eckhel Pierr. gr. 9. Antinoos-Hermes
auf Bithynischen Münzen. Als Aristäos im Louvre n. 258.
Bouill. ii, 48. Neos Puthios. Agathodaimon
Bouill. ii, 51. -- Heroisch (mit kurzgelocktem Haupthaar und
von kräftiger Bildung) der Capitolinische Antinoos, Mus. Cap. T.
iii. t.
56. Bouill. ii, 49. Lev. 3. 4. Antinoos eros aga-
thos auf Münzen. Aber auch als Heros mitunter Bacchisch, auf
dem Panther sitzend, wie auf Münzen von Tios. Mehr indivi-
duell
unter andern in dem Brustbild aus dem Louvre n. 49. bei
Mongez pl. 39. n. 3. im PioCl. vi. t. 47. -- Daß die eine Fi-
gur der Gruppe von Ildefonso Antinoos ist, scheint entschieden, s.
Mongez n. 1. 2. Die andre vielleicht Hadrians Dämon, der die
eine Lebensfackel auslöscht, indem er die andre schützt. Andere Er-
läuterungen
bei Welcker: Akadem. Kunstmuseum S. 53.

6. S. Levezow Tf. 11. 12. Winckelm. W. vi, 1. S. 299. f.
2, 357. vii, 36. Bouill. ii, 47.

1204. Während der langen Regierung der Antoni-
nen
ruhte die ermattete Römische Welt aus, ohne indeß
die alten Kräfte wiedererlangen zu können. Wie in der
Redekunst Asiatischer Bombast auf der einen, trockne
Nüchternheit auf der andern Seite immer mehr überhand-
nehmen: so scheinen sich auch in den bildenden Künsten
2beide Richtungen gezeigt zu haben. Ja gewissermaßen
zeigen sich in den oft sehr fleißig gearbeiteten Brustbil-
dern der Kaiser beide zugleich, indem das Haar des
Hauptes und Bartes in einer übertriebnen Lockenfülle wu-
chert, und in allem andern Zubehör eine studirte Eleganz
stattfindet; während die Züge des Gesichts mit einer un-
verkennbaren Trivialität aufgefaßt und wiedergegeben sind.
3Auch die Münzen werden an Kunst geringer, obgleich
die in Rom geschlagnen immer noch, besonders in der
Auffassung der Physionomie des Kaisers, viel besser sind,
als die damals in großer Anzahl in Griechenland und be-
sonders Kleinasien geprägten Bronzemedaillen, auf denen
die Städte, mit der Eitelkeit sophistischer Prunkredner,
ihre Götterbilder, Localmythen und Kunstwerke zur Schau
stellen, ohne indessen selbst beachtungswerthe Kunstwerke
4dabei zu produciren. Eben so sehr muß das andrer Werke

Hiſtoriſcher Theil.
faßt. Kameo mit Antinooskopf, dem eine Silenus-Maske als
Kopfbedeckung dient, Eckhel Pierr. gr. 9. Antinoos-Hermes
auf Bithyniſchen Münzen. Als Ariſtäos im Louvre n. 258.
Bouill. ii, 48. Νέος Πύϑιος. Ἀγαϑοδαίμων
Bouill. ii, 51. — Heroiſch (mit kurzgelocktem Haupthaar und
von kräftiger Bildung) der Capitoliniſche Antinoos, Mus. Cap. T.
iii. t.
56. Bouill. ii, 49. Lev. 3. 4. Ἀντινοος ἡρως ἀγα-
ϑος auf Münzen. Aber auch als Heros mitunter Bacchiſch, auf
dem Panther ſitzend, wie auf Münzen von Tios. Mehr indivi-
duell
unter andern in dem Bruſtbild aus dem Louvre n. 49. bei
Mongez pl. 39. n. 3. im PioCl. vi. t. 47. — Daß die eine Fi-
gur der Gruppe von Ildefonſo Antinoos iſt, ſcheint entſchieden, ſ.
Mongez n. 1. 2. Die andre vielleicht Hadrians Dämon, der die
eine Lebensfackel auslöſcht, indem er die andre ſchützt. Andere Er-
läuterungen
bei Welcker: Akadem. Kunſtmuſeum S. 53.

6. S. Levezow Tf. 11. 12. Winckelm. W. vi, 1. S. 299. f.
2, 357. vii, 36. Bouill. ii, 47.

1204. Waͤhrend der langen Regierung der Antoni-
nen
ruhte die ermattete Roͤmiſche Welt aus, ohne indeß
die alten Kraͤfte wiedererlangen zu koͤnnen. Wie in der
Redekunſt Aſiatiſcher Bombaſt auf der einen, trockne
Nuͤchternheit auf der andern Seite immer mehr uͤberhand-
nehmen: ſo ſcheinen ſich auch in den bildenden Kuͤnſten
2beide Richtungen gezeigt zu haben. Ja gewiſſermaßen
zeigen ſich in den oft ſehr fleißig gearbeiteten Bruſtbil-
dern der Kaiſer beide zugleich, indem das Haar des
Hauptes und Bartes in einer uͤbertriebnen Lockenfuͤlle wu-
chert, und in allem andern Zubehoͤr eine ſtudirte Eleganz
ſtattfindet; waͤhrend die Zuͤge des Geſichts mit einer un-
verkennbaren Trivialitaͤt aufgefaßt und wiedergegeben ſind.
3Auch die Muͤnzen werden an Kunſt geringer, obgleich
die in Rom geſchlagnen immer noch, beſonders in der
Auffaſſung der Phyſionomie des Kaiſers, viel beſſer ſind,
als die damals in großer Anzahl in Griechenland und be-
ſonders Kleinaſien gepraͤgten Bronzemedaillen, auf denen
die Staͤdte, mit der Eitelkeit ſophiſtiſcher Prunkredner,
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ſtellen, ohne indeſſen ſelbſt beachtungswerthe Kunſtwerke
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[198/0220] Hiſtoriſcher Theil. faßt. Kameo mit Antinooskopf, dem eine Silenus-Maske als Kopfbedeckung dient, Eckhel Pierr. gr. 9. Antinoos-Hermes auf Bithyniſchen Münzen. Als Ariſtäos im Louvre n. 258. Bouill. ii, 48. Νέος Πύϑιος. Ἀγαϑοδαίμων Bouill. ii, 51. — Heroiſch (mit kurzgelocktem Haupthaar und von kräftiger Bildung) der Capitoliniſche Antinoos, Mus. Cap. T. iii. t. 56. Bouill. ii, 49. Lev. 3. 4. Ἀντινοος ἡρως ἀγα- ϑος auf Münzen. Aber auch als Heros mitunter Bacchiſch, auf dem Panther ſitzend, wie auf Münzen von Tios. Mehr indivi- duell unter andern in dem Bruſtbild aus dem Louvre n. 49. bei Mongez pl. 39. n. 3. im PioCl. vi. t. 47. — Daß die eine Fi- gur der Gruppe von Ildefonſo Antinoos iſt, ſcheint entſchieden, ſ. Mongez n. 1. 2. Die andre vielleicht Hadrians Dämon, der die eine Lebensfackel auslöſcht, indem er die andre ſchützt. Andere Er- läuterungen bei Welcker: Akadem. Kunſtmuſeum S. 53. 6. S. Levezow Tf. 11. 12. Winckelm. W. vi, 1. S. 299. f. 2, 357. vii, 36. Bouill. ii, 47. 204. Waͤhrend der langen Regierung der Antoni- nen ruhte die ermattete Roͤmiſche Welt aus, ohne indeß die alten Kraͤfte wiedererlangen zu koͤnnen. Wie in der Redekunſt Aſiatiſcher Bombaſt auf der einen, trockne Nuͤchternheit auf der andern Seite immer mehr uͤberhand- nehmen: ſo ſcheinen ſich auch in den bildenden Kuͤnſten beide Richtungen gezeigt zu haben. Ja gewiſſermaßen zeigen ſich in den oft ſehr fleißig gearbeiteten Bruſtbil- dern der Kaiſer beide zugleich, indem das Haar des Hauptes und Bartes in einer uͤbertriebnen Lockenfuͤlle wu- chert, und in allem andern Zubehoͤr eine ſtudirte Eleganz ſtattfindet; waͤhrend die Zuͤge des Geſichts mit einer un- verkennbaren Trivialitaͤt aufgefaßt und wiedergegeben ſind. Auch die Muͤnzen werden an Kunſt geringer, obgleich die in Rom geſchlagnen immer noch, beſonders in der Auffaſſung der Phyſionomie des Kaiſers, viel beſſer ſind, als die damals in großer Anzahl in Griechenland und be- ſonders Kleinaſien gepraͤgten Bronzemedaillen, auf denen die Staͤdte, mit der Eitelkeit ſophiſtiſcher Prunkredner, ihre Goͤtterbilder, Localmythen und Kunſtwerke zur Schau ſtellen, ohne indeſſen ſelbſt beachtungswerthe Kunſtwerke dabei zu produciren. Eben ſo ſehr muß das andrer Werke 1 2 3 4

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/220>, abgerufen am 27.11.2024.