dieser Periode bedingt werden. Pausanlas hält die Mei-5 ster derselben im Ganzen kaum der Meinung werth.
2. S. besonders die beiden colossalen Büsten des M. Au- rel u. L. Verus im Louvre n. 138. 140, von Acqua Traversa bei Rom, wovon besonders die letztre ein Meisterstück in ihrer Art ist. Villa Borgh. St. 5. 20. 21. Bouill. ii, 85. die letztre auch bei Mongez pl. 43. 1. 2. Ueber die bei Marathon (Herodes Atticus) gefundnen Büsten des Sokrates, M. Aurel und Aa. Dubois Catal. d'Antiq. de Choiseul-Gouff. p. 21. (Ueber andre Kunstwerke, die Herodes veranlaßt, Winck. vi, 1. S. 319).
Das Haar ist an diesen Büsten sehr mühsam ausgearbeitet und mit dem Bohrer unterhöhlt. Die Augenlieder liegen lederartig an, der Mund ist zugedrückt; die Hautfalten um Auge und Mund stark markirt. Es zeigt sich darin ein Streben der Nachahmung des Wirklichen, welches vergißt, daß um den Eindruck des Lebens wiederzugeben, die äußre Form einige Abänderungen verlangt. Die Bezeichnung der Augensterne und Brauen wird ebenfalls immer gewöhnlicher. Ein klar und bestimmt ausgesprochner Charakter man- gelt am meisten den Köpfen M. Aurels, doch nicht blos durch des Künstlers Schuld.
An den Büsten vornehmer Frauen (wie schon der Plotina- Marciana und Matidia in Trajanus Zeit) gaben sich die Bildhauer die höchste Mühe, den geschmacklosen Kopfputz getreu wiederzugeben. In den Draperieen macht sich eine gedunsne, schwülstige Behand- lung der Falten bemerklich.
3. Es giebt Münzen von Antoninus Pius, die den besten Hadrianischen fast gleichstehen, obgleich das Gesicht immer auf eine gemeinere Weise behandelt ist: besonders die, welche auf dem Re- vers Scenen aus Hercules Mythen oder der ältesten Römischen Ge- schichte zeigen (numi Antonini antiq. Romanam restituentes Eckh. D. N. vii. p. 29.). Vor allen schön ist die, mit der Um- schrift um Antoninus Brustbild: Antoninus Aug. Pius P. P. Tr. P. Cos. iii; hinten Hercules, welcher seinen Sohn Telephos an der Hirschkuh saugend wiederfindet -- ein Mythus aus der Ge- gend des damals erneuerten Pallantion. Eckhel p. 34. Die von M. Aurel sind wohl durchgängig schlechter. Von den Städtemün- zen unten: Local.
4. Die Statua eq. M. Aurel's auf dem Capitol aus vergoldetem Erz ist ein achtungswerthes Werk, aber Roß und Mann unendlich weit von einem Lysippischen Werke entfernt. Falconet
Griechen. Fuͤnfte Periode.
dieſer Periode bedingt werden. Pauſanlas haͤlt die Mei-5 ſter derſelben im Ganzen kaum der Meinung werth.
2. S. beſonders die beiden coloſſalen Büſten des M. Au- rel u. L. Verus im Louvre n. 138. 140, von Acqua Traverſa bei Rom, wovon beſonders die letztre ein Meiſterſtück in ihrer Art iſt. Villa Borgh. St. 5. 20. 21. Bouill. ii, 85. die letztre auch bei Mongez pl. 43. 1. 2. Ueber die bei Marathon (Herodes Atticus) gefundnen Büſten des Sokrates, M. Aurel und Aa. Dubois Catal. d’Antiq. de Choiseul-Gouff. p. 21. (Ueber andre Kunſtwerke, die Herodes veranlaßt, Winck. vi, 1. S. 319).
Das Haar iſt an dieſen Büſten ſehr mühſam ausgearbeitet und mit dem Bohrer unterhöhlt. Die Augenlieder liegen lederartig an, der Mund iſt zugedrückt; die Hautfalten um Auge und Mund ſtark markirt. Es zeigt ſich darin ein Streben der Nachahmung des Wirklichen, welches vergißt, daß um den Eindruck des Lebens wiederzugeben, die äußre Form einige Abänderungen verlangt. Die Bezeichnung der Augenſterne und Brauen wird ebenfalls immer gewöhnlicher. Ein klar und beſtimmt ausgeſprochner Charakter man- gelt am meiſten den Köpfen M. Aurels, doch nicht blos durch des Künſtlers Schuld.
An den Büſten vornehmer Frauen (wie ſchon der Plotina- Marciana und Matidia in Trajanus Zeit) gaben ſich die Bildhauer die höchſte Mühe, den geſchmackloſen Kopfputz getreu wiederzugeben. In den Draperieen macht ſich eine gedunſne, ſchwülſtige Behand- lung der Falten bemerklich.
3. Es giebt Münzen von Antoninus Pius, die den beſten Hadrianiſchen faſt gleichſtehen, obgleich das Geſicht immer auf eine gemeinere Weiſe behandelt iſt: beſonders die, welche auf dem Re- vers Scenen aus Hercules Mythen oder der älteſten Römiſchen Ge- ſchichte zeigen (numi Antonini antiq. Romanam restituentes Eckh. D. N. vii. p. 29.). Vor allen ſchön iſt die, mit der Um- ſchrift um Antoninus Bruſtbild: Antoninus Aug. Pius P. P. Tr. P. Cos. iii; hinten Hercules, welcher ſeinen Sohn Telephos an der Hirſchkuh ſaugend wiederfindet — ein Mythus aus der Ge- gend des damals erneuerten Pallantion. Eckhel p. 34. Die von M. Aurel ſind wohl durchgängig ſchlechter. Von den Städtemün- zen unten: Local.
4. Die Statua eq. M. Aurel’s auf dem Capitol aus vergoldetem Erz iſt ein achtungswerthes Werk, aber Roß und Mann unendlich weit von einem Lyſippiſchen Werke entfernt. Falconet
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[199/0221]
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2. S. beſonders die beiden coloſſalen Büſten des M. Au-
rel u. L. Verus im Louvre n. 138. 140, von Acqua Traverſa
bei Rom, wovon beſonders die letztre ein Meiſterſtück in ihrer
Art iſt. Villa Borgh. St. 5. 20. 21. Bouill. ii, 85. die
letztre auch bei Mongez pl. 43. 1. 2. Ueber die bei Marathon
(Herodes Atticus) gefundnen Büſten des Sokrates, M. Aurel und
Aa. Dubois Catal. d’Antiq. de Choiseul-Gouff. p. 21.
(Ueber andre Kunſtwerke, die Herodes veranlaßt, Winck. vi, 1.
S. 319).
Das Haar iſt an dieſen Büſten ſehr mühſam ausgearbeitet
und mit dem Bohrer unterhöhlt. Die Augenlieder liegen lederartig
an, der Mund iſt zugedrückt; die Hautfalten um Auge und Mund
ſtark markirt. Es zeigt ſich darin ein Streben der Nachahmung
des Wirklichen, welches vergißt, daß um den Eindruck des Lebens
wiederzugeben, die äußre Form einige Abänderungen verlangt. Die
Bezeichnung der Augenſterne und Brauen wird ebenfalls immer
gewöhnlicher. Ein klar und beſtimmt ausgeſprochner Charakter man-
gelt am meiſten den Köpfen M. Aurels, doch nicht blos durch des
Künſtlers Schuld.
An den Büſten vornehmer Frauen (wie ſchon der Plotina-
Marciana und Matidia in Trajanus Zeit) gaben ſich die Bildhauer
die höchſte Mühe, den geſchmackloſen Kopfputz getreu wiederzugeben.
In den Draperieen macht ſich eine gedunſne, ſchwülſtige Behand-
lung der Falten bemerklich.
3. Es giebt Münzen von Antoninus Pius, die den beſten
Hadrianiſchen faſt gleichſtehen, obgleich das Geſicht immer auf eine
gemeinere Weiſe behandelt iſt: beſonders die, welche auf dem Re-
vers Scenen aus Hercules Mythen oder der älteſten Römiſchen Ge-
ſchichte zeigen (numi Antonini antiq. Romanam restituentes
Eckh. D. N. vii. p. 29.). Vor allen ſchön iſt die, mit der Um-
ſchrift um Antoninus Bruſtbild: Antoninus Aug. Pius P. P.
Tr. P. Cos. iii; hinten Hercules, welcher ſeinen Sohn Telephos
an der Hirſchkuh ſaugend wiederfindet — ein Mythus aus der Ge-
gend des damals erneuerten Pallantion. Eckhel p. 34. Die von
M. Aurel ſind wohl durchgängig ſchlechter. Von den Städtemün-
zen unten: Local.
4. Die Statua eq. M. Aurel’s auf dem Capitol aus
vergoldetem Erz iſt ein achtungswerthes Werk, aber Roß und Mann
unendlich weit von einem Lyſippiſchen Werke entfernt. Falconet
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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/221>, abgerufen am 27.11.2024.
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