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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809.

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und Jeder alle Andere, das Ganze jeden Ein-
zelnen, und jeder Einzelne das Ganze verbürgt;
wenn die neue Generation erfüllt, was die alte
versprochen hat; kurz, wenn der Reichthum et-
was Persönliches, und, was mehr sagen will,
wenn er etwas Nationales, ich möchte es noch wei-
ter treiben, wenn er etwas Innerlich-Morali-
sches wird, so daß man ernsthaft und ohne alle
Frivolität von einem Menschen rühmen kann,
er sey worth ten thousand pounds, (was in
Deutschland, wo dieser solide Begriff des Reich-
thums nicht existirt, unter vieler moralischer Prü-
derie so verstanden worden ist, als meinte der
Engländer, der Mann sey, wenn man die zehn-
tausend Pfund von ihm wegnehme oder abziehe,
nun wirklich nichts mehr werth) --: dann wird
auch zwischen dem Gesetz und dem ökonomischen
Vortheil keine weitere verzweifelte Spaltung mehr
Statt finden; und deshalb habe ich das treffende
Beispiel von England gewählt, weil ich zeigen
wollte, wie die Idee des Rechtes, und die
Idee des Nutzens, wofern sie nur beide ideen-
weise auftreten, leicht in der Wirklichkeit Eins
werden, oder, mit andern Worten, sich leicht der
höheren Idee, die sich im Suverän darstellt, zur
Versöhnung und Vermittelung hingeben.

Ich darf an dieser passenden Stelle wohl auf

und Jeder alle Andere, das Ganze jeden Ein-
zelnen, und jeder Einzelne das Ganze verbuͤrgt;
wenn die neue Generation erfuͤllt, was die alte
verſprochen hat; kurz, wenn der Reichthum et-
was Perſoͤnliches, und, was mehr ſagen will,
wenn er etwas Nationales, ich moͤchte es noch wei-
ter treiben, wenn er etwas Innerlich-Morali-
ſches wird, ſo daß man ernſthaft und ohne alle
Frivolitaͤt von einem Menſchen ruͤhmen kann,
er ſey worth ten thousand pounds, (was in
Deutſchland, wo dieſer ſolide Begriff des Reich-
thums nicht exiſtirt, unter vieler moraliſcher Pruͤ-
derie ſo verſtanden worden iſt, als meinte der
Englaͤnder, der Mann ſey, wenn man die zehn-
tauſend Pfund von ihm wegnehme oder abziehe,
nun wirklich nichts mehr werth) —: dann wird
auch zwiſchen dem Geſetz und dem oͤkonomiſchen
Vortheil keine weitere verzweifelte Spaltung mehr
Statt finden; und deshalb habe ich das treffende
Beiſpiel von England gewaͤhlt, weil ich zeigen
wollte, wie die Idee des Rechtes, und die
Idee des Nutzens, wofern ſie nur beide ideen-
weiſe auftreten, leicht in der Wirklichkeit Eins
werden, oder, mit andern Worten, ſich leicht der
hoͤheren Idee, die ſich im Suveraͤn darſtellt, zur
Verſoͤhnung und Vermittelung hingeben.

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[105/0139] und Jeder alle Andere, das Ganze jeden Ein- zelnen, und jeder Einzelne das Ganze verbuͤrgt; wenn die neue Generation erfuͤllt, was die alte verſprochen hat; kurz, wenn der Reichthum et- was Perſoͤnliches, und, was mehr ſagen will, wenn er etwas Nationales, ich moͤchte es noch wei- ter treiben, wenn er etwas Innerlich-Morali- ſches wird, ſo daß man ernſthaft und ohne alle Frivolitaͤt von einem Menſchen ruͤhmen kann, er ſey worth ten thousand pounds, (was in Deutſchland, wo dieſer ſolide Begriff des Reich- thums nicht exiſtirt, unter vieler moraliſcher Pruͤ- derie ſo verſtanden worden iſt, als meinte der Englaͤnder, der Mann ſey, wenn man die zehn- tauſend Pfund von ihm wegnehme oder abziehe, nun wirklich nichts mehr werth) —: dann wird auch zwiſchen dem Geſetz und dem oͤkonomiſchen Vortheil keine weitere verzweifelte Spaltung mehr Statt finden; und deshalb habe ich das treffende Beiſpiel von England gewaͤhlt, weil ich zeigen wollte, wie die Idee des Rechtes, und die Idee des Nutzens, wofern ſie nur beide ideen- weiſe auftreten, leicht in der Wirklichkeit Eins werden, oder, mit andern Worten, ſich leicht der hoͤheren Idee, die ſich im Suveraͤn darſtellt, zur Verſoͤhnung und Vermittelung hingeben. Ich darf an dieſer paſſenden Stelle wohl auf

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809/139>, abgerufen am 22.11.2024.