der Staatsarbeit an und für sich, ist freilich der augenblicklichen Ordnung günstig; aber der Ver- band des Ganzen, die Bedingung aller Gerech- tigkeit und alles Reichthums gehen durch diese absolute Theilung verloren. Wie er verloren gehe, zeige sich, habe ich früher gesagt, wenn solche in ihrem Innern wohl geordnete Staaten in einen Krieg gerathen. Im Kriege solle sich nun zeigen, daß sie ein Ganzes seyen, denn als ein solches sollen sie sich ja ihrem Feinde gegenüber stellen, und da werde denn klar, wie die nach dem Begriff geordneten Behörden, Institute und Armeen einen nicht geringen Antheil an ihrem Unglücke haben, wenn keins dem Ganzen, son- dern nur einem Theile vom Begriffe des Gan- zen, diene. --
Mehreren Staaten und Ländern, die in unsern Zeiten einen so schmerzlichen Glückswechsel erfah- ren haben, hat nichts gefehlt, als dieser Ver- band, dieses unsichtbare kräftige und republikani- sche Ineinandergreifen aller Elemente, welches man fühlt, wenn man sich der Vorfahren oder der antiken Staaten erinnert, und in dieser Be- trachtung die Nahmen Gott oder Vaterland aussprechen will; -- damit hat ihnen aber alles gefehlt. Diesen Verband herzustellen -- ist die allgemeine Forderung der ganzen gegenwärtigen
der Staatsarbeit an und fuͤr ſich, iſt freilich der augenblicklichen Ordnung guͤnſtig; aber der Ver- band des Ganzen, die Bedingung aller Gerech- tigkeit und alles Reichthums gehen durch dieſe abſolute Theilung verloren. Wie er verloren gehe, zeige ſich, habe ich fruͤher geſagt, wenn ſolche in ihrem Innern wohl geordnete Staaten in einen Krieg gerathen. Im Kriege ſolle ſich nun zeigen, daß ſie ein Ganzes ſeyen, denn als ein ſolches ſollen ſie ſich ja ihrem Feinde gegenuͤber ſtellen, und da werde denn klar, wie die nach dem Begriff geordneten Behoͤrden, Inſtitute und Armeen einen nicht geringen Antheil an ihrem Ungluͤcke haben, wenn keins dem Ganzen, ſon- dern nur einem Theile vom Begriffe des Gan- zen, diene. —
Mehreren Staaten und Laͤndern, die in unſern Zeiten einen ſo ſchmerzlichen Gluͤckswechſel erfah- ren haben, hat nichts gefehlt, als dieſer Ver- band, dieſes unſichtbare kraͤftige und republikani- ſche Ineinandergreifen aller Elemente, welches man fuͤhlt, wenn man ſich der Vorfahren oder der antiken Staaten erinnert, und in dieſer Be- trachtung die Nahmen Gott oder Vaterland ausſprechen will; — damit hat ihnen aber alles gefehlt. Dieſen Verband herzuſtellen — iſt die allgemeine Forderung der ganzen gegenwaͤrtigen
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der Staatsarbeit an und fuͤr ſich, iſt freilich der
augenblicklichen Ordnung guͤnſtig; aber der Ver-
band des Ganzen, die Bedingung aller Gerech-
tigkeit und alles Reichthums gehen durch dieſe
abſolute Theilung verloren. Wie er verloren
gehe, zeige ſich, habe ich fruͤher geſagt, wenn
ſolche in ihrem Innern wohl geordnete Staaten
in einen Krieg gerathen. Im Kriege ſolle ſich nun
zeigen, daß ſie ein Ganzes ſeyen, denn als ein
ſolches ſollen ſie ſich ja ihrem Feinde gegenuͤber
ſtellen, und da werde denn klar, wie die nach
dem Begriff geordneten Behoͤrden, Inſtitute und
Armeen einen nicht geringen Antheil an ihrem
Ungluͤcke haben, wenn keins dem Ganzen, ſon-
dern nur einem Theile vom Begriffe des Gan-
zen, diene. —
Mehreren Staaten und Laͤndern, die in unſern
Zeiten einen ſo ſchmerzlichen Gluͤckswechſel erfah-
ren haben, hat nichts gefehlt, als dieſer Ver-
band, dieſes unſichtbare kraͤftige und republikani-
ſche Ineinandergreifen aller Elemente, welches
man fuͤhlt, wenn man ſich der Vorfahren oder
der antiken Staaten erinnert, und in dieſer Be-
trachtung die Nahmen Gott oder Vaterland
ausſprechen will; — damit hat ihnen aber alles
gefehlt. Dieſen Verband herzuſtellen — iſt die
allgemeine Forderung der ganzen gegenwaͤrtigen
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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809/232>, abgerufen am 22.11.2024.
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