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Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772.

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hoben. Der Leib wird durch die Verwesung zerstört.
Von der Seele wissen wir, aus der Vernunft mit vieler
Wahrscheinlichkeit, aus der Offenbahrung mit Gewißheit,
daß sie nicht mit sterbe. Von dem Zustand der Seele
des Gerechten nach dem Tode des Leibes und während
desselben, giebt uns die Schrift diese Nachrichten. Sie
ist in Gottes Händen, in seinem Schutz, in seiner Be-
wahrung. Ps 31,6. Luc. 23,46. Ap. Gesch 7,28. Sie
ist von allem Uebel erlöst, vor aller Gefahr in Sicherheit,
also auch vor der Gefahr ihre künftige Glückseeligkeit noch
zu verlieren. 2 Tim. 4,18. Sie ist bey Christo, in seiner
Vereinigung, und also schon im Besitz und Genuß himm-
lischer Glückseeligkeit. Phil. 1, 21-24. Genauere und
umständlichere Belehrung giebt uns die Offenbarung
hierüber nicht. Aber wir brauchen auch nichts mehr da-
von zu wissen, um uns völlig zu beruhigen. -- Der
Graf erinnerte mich hier noch an die Worte Christi:
Heute wirst du mit mir im Paradiese seyn.

Dieser seeligen Veränderung, so wendete ich dieß
auf ihn an, sind Sie nun sehr nahe: denn seelig ist sie
für Sie gewiß, wenn Sie in Jhrer itzigen Gesinnung
sterben. Jhr Leib wird ruhen, und in seiner Ruhe zer-
stört werden. Jnzwischen sagt Jhnen Jhre Vernunft
schon, daß auch kein Stäubchen, das zu demselben ge-
hört, verlohren gehen kann, sondern gewiß in der Natur
vorhanden bleibt, und von dem allwissenden Herrn der-
selben gekannt und erhalten wird. Ob Sie sich nun
gleich keine Vorstellung von dem Vergnügen machen kön-
nen, das Jhre Seele im Stande der Absonderung von
dem Leibe genießen wird, so wissen Sie doch, daß ein
solches Vergnügen möglich ist. Denn es giebt ja Freu-
den des Geistes, an denen der Leib gar nicht Theil hat,
z. Ex. die Wollust in der Erkenntniß der Wahrheit in
dem Bewußtseyn guter Gesinnungen und Thaten. --

Wenn



hoben. Der Leib wird durch die Verweſung zerſtoͤrt.
Von der Seele wiſſen wir, aus der Vernunft mit vieler
Wahrſcheinlichkeit, aus der Offenbahrung mit Gewißheit,
daß ſie nicht mit ſterbe. Von dem Zuſtand der Seele
des Gerechten nach dem Tode des Leibes und waͤhrend
deſſelben, giebt uns die Schrift dieſe Nachrichten. Sie
iſt in Gottes Haͤnden, in ſeinem Schutz, in ſeiner Be-
wahrung. Pſ 31,6. Luc. 23,46. Ap. Geſch 7,28. Sie
iſt von allem Uebel erloͤſt, vor aller Gefahr in Sicherheit,
alſo auch vor der Gefahr ihre kuͤnftige Gluͤckſeeligkeit noch
zu verlieren. 2 Tim. 4,18. Sie iſt bey Chriſto, in ſeiner
Vereinigung, und alſo ſchon im Beſitz und Genuß himm-
liſcher Gluͤckſeeligkeit. Phil. 1, 21-24. Genauere und
umſtaͤndlichere Belehrung giebt uns die Offenbarung
hieruͤber nicht. Aber wir brauchen auch nichts mehr da-
von zu wiſſen, um uns voͤllig zu beruhigen. — Der
Graf erinnerte mich hier noch an die Worte Chriſti:
Heute wirſt du mit mir im Paradieſe ſeyn.

Dieſer ſeeligen Veraͤnderung, ſo wendete ich dieß
auf ihn an, ſind Sie nun ſehr nahe: denn ſeelig iſt ſie
fuͤr Sie gewiß, wenn Sie in Jhrer itzigen Geſinnung
ſterben. Jhr Leib wird ruhen, und in ſeiner Ruhe zer-
ſtoͤrt werden. Jnzwiſchen ſagt Jhnen Jhre Vernunft
ſchon, daß auch kein Staͤubchen, das zu demſelben ge-
hoͤrt, verlohren gehen kann, ſondern gewiß in der Natur
vorhanden bleibt, und von dem allwiſſenden Herrn der-
ſelben gekannt und erhalten wird. Ob Sie ſich nun
gleich keine Vorſtellung von dem Vergnuͤgen machen koͤn-
nen, das Jhre Seele im Stande der Abſonderung von
dem Leibe genießen wird, ſo wiſſen Sie doch, daß ein
ſolches Vergnuͤgen moͤglich iſt. Denn es giebt ja Freu-
den des Geiſtes, an denen der Leib gar nicht Theil hat,
z. Ex. die Wolluſt in der Erkenntniß der Wahrheit in
dem Bewußtſeyn guter Geſinnungen und Thaten. —

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[203/0215] hoben. Der Leib wird durch die Verweſung zerſtoͤrt. Von der Seele wiſſen wir, aus der Vernunft mit vieler Wahrſcheinlichkeit, aus der Offenbahrung mit Gewißheit, daß ſie nicht mit ſterbe. Von dem Zuſtand der Seele des Gerechten nach dem Tode des Leibes und waͤhrend deſſelben, giebt uns die Schrift dieſe Nachrichten. Sie iſt in Gottes Haͤnden, in ſeinem Schutz, in ſeiner Be- wahrung. Pſ 31,6. Luc. 23,46. Ap. Geſch 7,28. Sie iſt von allem Uebel erloͤſt, vor aller Gefahr in Sicherheit, alſo auch vor der Gefahr ihre kuͤnftige Gluͤckſeeligkeit noch zu verlieren. 2 Tim. 4,18. Sie iſt bey Chriſto, in ſeiner Vereinigung, und alſo ſchon im Beſitz und Genuß himm- liſcher Gluͤckſeeligkeit. Phil. 1, 21-24. Genauere und umſtaͤndlichere Belehrung giebt uns die Offenbarung hieruͤber nicht. Aber wir brauchen auch nichts mehr da- von zu wiſſen, um uns voͤllig zu beruhigen. — Der Graf erinnerte mich hier noch an die Worte Chriſti: Heute wirſt du mit mir im Paradieſe ſeyn. Dieſer ſeeligen Veraͤnderung, ſo wendete ich dieß auf ihn an, ſind Sie nun ſehr nahe: denn ſeelig iſt ſie fuͤr Sie gewiß, wenn Sie in Jhrer itzigen Geſinnung ſterben. Jhr Leib wird ruhen, und in ſeiner Ruhe zer- ſtoͤrt werden. Jnzwiſchen ſagt Jhnen Jhre Vernunft ſchon, daß auch kein Staͤubchen, das zu demſelben ge- hoͤrt, verlohren gehen kann, ſondern gewiß in der Natur vorhanden bleibt, und von dem allwiſſenden Herrn der- ſelben gekannt und erhalten wird. Ob Sie ſich nun gleich keine Vorſtellung von dem Vergnuͤgen machen koͤn- nen, das Jhre Seele im Stande der Abſonderung von dem Leibe genießen wird, ſo wiſſen Sie doch, daß ein ſolches Vergnuͤgen moͤglich iſt. Denn es giebt ja Freu- den des Geiſtes, an denen der Leib gar nicht Theil hat, z. Ex. die Wolluſt in der Erkenntniß der Wahrheit in dem Bewußtſeyn guter Geſinnungen und Thaten. — Wenn

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Zitationshilfe: Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muenter_bekehren_1772/215>, abgerufen am 21.11.2024.