Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898.wir sieben verloren, und jetzt ist die Zeit da, da sie Als sich aber die Menschen, oder vielmehr die 1) Die drei Kleinodien Spiegel, Schwert und Edelstein, deren symbolische Bedeutung bis heute noch nicht klar nachgewiesen werden konnte (der Spiegel ist vermutlich das Abbild der Sonne und das Sinnbild der Reinheit, die ja im Shintoismus ganz besondere Bedeutung hat, während das Schwert wohl die Herrschergewalt darstellt und so mit den Tugenden der Loyalität 13*
wir ſieben verloren, und jetzt iſt die Zeit da, da ſie Als ſich aber die Menſchen, oder vielmehr die 1) Die drei Kleinodien Spiegel, Schwert und Edelſtein, deren ſymboliſche Bedeutung bis heute noch nicht klar nachgewieſen werden konnte (der Spiegel iſt vermutlich das Abbild der Sonne und das Sinnbild der Reinheit, die ja im Shintoismus ganz beſondere Bedeutung hat, während das Schwert wohl die Herrſchergewalt darſtellt und ſo mit den Tugenden der Loyalität 13*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0209" n="195"/> wir ſieben verloren, und jetzt iſt die Zeit da, da ſie<lb/> wieder kommen wird, um auch unſere letzte Tochter zu<lb/> holen“. Als Suſano das hörte, fragte er den alten<lb/> Mann: „Willſt du mir deine Tochter zum Weibe geben,<lb/> wenn ich ſie von der Schlange errette?“ Als nun der<lb/> Alte mit Freuden zuſagte, befahl ihm der Gott, ſtarken<lb/> Sake (Reisbranntwein) zu brauen. Als der Sake fertig<lb/> war, füllten ſie ihn in acht Krüge und ſtellten dieſelben<lb/> hin. Kaum war das gethan, als die Schlange auch<lb/> ſchon erſchien. Als ſie den Sake roch, ſteckte ſie in jeden<lb/> Krug einen Kopf und trank den Sake aus. Dann legte<lb/> ſie ſich, berauſcht wie ſie war, nieder zum Schlafen.<lb/> Da ergriff der Gott ſein Schwert und hieb die Schlange<lb/> in Stücke. Als er an den Schwanz kam, ſtieß er auf<lb/> etwas Hartes und als er nachſchaute, fand er ein großes<lb/> koſtbares Schwert, welches er herausnahm. Darnach<lb/> baute ſich Suſano einen Palaſt, in welchem er mit ſeiner<lb/> Gattin glücklich und zufrieden lebte, und Söhne und<lb/> Töchter wurden ihm geboren.</p><lb/> <p>Als ſich aber die Menſchen, oder vielmehr die<lb/> „Erdgötter“ auf der Erde vermehrten, beſchloß Ama-<lb/> teraſu, ihren Enkel Ninigi hinabzuſenden, daß er über<lb/> ſie herrſche. Bei ſeinem Abſchied vom Himmel übergab<lb/> ſie ihm die Edelſteinſchnur und den Spiegel, womit die<lb/> Götter ſie einſt aus der Höhle gelockt hatten, und das<lb/> Schwert, das Suſano im Schwanz der Schlange ge-<lb/> funden hatte <note xml:id="note-0209" next="#note-0210" place="foot" n="1)">Die drei Kleinodien Spiegel, Schwert und Edelſtein, deren<lb/> ſymboliſche Bedeutung bis heute noch nicht klar nachgewieſen<lb/> werden konnte (der Spiegel iſt vermutlich das Abbild der Sonne<lb/> und das Sinnbild der Reinheit, die ja im Shintoismus ganz<lb/> beſondere Bedeutung hat, während das Schwert wohl die<lb/> Herrſchergewalt darſtellt und ſo mit den Tugenden der Loyalität</note>. Sie befahl ihm an, den Spiegel als<lb/> <fw place="bottom" type="sig">13*</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [195/0209]
wir ſieben verloren, und jetzt iſt die Zeit da, da ſie
wieder kommen wird, um auch unſere letzte Tochter zu
holen“. Als Suſano das hörte, fragte er den alten
Mann: „Willſt du mir deine Tochter zum Weibe geben,
wenn ich ſie von der Schlange errette?“ Als nun der
Alte mit Freuden zuſagte, befahl ihm der Gott, ſtarken
Sake (Reisbranntwein) zu brauen. Als der Sake fertig
war, füllten ſie ihn in acht Krüge und ſtellten dieſelben
hin. Kaum war das gethan, als die Schlange auch
ſchon erſchien. Als ſie den Sake roch, ſteckte ſie in jeden
Krug einen Kopf und trank den Sake aus. Dann legte
ſie ſich, berauſcht wie ſie war, nieder zum Schlafen.
Da ergriff der Gott ſein Schwert und hieb die Schlange
in Stücke. Als er an den Schwanz kam, ſtieß er auf
etwas Hartes und als er nachſchaute, fand er ein großes
koſtbares Schwert, welches er herausnahm. Darnach
baute ſich Suſano einen Palaſt, in welchem er mit ſeiner
Gattin glücklich und zufrieden lebte, und Söhne und
Töchter wurden ihm geboren.
Als ſich aber die Menſchen, oder vielmehr die
„Erdgötter“ auf der Erde vermehrten, beſchloß Ama-
teraſu, ihren Enkel Ninigi hinabzuſenden, daß er über
ſie herrſche. Bei ſeinem Abſchied vom Himmel übergab
ſie ihm die Edelſteinſchnur und den Spiegel, womit die
Götter ſie einſt aus der Höhle gelockt hatten, und das
Schwert, das Suſano im Schwanz der Schlange ge-
funden hatte 1). Sie befahl ihm an, den Spiegel als
1) Die drei Kleinodien Spiegel, Schwert und Edelſtein, deren
ſymboliſche Bedeutung bis heute noch nicht klar nachgewieſen
werden konnte (der Spiegel iſt vermutlich das Abbild der Sonne
und das Sinnbild der Reinheit, die ja im Shintoismus ganz
beſondere Bedeutung hat, während das Schwert wohl die
Herrſchergewalt darſtellt und ſo mit den Tugenden der Loyalität
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