nicht --, so verbringt er durchschnittlich wenigstens einen Abend in der Woche im Kreise deutscher Gemütlichkeit. Unsere Landsleute haben sich zu einem wissenschaftlichen Verein für Natur- und Völkerkunde Ostasiens zusammen- geschlossen, welcher allmonatlich eine Sitzung abhält, wo Wissenschaft und Geselligkeit gleicher Weise gepflegt werden. Besondere Freude erregte es immer, wenn deutsche Kriegsschiffe in Yokohama vor Anker gingen. Zwar waren es meist alte Schiffe oder kleine Kanonen- boote, auf die man nicht sehr stolz sein konnte, so schmuck und blitzblank sie auch gehalten waren. Um so mehr thaten wir uns etwas zu gut auf unsere wackeren Blau- jacken. So stramm und schneidig wie sie sahen die der anderen Nationen denn doch nicht aus! Gern folgte man der Einladung an Bord eines Schiffes, man freute sich wieder einmal deutschen Boden zu betreten und an der Seite des wettergebräunten Kapitäns und im Kreise immer fröhlicher Lieutenants plauderte es sich am Tische der Offiziersmesse gar behaglich. Es ist also trotz der riesenhaften Entfernung einer vierzigtägigen See- fahrt keine Verbannung, in der man sich im fernen Osten befindet, und manchmal klingen einem der Mutter- sprache süße Laute freundlich in Ohr und Herz.
Das ist das Leben eines deutschen Missionars in Japan.
So wäre denn nach all dem Japan das begehrens- werteste Missionsfeld der Welt! Ein herrliches Land, ein freundliches Volk, europäische Wohnung, Kleidung und Nahrung, ein auskömmliches Gehalt, die Freuden der Geselligkeit: das ist ja alles, was das Herz begehren mag! Da ist ja der japanische Missionar gar kein rechter Missionar mehr! Da geht ja der ganze Nimbus, als ob er etwas Besonderes sei, von ihm weg! Nun, etwas
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nicht —, ſo verbringt er durchſchnittlich wenigſtens einen Abend in der Woche im Kreiſe deutſcher Gemütlichkeit. Unſere Landsleute haben ſich zu einem wiſſenſchaftlichen Verein für Natur- und Völkerkunde Oſtaſiens zuſammen- geſchloſſen, welcher allmonatlich eine Sitzung abhält, wo Wiſſenſchaft und Geſelligkeit gleicher Weiſe gepflegt werden. Beſondere Freude erregte es immer, wenn deutſche Kriegsſchiffe in Yokohama vor Anker gingen. Zwar waren es meiſt alte Schiffe oder kleine Kanonen- boote, auf die man nicht ſehr ſtolz ſein konnte, ſo ſchmuck und blitzblank ſie auch gehalten waren. Um ſo mehr thaten wir uns etwas zu gut auf unſere wackeren Blau- jacken. So ſtramm und ſchneidig wie ſie ſahen die der anderen Nationen denn doch nicht aus! Gern folgte man der Einladung an Bord eines Schiffes, man freute ſich wieder einmal deutſchen Boden zu betreten und an der Seite des wettergebräunten Kapitäns und im Kreiſe immer fröhlicher Lieutenants plauderte es ſich am Tiſche der Offiziersmeſſe gar behaglich. Es iſt alſo trotz der rieſenhaften Entfernung einer vierzigtägigen See- fahrt keine Verbannung, in der man ſich im fernen Oſten befindet, und manchmal klingen einem der Mutter- ſprache ſüße Laute freundlich in Ohr und Herz.
Das iſt das Leben eines deutſchen Miſſionars in Japan.
So wäre denn nach all dem Japan das begehrens- werteſte Miſſionsfeld der Welt! Ein herrliches Land, ein freundliches Volk, europäiſche Wohnung, Kleidung und Nahrung, ein auskömmliches Gehalt, die Freuden der Geſelligkeit: das iſt ja alles, was das Herz begehren mag! Da iſt ja der japaniſche Miſſionar gar kein rechter Miſſionar mehr! Da geht ja der ganze Nimbus, als ob er etwas Beſonderes ſei, von ihm weg! Nun, etwas
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nicht —, ſo verbringt er durchſchnittlich wenigſtens einen
Abend in der Woche im Kreiſe deutſcher Gemütlichkeit.
Unſere Landsleute haben ſich zu einem wiſſenſchaftlichen
Verein für Natur- und Völkerkunde Oſtaſiens zuſammen-
geſchloſſen, welcher allmonatlich eine Sitzung abhält, wo
Wiſſenſchaft und Geſelligkeit gleicher Weiſe gepflegt
werden. Beſondere Freude erregte es immer, wenn
deutſche Kriegsſchiffe in Yokohama vor Anker gingen.
Zwar waren es meiſt alte Schiffe oder kleine Kanonen-
boote, auf die man nicht ſehr ſtolz ſein konnte, ſo ſchmuck
und blitzblank ſie auch gehalten waren. Um ſo mehr
thaten wir uns etwas zu gut auf unſere wackeren Blau-
jacken. So ſtramm und ſchneidig wie ſie ſahen die der
anderen Nationen denn doch nicht aus! Gern folgte
man der Einladung an Bord eines Schiffes, man freute
ſich wieder einmal deutſchen Boden zu betreten und
an der Seite des wettergebräunten Kapitäns und
im Kreiſe immer fröhlicher Lieutenants plauderte es ſich
am Tiſche der Offiziersmeſſe gar behaglich. Es iſt alſo
trotz der rieſenhaften Entfernung einer vierzigtägigen See-
fahrt keine Verbannung, in der man ſich im fernen
Oſten befindet, und manchmal klingen einem der Mutter-
ſprache ſüße Laute freundlich in Ohr und Herz.
Das iſt das Leben eines deutſchen Miſſionars in
Japan.
So wäre denn nach all dem Japan das begehrens-
werteſte Miſſionsfeld der Welt! Ein herrliches Land,
ein freundliches Volk, europäiſche Wohnung, Kleidung
und Nahrung, ein auskömmliches Gehalt, die Freuden
der Geſelligkeit: das iſt ja alles, was das Herz begehren
mag! Da iſt ja der japaniſche Miſſionar gar kein rechter
Miſſionar mehr! Da geht ja der ganze Nimbus, als
ob er etwas Beſonderes ſei, von ihm weg! Nun, etwas
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Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/munzinger_japaner_1898/33>, abgerufen am 21.11.2024.
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