Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898.darauf, daß der Missionsberuf Lebensberuf sein solle. Auf dem Missionsfeld ist es keine leere Phrase, 1) Das gilt auch von dem Verfasser selbst. Von Anfang
1890 war er während 51/2 Jahren in Japan thätig. Zerrüttete Gesundheitsverhältnisse nötigten ihn zur Erholung in der Heimat und haben es ihm nicht wieder gestattet, wie er gewollt, nach Japan zurückzukehren. Aber innerlich konnte er sich nicht so rasch von dort losreißen, im Geiste unternahm er noch manche Wan- derung in das eigenartig anziehende Leben dort drüben und so entstanden in der friedlichen Stille einer kleinen pfälzischen Dorf- pfarre diese Skizzen -- zwischen Ähren und Reben. Die Schilderungen beruhen auf eigenen Anschauungen. An wenigen Stellen sind Bücher zurate gezogen worden, weshalb die Litteraturangaben beschränkt sind. darauf, daß der Miſſionsberuf Lebensberuf ſein ſolle. Auf dem Miſſionsfeld iſt es keine leere Phraſe, 1) Das gilt auch von dem Verfaſſer ſelbſt. Von Anfang
1890 war er während 5½ Jahren in Japan thätig. Zerrüttete Geſundheitsverhältniſſe nötigten ihn zur Erholung in der Heimat und haben es ihm nicht wieder geſtattet, wie er gewollt, nach Japan zurückzukehren. Aber innerlich konnte er ſich nicht ſo raſch von dort losreißen, im Geiſte unternahm er noch manche Wan- derung in das eigenartig anziehende Leben dort drüben und ſo entſtanden in der friedlichen Stille einer kleinen pfälziſchen Dorf- pfarre dieſe Skizzen — zwiſchen Ähren und Reben. Die Schilderungen beruhen auf eigenen Anſchauungen. An wenigen Stellen ſind Bücher zurate gezogen worden, weshalb die Litteraturangaben beſchränkt ſind. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0036" n="22"/> darauf, daß der Miſſionsberuf Lebensberuf ſein ſolle.<lb/> Der Miſſionar, welchem es aus irgend welchen Urſachen<lb/> nicht vergönnt war, dieſer Forderung zu genügen,<lb/> empfindet, wenn anders er ehrlich gegen ſich ſelbſt iſt,<lb/> die Berechtigung dieſer Forderung ſelbſt am ſchmerz-<lb/> lichſten. <note place="foot" n="1)">Das gilt auch von dem Verfaſſer ſelbſt. Von Anfang<lb/> 1890 war er während 5½ Jahren in Japan thätig. Zerrüttete<lb/> Geſundheitsverhältniſſe nötigten ihn zur Erholung in der Heimat<lb/> und haben es ihm nicht wieder geſtattet, wie er gewollt, nach<lb/> Japan zurückzukehren. Aber innerlich konnte er ſich nicht ſo raſch<lb/> von dort losreißen, im Geiſte unternahm er noch manche Wan-<lb/> derung in das eigenartig anziehende Leben dort drüben und ſo<lb/> entſtanden in der friedlichen Stille einer kleinen pfälziſchen Dorf-<lb/> pfarre dieſe Skizzen — zwiſchen Ähren und Reben.<lb/> Die Schilderungen beruhen auf eigenen Anſchauungen. An<lb/> wenigen Stellen ſind Bücher zurate gezogen worden, weshalb die<lb/> Litteraturangaben beſchränkt ſind.</note></p><lb/> <p>Auf dem Miſſionsfeld iſt es keine leere Phraſe,<lb/> von der ſtreitenden Kirche zu ſprechen. Der Miſſionar<lb/> draußen ſteht im Felde, er iſt ein Kämpfer, ein Krieger.<lb/> Der Preis, um den er kämpft, ſind Menſchenſeelen.<lb/> Bei dieſem Ringen um Seelen aber beſteht die Gefahr,<lb/> daß auch das Seelenleben des Kämpfers nicht bloß an-<lb/> geregt, ſondern aufgerieben wird. Was die Kräfte<lb/> chriſtlicher Sendboten in Japan verzehrt und ihre<lb/> Geſundheit vor der Zeit bricht, ſind nicht äußere Ein-<lb/> flüſſe; das iſt vielmehr die Schwere der inneren Er-<lb/> fahrungen. Es giebt gegenwärtig kein Schlachtfeld, wo<lb/> die Geiſter heftiger aufeinander ſtoßen, kein Miſſions-<lb/> feld, wo der Kampf zwiſchen Altem und Neuem, zwiſchen<lb/> Aufklärung und Religion, zwiſchen Heidentum und<lb/> Chriſtentum ſo heiß tobt und ſo leidenſchaftlich geführt<lb/> wird wie in Japan. Es giebt kein Gebiet, wo ſo viele<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [22/0036]
darauf, daß der Miſſionsberuf Lebensberuf ſein ſolle.
Der Miſſionar, welchem es aus irgend welchen Urſachen
nicht vergönnt war, dieſer Forderung zu genügen,
empfindet, wenn anders er ehrlich gegen ſich ſelbſt iſt,
die Berechtigung dieſer Forderung ſelbſt am ſchmerz-
lichſten. 1)
Auf dem Miſſionsfeld iſt es keine leere Phraſe,
von der ſtreitenden Kirche zu ſprechen. Der Miſſionar
draußen ſteht im Felde, er iſt ein Kämpfer, ein Krieger.
Der Preis, um den er kämpft, ſind Menſchenſeelen.
Bei dieſem Ringen um Seelen aber beſteht die Gefahr,
daß auch das Seelenleben des Kämpfers nicht bloß an-
geregt, ſondern aufgerieben wird. Was die Kräfte
chriſtlicher Sendboten in Japan verzehrt und ihre
Geſundheit vor der Zeit bricht, ſind nicht äußere Ein-
flüſſe; das iſt vielmehr die Schwere der inneren Er-
fahrungen. Es giebt gegenwärtig kein Schlachtfeld, wo
die Geiſter heftiger aufeinander ſtoßen, kein Miſſions-
feld, wo der Kampf zwiſchen Altem und Neuem, zwiſchen
Aufklärung und Religion, zwiſchen Heidentum und
Chriſtentum ſo heiß tobt und ſo leidenſchaftlich geführt
wird wie in Japan. Es giebt kein Gebiet, wo ſo viele
1) Das gilt auch von dem Verfaſſer ſelbſt. Von Anfang
1890 war er während 5½ Jahren in Japan thätig. Zerrüttete
Geſundheitsverhältniſſe nötigten ihn zur Erholung in der Heimat
und haben es ihm nicht wieder geſtattet, wie er gewollt, nach
Japan zurückzukehren. Aber innerlich konnte er ſich nicht ſo raſch
von dort losreißen, im Geiſte unternahm er noch manche Wan-
derung in das eigenartig anziehende Leben dort drüben und ſo
entſtanden in der friedlichen Stille einer kleinen pfälziſchen Dorf-
pfarre dieſe Skizzen — zwiſchen Ähren und Reben.
Die Schilderungen beruhen auf eigenen Anſchauungen. An
wenigen Stellen ſind Bücher zurate gezogen worden, weshalb die
Litteraturangaben beſchränkt ſind.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |