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Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898.

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-- in geringerem Maß -- im Taufunterricht und -- in
höherem Grad -- bei der litterarischen Arbeit, von
welcher in Kap. XII noch die Rede sein wird. Hier kommt
die Apologetik zu ihrem Recht. In der Predigt aber
tritt sie nicht in den Vordergrund. Vielmehr besteht
materiell zwischen der Predigt in dem Gottesdienste der
Missionsgemeinde und der Predigt in der Heimat kein
Unterschied. Der Zweck ist positive Erbauung hier wie
dort, und wenn der japanische Geistliche hier und da
auf kleine Abwege gerät, so tragen die Missionare daran
keine Schuld. Für Japan trifft auch die Anschauung
nicht zu, die gleichfalls in Bezug auf Missionspredigten
gang und gäbe ist, als müßten dieselben sehr einfach
gehalten sein, etwa in dem Stil, wie man zu Kindern
redet, als dürfe man nichts voraussetzen und nirgends
nur andeutungsweise sich ergehen, als müsse man viel-
mehr bei Heranziehung biblischer Beispiele recht aus-
führlich sein, wodurch dann die Predigt einen stark
erzählenden Charakter erhalte. Der geistige Horizont
ist wie überall so auch hier ein verschiedener, und bei
der Predigt ist das wohl in Betracht zu ziehen. Aber
im großen und ganzen braucht sich dieselbe kaum unter
der geistigen Höhe zu halten, auf der sie sich in Deutsch-
land bewegt. Und auch die Anforderungen an das
religiöse Besitztum der Hörer brauchen kaum geringer
zu sein. Denn die biblischen Kenntnisse der heiden-
christlichen Gemeinde sind bedeutende.

Wenn die Predigt auf die Heiden, welche unter
den Zuhörern sind, auch nicht direkt berechnet ist, so
hat sie darum doch auch für diese ihren Gewinn; und
wenn sie einmal eine biblische Anspielung nicht ver-
stehen, so mag ihnen gerade das zum Sporn weiteren
Nachforschens werden.

Während aber der Missionar mit Bezug auf den

— in geringerem Maß — im Taufunterricht und — in
höherem Grad — bei der litterariſchen Arbeit, von
welcher in Kap. XII noch die Rede ſein wird. Hier kommt
die Apologetik zu ihrem Recht. In der Predigt aber
tritt ſie nicht in den Vordergrund. Vielmehr beſteht
materiell zwiſchen der Predigt in dem Gottesdienſte der
Miſſionsgemeinde und der Predigt in der Heimat kein
Unterſchied. Der Zweck iſt poſitive Erbauung hier wie
dort, und wenn der japaniſche Geiſtliche hier und da
auf kleine Abwege gerät, ſo tragen die Miſſionare daran
keine Schuld. Für Japan trifft auch die Anſchauung
nicht zu, die gleichfalls in Bezug auf Miſſionspredigten
gang und gäbe iſt, als müßten dieſelben ſehr einfach
gehalten ſein, etwa in dem Stil, wie man zu Kindern
redet, als dürfe man nichts vorausſetzen und nirgends
nur andeutungsweiſe ſich ergehen, als müſſe man viel-
mehr bei Heranziehung bibliſcher Beiſpiele recht aus-
führlich ſein, wodurch dann die Predigt einen ſtark
erzählenden Charakter erhalte. Der geiſtige Horizont
iſt wie überall ſo auch hier ein verſchiedener, und bei
der Predigt iſt das wohl in Betracht zu ziehen. Aber
im großen und ganzen braucht ſich dieſelbe kaum unter
der geiſtigen Höhe zu halten, auf der ſie ſich in Deutſch-
land bewegt. Und auch die Anforderungen an das
religiöſe Beſitztum der Hörer brauchen kaum geringer
zu ſein. Denn die bibliſchen Kenntniſſe der heiden-
chriſtlichen Gemeinde ſind bedeutende.

Wenn die Predigt auf die Heiden, welche unter
den Zuhörern ſind, auch nicht direkt berechnet iſt, ſo
hat ſie darum doch auch für dieſe ihren Gewinn; und
wenn ſie einmal eine bibliſche Anſpielung nicht ver-
ſtehen, ſo mag ihnen gerade das zum Sporn weiteren
Nachforſchens werden.

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[372/0386] — in geringerem Maß — im Taufunterricht und — in höherem Grad — bei der litterariſchen Arbeit, von welcher in Kap. XII noch die Rede ſein wird. Hier kommt die Apologetik zu ihrem Recht. In der Predigt aber tritt ſie nicht in den Vordergrund. Vielmehr beſteht materiell zwiſchen der Predigt in dem Gottesdienſte der Miſſionsgemeinde und der Predigt in der Heimat kein Unterſchied. Der Zweck iſt poſitive Erbauung hier wie dort, und wenn der japaniſche Geiſtliche hier und da auf kleine Abwege gerät, ſo tragen die Miſſionare daran keine Schuld. Für Japan trifft auch die Anſchauung nicht zu, die gleichfalls in Bezug auf Miſſionspredigten gang und gäbe iſt, als müßten dieſelben ſehr einfach gehalten ſein, etwa in dem Stil, wie man zu Kindern redet, als dürfe man nichts vorausſetzen und nirgends nur andeutungsweiſe ſich ergehen, als müſſe man viel- mehr bei Heranziehung bibliſcher Beiſpiele recht aus- führlich ſein, wodurch dann die Predigt einen ſtark erzählenden Charakter erhalte. Der geiſtige Horizont iſt wie überall ſo auch hier ein verſchiedener, und bei der Predigt iſt das wohl in Betracht zu ziehen. Aber im großen und ganzen braucht ſich dieſelbe kaum unter der geiſtigen Höhe zu halten, auf der ſie ſich in Deutſch- land bewegt. Und auch die Anforderungen an das religiöſe Beſitztum der Hörer brauchen kaum geringer zu ſein. Denn die bibliſchen Kenntniſſe der heiden- chriſtlichen Gemeinde ſind bedeutende. Wenn die Predigt auf die Heiden, welche unter den Zuhörern ſind, auch nicht direkt berechnet iſt, ſo hat ſie darum doch auch für dieſe ihren Gewinn; und wenn ſie einmal eine bibliſche Anſpielung nicht ver- ſtehen, ſo mag ihnen gerade das zum Sporn weiteren Nachforſchens werden. Während aber der Miſſionar mit Bezug auf den

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Zitationshilfe: Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/munzinger_japaner_1898/386>, abgerufen am 22.11.2024.