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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778.

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gar gerecht und billig gewesen zu seyn.
Wie soll man einem solchen Schwätzer, dem
die sieben Geister der Künste, worinnen er
die Meisterschaft erlangt hat, zu Gebothe
stehn, wie soll man den bezwingen und
hindern, daß er die göttliche Wahrheit der
Physiognomik nicht in Viehheit verwandele,
wenn man nicht das Brachium saeculare
mit zu Hülf nimmt? Nun vermeyn' ich,
daß, wenn ich benebst meinem Philipp, der
rechtschaffen seinen Mann steht, den welt-
lichen Arm gegen den Wicht erhoben hät-
ten, wir ihm wohl bald den Aristotelischen
Salzhandel gelegt haben möchten. Hätt
mir der Tropf auf öffentlicher Heerstraß',
unter Gottesfreyem Himmel niederknien
und Abbitt thun sollen der Lästerung hal-
ber, die er gegen die physiognomische Kunst
und Kunstgenossen ausgestoßen; dabey
hätt er mir einen theuren Eid schwören sol-
len, in Zukunft beyd' in ihren Würden zu

las-

gar gerecht und billig geweſen zu ſeyn.
Wie ſoll man einem ſolchen Schwaͤtzer, dem
die ſieben Geiſter der Kuͤnſte, worinnen er
die Meiſterſchaft erlangt hat, zu Gebothe
ſtehn, wie ſoll man den bezwingen und
hindern, daß er die goͤttliche Wahrheit der
Phyſiognomik nicht in Viehheit verwandele,
wenn man nicht das Brachium ſaeculare
mit zu Huͤlf nimmt? Nun vermeyn’ ich,
daß, wenn ich benebſt meinem Philipp, der
rechtſchaffen ſeinen Mann ſteht, den welt-
lichen Arm gegen den Wicht erhoben haͤt-
ten, wir ihm wohl bald den Ariſtoteliſchen
Salzhandel gelegt haben moͤchten. Haͤtt
mir der Tropf auf oͤffentlicher Heerſtraß’,
unter Gottesfreyem Himmel niederknien
und Abbitt thun ſollen der Laͤſterung hal-
ber, die er gegen die phyſiognomiſche Kunſt
und Kunſtgenoſſen ausgeſtoßen; dabey
haͤtt er mir einen theuren Eid ſchwoͤren ſol-
len, in Zukunft beyd’ in ihren Wuͤrden zu

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[107/0107] gar gerecht und billig geweſen zu ſeyn. Wie ſoll man einem ſolchen Schwaͤtzer, dem die ſieben Geiſter der Kuͤnſte, worinnen er die Meiſterſchaft erlangt hat, zu Gebothe ſtehn, wie ſoll man den bezwingen und hindern, daß er die goͤttliche Wahrheit der Phyſiognomik nicht in Viehheit verwandele, wenn man nicht das Brachium ſaeculare mit zu Huͤlf nimmt? Nun vermeyn’ ich, daß, wenn ich benebſt meinem Philipp, der rechtſchaffen ſeinen Mann ſteht, den welt- lichen Arm gegen den Wicht erhoben haͤt- ten, wir ihm wohl bald den Ariſtoteliſchen Salzhandel gelegt haben moͤchten. Haͤtt mir der Tropf auf oͤffentlicher Heerſtraß’, unter Gottesfreyem Himmel niederknien und Abbitt thun ſollen der Laͤſterung hal- ber, die er gegen die phyſiognomiſche Kunſt und Kunſtgenoſſen ausgeſtoßen; dabey haͤtt er mir einen theuren Eid ſchwoͤren ſol- len, in Zukunft beyd’ in ihren Wuͤrden zu laſ-

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen02_1778/107>, abgerufen am 17.05.2024.