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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778.

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Bey dieser Red' schoß mir's Blatt.
Ha, dacht ich, das ist wohl am Ende gar
mein entflohnes Sangvögelein. Das
Herz schlug mir plötzlich wie 'n Hammer,
das Gesicht brannt mir wie Feuer; ich
fühlt ein Springen und Hüpfen in allen
Adern, daß ich wohl draus abnahm, hier
sey meines Bleibens nicht länger. --
Jch that in einem Nu zwanzig Fragen an
den Wirth, davon er keine beantworten
konnt', lief in der Stub herum, sucht nach
meinem Hut, und merkt' nicht, daß er
mir auf dem Kopf saß. Wollt stracks wie-
der aufsitzen und der Postchaise nacheilen,
in der festen Meynung, die Sophie zu er-
haschen. Der Wirth stund ganz versteint
da, wußt' nicht, was das bedeutet', fürch-
tet, seine Geschwätzigkeit würd ihm einen
Passagier entreißen, der ihm gar ein selten
Wildpret war. Aber unglücklicher oder
glücklicher Weise hatte der Cimber ein Huf-

eisen
J

Bey dieſer Red’ ſchoß mir’s Blatt.
Ha, dacht ich, das iſt wohl am Ende gar
mein entflohnes Sangvoͤgelein. Das
Herz ſchlug mir ploͤtzlich wie ’n Hammer,
das Geſicht brannt mir wie Feuer; ich
fuͤhlt ein Springen und Huͤpfen in allen
Adern, daß ich wohl draus abnahm, hier
ſey meines Bleibens nicht laͤnger. —
Jch that in einem Nu zwanzig Fragen an
den Wirth, davon er keine beantworten
konnt’, lief in der Stub herum, ſucht nach
meinem Hut, und merkt’ nicht, daß er
mir auf dem Kopf ſaß. Wollt ſtracks wie-
der aufſitzen und der Poſtchaiſe nacheilen,
in der feſten Meynung, die Sophie zu er-
haſchen. Der Wirth ſtund ganz verſteint
da, wußt’ nicht, was das bedeutet’, fuͤrch-
tet, ſeine Geſchwaͤtzigkeit wuͤrd ihm einen
Paſſagier entreißen, der ihm gar ein ſelten
Wildpret war. Aber ungluͤcklicher oder
gluͤcklicher Weiſe hatte der Cimber ein Huf-

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[129/0129] Bey dieſer Red’ ſchoß mir’s Blatt. Ha, dacht ich, das iſt wohl am Ende gar mein entflohnes Sangvoͤgelein. Das Herz ſchlug mir ploͤtzlich wie ’n Hammer, das Geſicht brannt mir wie Feuer; ich fuͤhlt ein Springen und Huͤpfen in allen Adern, daß ich wohl draus abnahm, hier ſey meines Bleibens nicht laͤnger. — Jch that in einem Nu zwanzig Fragen an den Wirth, davon er keine beantworten konnt’, lief in der Stub herum, ſucht nach meinem Hut, und merkt’ nicht, daß er mir auf dem Kopf ſaß. Wollt ſtracks wie- der aufſitzen und der Poſtchaiſe nacheilen, in der feſten Meynung, die Sophie zu er- haſchen. Der Wirth ſtund ganz verſteint da, wußt’ nicht, was das bedeutet’, fuͤrch- tet, ſeine Geſchwaͤtzigkeit wuͤrd ihm einen Paſſagier entreißen, der ihm gar ein ſelten Wildpret war. Aber ungluͤcklicher oder gluͤcklicher Weiſe hatte der Cimber ein Huf- eiſen J

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen02_1778/129>, abgerufen am 04.12.2024.