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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778.

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darauf gerichtet sind, so sind auch zuverläs-
sig die Augen meiner Gattin und Kinder
auf meine Silhouette geheftet, neben Dr.
Luthers Bildniß. -- Was für himmlisches
Entzücken uns diese idealische Conversation
gewährt, bin ich unvermögend, mein Herr,
Jhnen zu beschreiben; es muß gefühlt wer-
den, und für dieses Gefühl hat Niemand
Sinn als Liebende. Sind Sie einer dieser
Auserwählten, so verstehen Sie mich ohne
Worte; gehören Sie nicht unter diese Zahl,
so können Sie auch nicht fassen, wie Jdeal
wirklichen Genuß zu ersetzen vermag."

Herr, fiel ich ihm ein, auf Ehre, das
kann ich! Bin in den idealischen Regionen
weniger Fremdling, als Sie in den physio-
gnomischen, hab mich ganz in ihr Gefühl
hinein gedacht, und behagt mir ihre Art zu
prozediren nicht unrecht. Hab auch wohl
zu Zeiten geliebt oder geminnet, wie jezt
unser rothwälscher Witz spricht. Wenn

sichs

darauf gerichtet ſind, ſo ſind auch zuverlaͤſ-
ſig die Augen meiner Gattin und Kinder
auf meine Silhouette geheftet, neben Dr.
Luthers Bildniß. — Was fuͤr himmliſches
Entzuͤcken uns dieſe idealiſche Converſation
gewaͤhrt, bin ich unvermoͤgend, mein Herr,
Jhnen zu beſchreiben; es muß gefuͤhlt wer-
den, und fuͤr dieſes Gefuͤhl hat Niemand
Sinn als Liebende. Sind Sie einer dieſer
Auserwaͤhlten, ſo verſtehen Sie mich ohne
Worte; gehoͤren Sie nicht unter dieſe Zahl,
ſo koͤnnen Sie auch nicht faſſen, wie Jdeal
wirklichen Genuß zu erſetzen vermag.„

Herr, fiel ich ihm ein, auf Ehre, das
kann ich! Bin in den idealiſchen Regionen
weniger Fremdling, als Sie in den phyſio-
gnomiſchen, hab mich ganz in ihr Gefuͤhl
hinein gedacht, und behagt mir ihre Art zu
prozediren nicht unrecht. Hab auch wohl
zu Zeiten geliebt oder geminnet, wie jezt
unſer rothwaͤlſcher Witz ſpricht. Wenn

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[139/0139] darauf gerichtet ſind, ſo ſind auch zuverlaͤſ- ſig die Augen meiner Gattin und Kinder auf meine Silhouette geheftet, neben Dr. Luthers Bildniß. — Was fuͤr himmliſches Entzuͤcken uns dieſe idealiſche Converſation gewaͤhrt, bin ich unvermoͤgend, mein Herr, Jhnen zu beſchreiben; es muß gefuͤhlt wer- den, und fuͤr dieſes Gefuͤhl hat Niemand Sinn als Liebende. Sind Sie einer dieſer Auserwaͤhlten, ſo verſtehen Sie mich ohne Worte; gehoͤren Sie nicht unter dieſe Zahl, ſo koͤnnen Sie auch nicht faſſen, wie Jdeal wirklichen Genuß zu erſetzen vermag.„ Herr, fiel ich ihm ein, auf Ehre, das kann ich! Bin in den idealiſchen Regionen weniger Fremdling, als Sie in den phyſio- gnomiſchen, hab mich ganz in ihr Gefuͤhl hinein gedacht, und behagt mir ihre Art zu prozediren nicht unrecht. Hab auch wohl zu Zeiten geliebt oder geminnet, wie jezt unſer rothwaͤlſcher Witz ſpricht. Wenn ſichs

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen02_1778/139>, abgerufen am 25.11.2024.