zu weit nachgespürt hatte, zog mich in ein Labyrinth, aus dem ich mich nicht heraus zu finden wußt'. Vergebens spürten wir nach einem Pfad umher, der uns zum Leit- faden hätt' dienen mögen, zu irgend einer menschlichen Wohnung zu gelangen. Jn- dem ich so etwas mißmuthig fortritt, fing Philipp hinter mir halb laut an: Herr, dort seitwärts lauscht einer hinterm Baum hervor, weiß nicht ob's hier geheuer ist. Hast Recht, sprach ich, schau ein wenig umher; mögen hier wohl mehr der Busch- klepper stecken. Halt Kraut und Loth pa- rat, wer weiß wo wirs brauchen können. Jch trabt' drauf mit Macht auf den Ort loß, wo Philipp eine Menschengestalt wollt' gesehen haben, visirt' dort allenthalben um- her in dem Gebüsch; aber da war kein le- bendiger Odem zu verspüren. Gleichwol schlängelt' sich ein Fußpfad unweit davon mit so vielen Krümmungen durchs Holz,
wie
zu weit nachgeſpuͤrt hatte, zog mich in ein Labyrinth, aus dem ich mich nicht heraus zu finden wußt’. Vergebens ſpuͤrten wir nach einem Pfad umher, der uns zum Leit- faden haͤtt’ dienen moͤgen, zu irgend einer menſchlichen Wohnung zu gelangen. Jn- dem ich ſo etwas mißmuthig fortritt, fing Philipp hinter mir halb laut an: Herr, dort ſeitwaͤrts lauſcht einer hinterm Baum hervor, weiß nicht ob’s hier geheuer iſt. Haſt Recht, ſprach ich, ſchau ein wenig umher; moͤgen hier wohl mehr der Buſch- klepper ſtecken. Halt Kraut und Loth pa- rat, wer weiß wo wirs brauchen koͤnnen. Jch trabt’ drauf mit Macht auf den Ort loß, wo Philipp eine Menſchengeſtalt wollt’ geſehen haben, viſirt’ dort allenthalben um- her in dem Gebuͤſch; aber da war kein le- bendiger Odem zu verſpuͤren. Gleichwol ſchlaͤngelt’ ſich ein Fußpfad unweit davon mit ſo vielen Kruͤmmungen durchs Holz,
wie
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0174"n="174"/>
zu weit nachgeſpuͤrt hatte, zog mich in ein<lb/>
Labyrinth, aus dem ich mich nicht heraus<lb/>
zu finden wußt’. Vergebens ſpuͤrten wir<lb/>
nach einem Pfad umher, der uns zum Leit-<lb/>
faden haͤtt’ dienen moͤgen, zu irgend einer<lb/>
menſchlichen Wohnung zu gelangen. Jn-<lb/>
dem ich ſo etwas mißmuthig fortritt, fing<lb/>
Philipp hinter mir halb laut an: Herr,<lb/>
dort ſeitwaͤrts lauſcht einer hinterm Baum<lb/>
hervor, weiß nicht ob’s hier geheuer iſt.<lb/>
Haſt Recht, ſprach ich, ſchau ein wenig<lb/>
umher; moͤgen hier wohl mehr der Buſch-<lb/>
klepper ſtecken. Halt Kraut und Loth pa-<lb/>
rat, wer weiß wo wirs brauchen koͤnnen.<lb/>
Jch trabt’ drauf mit Macht auf den Ort<lb/>
loß, wo Philipp eine Menſchengeſtalt wollt’<lb/>
geſehen haben, viſirt’ dort allenthalben um-<lb/>
her in dem Gebuͤſch; aber da war kein le-<lb/>
bendiger Odem zu verſpuͤren. Gleichwol<lb/>ſchlaͤngelt’ſich ein Fußpfad unweit davon<lb/>
mit ſo vielen Kruͤmmungen durchs Holz,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">wie</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[174/0174]
zu weit nachgeſpuͤrt hatte, zog mich in ein
Labyrinth, aus dem ich mich nicht heraus
zu finden wußt’. Vergebens ſpuͤrten wir
nach einem Pfad umher, der uns zum Leit-
faden haͤtt’ dienen moͤgen, zu irgend einer
menſchlichen Wohnung zu gelangen. Jn-
dem ich ſo etwas mißmuthig fortritt, fing
Philipp hinter mir halb laut an: Herr,
dort ſeitwaͤrts lauſcht einer hinterm Baum
hervor, weiß nicht ob’s hier geheuer iſt.
Haſt Recht, ſprach ich, ſchau ein wenig
umher; moͤgen hier wohl mehr der Buſch-
klepper ſtecken. Halt Kraut und Loth pa-
rat, wer weiß wo wirs brauchen koͤnnen.
Jch trabt’ drauf mit Macht auf den Ort
loß, wo Philipp eine Menſchengeſtalt wollt’
geſehen haben, viſirt’ dort allenthalben um-
her in dem Gebuͤſch; aber da war kein le-
bendiger Odem zu verſpuͤren. Gleichwol
ſchlaͤngelt’ ſich ein Fußpfad unweit davon
mit ſo vielen Kruͤmmungen durchs Holz,
wie
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen02_1778/174>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.