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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778.

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welche Freund Asmus über Anselmo gehal-
ten hat am ersten Weyhnachttage. Und
wie mirs mehrmalen zu geschehen pflegt,
daß ich einen Gedanken, der mir eindring-
lich ist, festhalt, und dran nage wie ein
Hund an einem Knochen; so begegnet' mirs
auch diesmal. Wie wärs, dacht' ich,
wenn mir die Sophie auf meiner Reis' auf-
stieß? Dieser Gedanke thät mir so wohl,
daß er bald in einen Wunsch umgeschaffen
war. Drauf repräsentirt' mir die Zauber-
laterne der Einbildungskraft mancherley
Schattenspiel von der Sophie, stellt mir
die Dirn' in der und jener Situation vor,
die mein Herz seinen Wünschen gemäß selt-
sam gnug zu drehen wußt; ob wohl mit
unter die Vernunft mit ihren Einwürfen
mir das Spiel verdarb, und die Ding ganz
anders ordnete als der Wille. All diese
Jdeen durch einander wurden erzeugt von
dem Schweben meiner Seel zwischen Ver-

zweif-
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welche Freund Aſmus uͤber Anſelmo gehal-
ten hat am erſten Weyhnachttage. Und
wie mirs mehrmalen zu geſchehen pflegt,
daß ich einen Gedanken, der mir eindring-
lich iſt, feſthalt, und dran nage wie ein
Hund an einem Knochen; ſo begegnet’ mirs
auch diesmal. Wie waͤrs, dacht’ ich,
wenn mir die Sophie auf meiner Reiſ’ auf-
ſtieß? Dieſer Gedanke thaͤt mir ſo wohl,
daß er bald in einen Wunſch umgeſchaffen
war. Drauf repraͤſentirt’ mir die Zauber-
laterne der Einbildungskraft mancherley
Schattenſpiel von der Sophie, ſtellt mir
die Dirn’ in der und jener Situation vor,
die mein Herz ſeinen Wuͤnſchen gemaͤß ſelt-
ſam gnug zu drehen wußt; ob wohl mit
unter die Vernunft mit ihren Einwuͤrfen
mir das Spiel verdarb, und die Ding ganz
anders ordnete als der Wille. All dieſe
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dem Schweben meiner Seel zwiſchen Ver-

zweif-
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[9/0009] welche Freund Aſmus uͤber Anſelmo gehal- ten hat am erſten Weyhnachttage. Und wie mirs mehrmalen zu geſchehen pflegt, daß ich einen Gedanken, der mir eindring- lich iſt, feſthalt, und dran nage wie ein Hund an einem Knochen; ſo begegnet’ mirs auch diesmal. Wie waͤrs, dacht’ ich, wenn mir die Sophie auf meiner Reiſ’ auf- ſtieß? Dieſer Gedanke thaͤt mir ſo wohl, daß er bald in einen Wunſch umgeſchaffen war. Drauf repraͤſentirt’ mir die Zauber- laterne der Einbildungskraft mancherley Schattenſpiel von der Sophie, ſtellt mir die Dirn’ in der und jener Situation vor, die mein Herz ſeinen Wuͤnſchen gemaͤß ſelt- ſam gnug zu drehen wußt; ob wohl mit unter die Vernunft mit ihren Einwuͤrfen mir das Spiel verdarb, und die Ding ganz anders ordnete als der Wille. All dieſe Jdeen durch einander wurden erzeugt von dem Schweben meiner Seel zwiſchen Ver- zweif- A 5

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen02_1778/9>, abgerufen am 21.11.2024.