zweiflung und einem noch überbleibenden Strahl von Hoffnung, und dieses Schwe- ben versezt' mich in eine Extase, die dem Stifter der Quackersekt' Meister Georg Fox weiland, würd' Ehre gemacht haben.
Bald war mirs als säh' ich eine Post- kalesch' übers Feld daher rollen, aus Neu- gier ritt ich nahe bey, wurd' gewahr einer Dame in einem hechtgrauen englischen Reit- rock; neben ihr saß ein junger wohlgemach- ter Mann, in einem grünen Kleid mit ei- nem runden weißen Hut. Da sie mich er- blickte, barg sie ihr Gesicht hinter ein sei- den Tuch, als wär ihr der Staub lästig, und ihr Begleiter rief, daß ichs hören konnt: Schwager fahr zu. Hurrr waren sie vor mir vorbey. -- Ach ich erkannte sie! -- Die Sophie! -- Sie wars, die Treulose! -- Jch sah dem Fuhrwerk nach, so weit mein Auge trug, ließ sie in Friede ziehn und ritt schwermüthig meiner Straßen.
Wie-
zweiflung und einem noch uͤberbleibenden Strahl von Hoffnung, und dieſes Schwe- ben verſezt’ mich in eine Extaſe, die dem Stifter der Quackerſekt’ Meiſter Georg Fox weiland, wuͤrd’ Ehre gemacht haben.
Bald war mirs als ſaͤh’ ich eine Poſt- kaleſch’ uͤbers Feld daher rollen, aus Neu- gier ritt ich nahe bey, wurd’ gewahr einer Dame in einem hechtgrauen engliſchen Reit- rock; neben ihr ſaß ein junger wohlgemach- ter Mann, in einem gruͤnen Kleid mit ei- nem runden weißen Hut. Da ſie mich er- blickte, barg ſie ihr Geſicht hinter ein ſei- den Tuch, als waͤr ihr der Staub laͤſtig, und ihr Begleiter rief, daß ichs hoͤren konnt: Schwager fahr zu. Hurrr waren ſie vor mir vorbey. — Ach ich erkannte ſie! — Die Sophie! — Sie wars, die Treuloſe! — Jch ſah dem Fuhrwerk nach, ſo weit mein Auge trug, ließ ſie in Friede ziehn und ritt ſchwermuͤthig meiner Straßen.
Wie-
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zweiflung und einem noch uͤberbleibenden
Strahl von Hoffnung, und dieſes Schwe-
ben verſezt’ mich in eine Extaſe, die dem
Stifter der Quackerſekt’ Meiſter Georg Fox
weiland, wuͤrd’ Ehre gemacht haben.
Bald war mirs als ſaͤh’ ich eine Poſt-
kaleſch’ uͤbers Feld daher rollen, aus Neu-
gier ritt ich nahe bey, wurd’ gewahr einer
Dame in einem hechtgrauen engliſchen Reit-
rock; neben ihr ſaß ein junger wohlgemach-
ter Mann, in einem gruͤnen Kleid mit ei-
nem runden weißen Hut. Da ſie mich er-
blickte, barg ſie ihr Geſicht hinter ein ſei-
den Tuch, als waͤr ihr der Staub laͤſtig,
und ihr Begleiter rief, daß ichs hoͤren
konnt: Schwager fahr zu. Hurrr waren
ſie vor mir vorbey. — Ach ich erkannte
ſie! — Die Sophie! — Sie wars, die
Treuloſe! — Jch ſah dem Fuhrwerk nach,
ſo weit mein Auge trug, ließ ſie in Friede
ziehn und ritt ſchwermuͤthig meiner Straßen.
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen02_1778/10>, abgerufen am 16.07.2024.
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