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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778.

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Salz aber mit jedem zu lecken, das war
nicht in meinem Plan, einfolglich blieben
wir geschiedene Leut'.

Das zweyte Dubium lößte mir mein
Tischgenoß nicht so nach Wunsch, wie das
erste. Jch frug nemlich: wie kommts, daß
in einer Stadt wie Leipzig, wo alles zu ha-
ben ist, was sich erdenken läßt, dem An-
schein nach die Physiognomisten so dünn ge-
säet sind, daß ich keinen Sohn der Kunst
hab auskundschaften können? Und wie ists
möglich, daß hier im Vaterland der bilden-
den Künste, die die rechte Hand der großen
Wissenschaft sind, physiognomischer Sinn
noch nicht erwacht ist; da bey mir hinterm
Wald schon eine physiognomische Privat-
akademie existirt? Jch hätte geglaubt, es
müßt' hier wenigstens schon ein physiogno-
mischer Catechismus fürs Landvolk unter
der Preß seyn, nachdem von der Weidman-

nischen

Salz aber mit jedem zu lecken, das war
nicht in meinem Plan, einfolglich blieben
wir geſchiedene Leut’.

Das zweyte Dubium loͤßte mir mein
Tiſchgenoß nicht ſo nach Wunſch, wie das
erſte. Jch frug nemlich: wie kommts, daß
in einer Stadt wie Leipzig, wo alles zu ha-
ben iſt, was ſich erdenken laͤßt, dem An-
ſchein nach die Phyſiognomiſten ſo duͤnn ge-
ſaͤet ſind, daß ich keinen Sohn der Kunſt
hab auskundſchaften koͤnnen? Und wie iſts
moͤglich, daß hier im Vaterland der bilden-
den Kuͤnſte, die die rechte Hand der großen
Wiſſenſchaft ſind, phyſiognomiſcher Sinn
noch nicht erwacht iſt; da bey mir hinterm
Wald ſchon eine phyſiognomiſche Privat-
akademie exiſtirt? Jch haͤtte geglaubt, es
muͤßt’ hier wenigſtens ſchon ein phyſiogno-
miſcher Catechiſmus fuͤrs Landvolk unter
der Preß ſeyn, nachdem von der Weidman-

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[98/0098] Salz aber mit jedem zu lecken, das war nicht in meinem Plan, einfolglich blieben wir geſchiedene Leut’. Das zweyte Dubium loͤßte mir mein Tiſchgenoß nicht ſo nach Wunſch, wie das erſte. Jch frug nemlich: wie kommts, daß in einer Stadt wie Leipzig, wo alles zu ha- ben iſt, was ſich erdenken laͤßt, dem An- ſchein nach die Phyſiognomiſten ſo duͤnn ge- ſaͤet ſind, daß ich keinen Sohn der Kunſt hab auskundſchaften koͤnnen? Und wie iſts moͤglich, daß hier im Vaterland der bilden- den Kuͤnſte, die die rechte Hand der großen Wiſſenſchaft ſind, phyſiognomiſcher Sinn noch nicht erwacht iſt; da bey mir hinterm Wald ſchon eine phyſiognomiſche Privat- akademie exiſtirt? Jch haͤtte geglaubt, es muͤßt’ hier wenigſtens ſchon ein phyſiogno- miſcher Catechiſmus fuͤrs Landvolk unter der Preß ſeyn, nachdem von der Weidman- niſchen

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen02_1778/98>, abgerufen am 04.12.2024.