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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779.

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Welt nutzen. Ausserdem hat Lottchen für
das Kloster auch keine Empfehlungen.

Er. Wie so? Was verstehn Sie unter
Klosterempfehlungen?

Jch. Bey uns Protestanten versteh ich
darunter allerley Leibesgebrechen, zum Exem-
pel einen ansehnlichen Höcker auf dem Rü-
cken, ein Fell übers Auge, einen übel ver-
schlossenen Magenmund, verschobene Hüften,
die schwere Geburten befürchten lassen und
dergleichen; oder die Jahre der Verzweif-
lung. Wär ich Klosterrath, so würd ich
iedes Mädchen fortschicken, die nicht eins
von diesen gültigen Testimonien aufzuweisen
hätt!

Er. Jch denke selbst, meine Tochter
habe zum Klosterleben noch zur Zeit keinen
rechtmäßigen Beruf. Vielleicht ist diese
Jdee auch nur ein Nothbehuf. Sie befin-
det sich zwischen zwey Feuern, auf der einen
Seite quält sie der Vater, auf der andern

die

Welt nutzen. Auſſerdem hat Lottchen fuͤr
das Kloſter auch keine Empfehlungen.

Er. Wie ſo? Was verſtehn Sie unter
Kloſterempfehlungen?

Jch. Bey uns Proteſtanten verſteh ich
darunter allerley Leibesgebrechen, zum Exem-
pel einen anſehnlichen Hoͤcker auf dem Ruͤ-
cken, ein Fell uͤbers Auge, einen uͤbel ver-
ſchloſſenen Magenmund, verſchobene Huͤften,
die ſchwere Geburten befuͤrchten laſſen und
dergleichen; oder die Jahre der Verzweif-
lung. Waͤr ich Kloſterrath, ſo wuͤrd ich
iedes Maͤdchen fortſchicken, die nicht eins
von dieſen guͤltigen Teſtimonien aufzuweiſen
haͤtt!

Er. Jch denke ſelbſt, meine Tochter
habe zum Kloſterleben noch zur Zeit keinen
rechtmaͤßigen Beruf. Vielleicht iſt dieſe
Jdee auch nur ein Nothbehuf. Sie befin-
det ſich zwiſchen zwey Feuern, auf der einen
Seite quaͤlt ſie der Vater, auf der andern

die
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[226/0234] Welt nutzen. Auſſerdem hat Lottchen fuͤr das Kloſter auch keine Empfehlungen. Er. Wie ſo? Was verſtehn Sie unter Kloſterempfehlungen? Jch. Bey uns Proteſtanten verſteh ich darunter allerley Leibesgebrechen, zum Exem- pel einen anſehnlichen Hoͤcker auf dem Ruͤ- cken, ein Fell uͤbers Auge, einen uͤbel ver- ſchloſſenen Magenmund, verſchobene Huͤften, die ſchwere Geburten befuͤrchten laſſen und dergleichen; oder die Jahre der Verzweif- lung. Waͤr ich Kloſterrath, ſo wuͤrd ich iedes Maͤdchen fortſchicken, die nicht eins von dieſen guͤltigen Teſtimonien aufzuweiſen haͤtt! Er. Jch denke ſelbſt, meine Tochter habe zum Kloſterleben noch zur Zeit keinen rechtmaͤßigen Beruf. Vielleicht iſt dieſe Jdee auch nur ein Nothbehuf. Sie befin- det ſich zwiſchen zwey Feuern, auf der einen Seite quaͤlt ſie der Vater, auf der andern die

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/234>, abgerufen am 22.12.2024.