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Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709.

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Procedur in Criminal-Sachen.

Ferners soll ein Richter auch die Beschädigungen
oder Verletzungen wahrnemmen/ ob die verdachte Persohn
aus Neid/ Feindschafft/ vorhargehender Betreu- oder
Erwartung einigen Nutzes zu der gedachten Missethat Ur-
sach nemmen möchte.

Jtem so ein Verletzter oder Beschädigter jemand der
Missethat selbst ziehet|/ darauf stirbt/ oder bey seinem
Eyd betheuret.

Denne so jemand einer Missethat halb flüchtig
wurde.

Endlich so einer mit dem anderen umb groß Gut
rechtiget/ das darzu den mehreren Theil seiner Nahrung/
Haab und Vermögens antrifft/ der wird für ein Mißgön-
ner und grosser Feind seines Wiedertheils geachtet/ darum
so der Wiedertheil heimlich ermördet wird/ ist eine Ver-
muthung wieder dieseren Theil/ daß er solchen Mord gethan
hab/ und wo sonst die Persohn ihres Wesens verdächtlich
wäre/ daß er den Mord gethan/ die mag man/ wo er
derhalben nicht redliche Entschuldigung hätte/ gefänglich
annemmen und Peinlich fragen.

Jedoch ist ferners erläuteret/ daß dieser argwönigen
Stucken keins allwegen zu redlicher Anzeigung gnugsam/
darauf Peinliche Frag möge gebraucht werden: Wo aber
dieser Stucken etliche bey einanderen auf jemand erfunden
wurden/ so ist dentzmahlen von dem Richter wol zuermes-
sen/ ob dieselbigen argwöhnigen Stuck so viel redlicher
Anzeig der verdachten Missethat thun mögen/ als zu
Peinlicher Frag gnugsam ist: Welches dann darauß zu
erkennen/ wann der Richter bedachtlich erwigt/ ob die
Ursachen deß Argwohns grösser seyen/ dann die Ursachen
der Entschuldigung/ welchen Fahls peinliche Frag mag
gebraucht werden: Wo aber die Ursachen der Entschuldi-

gung
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Procedur in Criminal-Sachen.

Ferners ſoll ein Richter auch die Beſchaͤdigungen
oder Verletzungen wahrnemmen/ ob die verdachte Perſohn
aus Neid/ Feindſchafft/ vorhargehender Betreu- oder
Erwartung einigen Nutzes zu der gedachten Miſſethat Ur-
ſach nemmen moͤchte.

Jtem ſo ein Verletzter oder Beſchaͤdigter jemand der
Miſſethat ſelbſt ziehet|/ darauf ſtirbt/ oder bey ſeinem
Eyd betheuret.

Denne ſo jemand einer Miſſethat halb fluͤchtig
wurde.

Endlich ſo einer mit dem anderen umb groß Gut
rechtiget/ das darzu den mehreren Theil ſeiner Nahrung/
Haab und Vermoͤgens antrifft/ der wird fuͤr ein Mißgoͤn-
ner und groſſer Feind ſeines Wiedertheils geachtet/ darum
ſo der Wiedertheil heimlich ermoͤrdet wird/ iſt eine Ver-
muthung wieder dieſeren Theil/ daß er ſolchen Mord gethan
hab/ und wo ſonſt die Perſohn ihres Weſens verdaͤchtlich
waͤre/ daß er den Mord gethan/ die mag man/ wo er
derhalben nicht redliche Entſchuldigung haͤtte/ gefaͤnglich
annemmen und Peinlich fragen.

Jedoch iſt ferners erlaͤuteret/ daß dieſer argwoͤnigen
Stucken keins allwegen zu redlicher Anzeigung gnugſam/
darauf Peinliche Frag moͤge gebraucht werden: Wo aber
dieſer Stucken etliche bey einanderen auf jemand erfunden
wurden/ ſo iſt dentzmahlen von dem Richter wol zuermeſ-
ſen/ ob dieſelbigen argwoͤhnigen Stuck ſo viel redlicher
Anzeig der verdachten Miſſethat thun moͤgen/ als zu
Peinlicher Frag gnugſam iſt: Welches dann darauß zu
erkennen/ wann der Richter bedachtlich erwigt/ ob die
Urſachen deß Argwohns groͤſſer ſeyen/ dann die Urſachen
der Entſchuldigung/ welchen Fahls peinliche Frag mag
gebraucht werden: Wo aber die Urſachen der Entſchuldi-

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[219/0235] Procedur in Criminal-Sachen. Ferners ſoll ein Richter auch die Beſchaͤdigungen oder Verletzungen wahrnemmen/ ob die verdachte Perſohn aus Neid/ Feindſchafft/ vorhargehender Betreu- oder Erwartung einigen Nutzes zu der gedachten Miſſethat Ur- ſach nemmen moͤchte. Jtem ſo ein Verletzter oder Beſchaͤdigter jemand der Miſſethat ſelbſt ziehet|/ darauf ſtirbt/ oder bey ſeinem Eyd betheuret. Denne ſo jemand einer Miſſethat halb fluͤchtig wurde. Endlich ſo einer mit dem anderen umb groß Gut rechtiget/ das darzu den mehreren Theil ſeiner Nahrung/ Haab und Vermoͤgens antrifft/ der wird fuͤr ein Mißgoͤn- ner und groſſer Feind ſeines Wiedertheils geachtet/ darum ſo der Wiedertheil heimlich ermoͤrdet wird/ iſt eine Ver- muthung wieder dieſeren Theil/ daß er ſolchen Mord gethan hab/ und wo ſonſt die Perſohn ihres Weſens verdaͤchtlich waͤre/ daß er den Mord gethan/ die mag man/ wo er derhalben nicht redliche Entſchuldigung haͤtte/ gefaͤnglich annemmen und Peinlich fragen. Jedoch iſt ferners erlaͤuteret/ daß dieſer argwoͤnigen Stucken keins allwegen zu redlicher Anzeigung gnugſam/ darauf Peinliche Frag moͤge gebraucht werden: Wo aber dieſer Stucken etliche bey einanderen auf jemand erfunden wurden/ ſo iſt dentzmahlen von dem Richter wol zuermeſ- ſen/ ob dieſelbigen argwoͤhnigen Stuck ſo viel redlicher Anzeig der verdachten Miſſethat thun moͤgen/ als zu Peinlicher Frag gnugſam iſt: Welches dann darauß zu erkennen/ wann der Richter bedachtlich erwigt/ ob die Urſachen deß Argwohns groͤſſer ſeyen/ dann die Urſachen der Entſchuldigung/ welchen Fahls peinliche Frag mag gebraucht werden: Wo aber die Urſachen der Entſchuldi- gung E e 2

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Zitationshilfe: Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mutach_underricht_1709/235>, abgerufen am 24.11.2024.