Nathusius, Marie: Die Kammerjungfer. Eine Stadtgeschichte. Halle (Saale), 1851.auch davon. Heute hatte er sich besonders festgeblät¬ Klärchen aber fühlte sich nicht arm, nein, un¬ auch davon. Heute hatte er ſich beſonders feſtgeblät¬ Klärchen aber fühlte ſich nicht arm, nein, un¬ <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0069" n="63"/> auch davon. Heute hatte er ſich beſonders feſtgeblät¬<lb/> tert und feſtgeleſen, und es war ſchon tiefe Dämme¬<lb/> rung, als er den Laden verließ. Sein Weg führte<lb/> ihn vor dem Schauſpielhauſe vorbei. Trotz der Kälte<lb/> war es hier ziemlich belebt, und zu ſeinem Schrecken<lb/> erkannte er zwiſchen den Leuten Klärchen am Arme<lb/> eines Mannes. Er konnte nicht widerſtehen, er mußte<lb/> erfahren, wer das ſei. Nach einigem Hin- und Her¬<lb/> wenden gelang es ihm, das Geſicht des Mannes zu<lb/> ſehen, er war jung und ſchön mit dunkelblondem Haar<lb/> und einem großen Schnurrbart. Plaudernd ging das<lb/> Paar in das Haus, Fritz folgte ihnen, er ſchämte<lb/> ſich, aber er konnt‘ es nicht laſſen. Vom Parterre<lb/> aus entdeckte er bald Beide in einer halbdunkeln Par¬<lb/> quetloge. O wie vertraulich ſie mit einander waren!<lb/> Er blieb nicht lange, er hatte bald genug geſehen.<lb/> Im Hinausgehen fragte er einen Zettelträger, wer<lb/> der blonde Herr mit dem Schnurrbart ſei. Graf<lb/> Bründel, war die Antwort. Graf Bründel! wieder¬<lb/> holte ſich Fritz. Den Namen hatte er wohl gehört: es<lb/> war der leichtſinnigſte, tollſte Offizier der Garniſon, —<lb/> Klärchen ſeine Geliebte! — Dieſe Gedanken hatten<lb/> ihn in den Tagen beſchäftigt, als Benjamin krank<lb/> war; darüber hatte er Alles um ſich her vergeſſen.<lb/> Aber ſein Herz ſollte nun geheilt werden, und er ſann<lb/> nur auf Mittel, wie der Armen wohl noch zu hel¬<lb/> fen ſei.</p><lb/> <p>Klärchen aber fühlte ſich nicht arm, nein, un¬<lb/> endlich reich, ſie liebte und ward wieder geliebt —<lb/> und von einem vornehmen Manne ward ſie geliebt.<lb/> Wie ſchön, wie fein und galant war ihr Graf; er<lb/></p> </body> </text> </TEI> [63/0069]
auch davon. Heute hatte er ſich beſonders feſtgeblät¬
tert und feſtgeleſen, und es war ſchon tiefe Dämme¬
rung, als er den Laden verließ. Sein Weg führte
ihn vor dem Schauſpielhauſe vorbei. Trotz der Kälte
war es hier ziemlich belebt, und zu ſeinem Schrecken
erkannte er zwiſchen den Leuten Klärchen am Arme
eines Mannes. Er konnte nicht widerſtehen, er mußte
erfahren, wer das ſei. Nach einigem Hin- und Her¬
wenden gelang es ihm, das Geſicht des Mannes zu
ſehen, er war jung und ſchön mit dunkelblondem Haar
und einem großen Schnurrbart. Plaudernd ging das
Paar in das Haus, Fritz folgte ihnen, er ſchämte
ſich, aber er konnt‘ es nicht laſſen. Vom Parterre
aus entdeckte er bald Beide in einer halbdunkeln Par¬
quetloge. O wie vertraulich ſie mit einander waren!
Er blieb nicht lange, er hatte bald genug geſehen.
Im Hinausgehen fragte er einen Zettelträger, wer
der blonde Herr mit dem Schnurrbart ſei. Graf
Bründel, war die Antwort. Graf Bründel! wieder¬
holte ſich Fritz. Den Namen hatte er wohl gehört: es
war der leichtſinnigſte, tollſte Offizier der Garniſon, —
Klärchen ſeine Geliebte! — Dieſe Gedanken hatten
ihn in den Tagen beſchäftigt, als Benjamin krank
war; darüber hatte er Alles um ſich her vergeſſen.
Aber ſein Herz ſollte nun geheilt werden, und er ſann
nur auf Mittel, wie der Armen wohl noch zu hel¬
fen ſei.
Klärchen aber fühlte ſich nicht arm, nein, un¬
endlich reich, ſie liebte und ward wieder geliebt —
und von einem vornehmen Manne ward ſie geliebt.
Wie ſchön, wie fein und galant war ihr Graf; er
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