bringen imstande sei, befriedigt nicht; sie ist sogar geeigneter die wahre Schwierigkeit aus den Augen zu rücken als sie zu lösen. Man ist bei dem Wort Trieb allzu geneigt an die sinnliche Stufe allein zu denken, die ganze weitreichende, ja allumfassende Bedeu- tung, die der Tendenz im höheren Bewusstseinsleben zukommt, zu übersehen oder doch zu unterschätzen, nämlich darin allen- falls verblasste, entkräftete Nachwirkungen, Erinnerungsbilder ehemals sinnlicher Triebe zu sehen, die gegen die frische Ener- gie gegenwärtig lebendiger Triebe natürlich wenig vermöchten. Versteht man dagegen unter Trieb jedwede Tendenz, also auch die der praktischen Einsicht selbst als praktischer schon zu Grunde liegende, so sagt der Satz zwar Richtiges, aber in so dunkler und unbestimmter Weise, dass man über ein Gefühl von Unsicherheit nicht hinauskommt.
Von unseren Voraussetzungen aus ist die Antwort nicht schwer; sie ist eigentlich schon gegeben. Das Rätsel der eige- nen Bedeutung des Wollens löst sich uns darin auf, dass der Wille die praktische Objektsetzung besagt. Die Vor- stellung des Gegenstandes als eines seinsollenden, so verschie- den auch von der des seienden Gegenstandes, hat doch nicht minder als diese die Bedeutung einer für sich gültigen, dem empirischen Subjekt mit unbeugsamem An- spruch gegenübertretenden Setzung. Diesen Sinn des Willens, als des entschiedenen Vorsatzes einer Sache, ignoriert ganz, wer im Willen bloss die Resultante einer ge- gebenen Summe gleichzeitig, jedoch blind wirkender Triebe sieht. Kein Zweifel, dass zur Entschlossenheit des Vorsatzes eine Energie bereits erfordert wird, die nur aus einer voraus vorhandenen, auch wohl schon irgendwie wirksamen Tendenz abgeleitet werden kann. Aber das entschiedene Uebergewicht dieser nunmehr zum Willensinhalt erhobenen Tendenz über jede andere, bloss in Form des willenlosen Triebs vorhandene bleibt auf jene Art ganz unerklärt. Geht man, nach dem Vorurteil des Sensualismus, immer vom Trieb in seiner sinn- lichen oder gar bloss physischen Form aus, in der Meinung, dass sich daraus alles verstehen lassen müsse, so ist die Er- klärung schlechterdings unmöglich. Es würde richtiger sein,
bringen imstande sei, befriedigt nicht; sie ist sogar geeigneter die wahre Schwierigkeit aus den Augen zu rücken als sie zu lösen. Man ist bei dem Wort Trieb allzu geneigt an die sinnliche Stufe allein zu denken, die ganze weitreichende, ja allumfassende Bedeu- tung, die der Tendenz im höheren Bewusstseinsleben zukommt, zu übersehen oder doch zu unterschätzen, nämlich darin allen- falls verblasste, entkräftete Nachwirkungen, Erinnerungsbilder ehemals sinnlicher Triebe zu sehen, die gegen die frische Ener- gie gegenwärtig lebendiger Triebe natürlich wenig vermöchten. Versteht man dagegen unter Trieb jedwede Tendenz, also auch die der praktischen Einsicht selbst als praktischer schon zu Grunde liegende, so sagt der Satz zwar Richtiges, aber in so dunkler und unbestimmter Weise, dass man über ein Gefühl von Unsicherheit nicht hinauskommt.
Von unseren Voraussetzungen aus ist die Antwort nicht schwer; sie ist eigentlich schon gegeben. Das Rätsel der eige- nen Bedeutung des Wollens löst sich uns darin auf, dass der Wille die praktische Objektsetzung besagt. Die Vor- stellung des Gegenstandes als eines seinsollenden, so verschie- den auch von der des seienden Gegenstandes, hat doch nicht minder als diese die Bedeutung einer für sich gültigen, dem empirischen Subjekt mit unbeugsamem An- spruch gegenübertretenden Setzung. Diesen Sinn des Willens, als des entschiedenen Vorsatzes einer Sache, ignoriert ganz, wer im Willen bloss die Resultante einer ge- gebenen Summe gleichzeitig, jedoch blind wirkender Triebe sieht. Kein Zweifel, dass zur Entschlossenheit des Vorsatzes eine Energie bereits erfordert wird, die nur aus einer voraus vorhandenen, auch wohl schon irgendwie wirksamen Tendenz abgeleitet werden kann. Aber das entschiedene Uebergewicht dieser nunmehr zum Willensinhalt erhobenen Tendenz über jede andere, bloss in Form des willenlosen Triebs vorhandene bleibt auf jene Art ganz unerklärt. Geht man, nach dem Vorurteil des Sensualismus, immer vom Trieb in seiner sinn- lichen oder gar bloss physischen Form aus, in der Meinung, dass sich daraus alles verstehen lassen müsse, so ist die Er- klärung schlechterdings unmöglich. Es würde richtiger sein,
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ist bei dem Wort Trieb allzu geneigt an die sinnliche Stufe allein
zu denken, die ganze weitreichende, ja allumfassende Bedeu-
tung, die der Tendenz im höheren Bewusstseinsleben zukommt,
zu übersehen oder doch zu unterschätzen, nämlich darin allen-
falls verblasste, entkräftete Nachwirkungen, Erinnerungsbilder
ehemals sinnlicher Triebe zu sehen, die gegen die frische Ener-
gie gegenwärtig lebendiger Triebe natürlich wenig vermöchten.
Versteht man dagegen unter Trieb jedwede Tendenz, also auch
die der praktischen Einsicht selbst als praktischer schon zu
Grunde liegende, so sagt der Satz zwar Richtiges, aber in so
dunkler und unbestimmter Weise, dass man über ein Gefühl
von Unsicherheit nicht hinauskommt.
Von unseren Voraussetzungen aus ist die Antwort nicht
schwer; sie ist eigentlich schon gegeben. Das Rätsel der eige-
nen Bedeutung des Wollens löst sich uns darin auf, dass der
Wille die praktische Objektsetzung besagt. Die Vor-
stellung des Gegenstandes als eines seinsollenden, so verschie-
den auch von der des seienden Gegenstandes, hat doch nicht
minder als diese die Bedeutung einer für sich gültigen,
dem empirischen Subjekt mit unbeugsamem An-
spruch gegenübertretenden Setzung. Diesen Sinn
des Willens, als des entschiedenen Vorsatzes einer Sache,
ignoriert ganz, wer im Willen bloss die Resultante einer ge-
gebenen Summe gleichzeitig, jedoch blind wirkender Triebe
sieht. Kein Zweifel, dass zur Entschlossenheit des Vorsatzes
eine Energie bereits erfordert wird, die nur aus einer voraus
vorhandenen, auch wohl schon irgendwie wirksamen Tendenz
abgeleitet werden kann. Aber das entschiedene Uebergewicht
dieser nunmehr zum Willensinhalt erhobenen Tendenz über
jede andere, bloss in Form des willenlosen Triebs vorhandene
bleibt auf jene Art ganz unerklärt. Geht man, nach dem
Vorurteil des Sensualismus, immer vom Trieb in seiner sinn-
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dass sich daraus alles verstehen lassen müsse, so ist die Er-
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Natorp, Paul: Sozialpädagogik. Stuttgart, 1899, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/natorp_sozialpaedagogik_1899/75>, abgerufen am 21.11.2024.
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