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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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Das II. Capitel.
wol aus Teutschland, als Jndien, und überhaupt alle unterirdische rare Din-
ge, so gefunden werden. (2) Vegetabilia, oder was aus der Erden sowol als
im Meere hervor wächst, als allerley aromatisches oder wohlriechendes Holtz-
werck, Gummata, Baumrinden etc. allerley See-Gewächse, Corallen-Bäu-
me, Agat, Ambra u. d. g. seltene Sachen mehr, so beydes unter den Pflan-
tzen und Bäumen, auf der Erden sowol als in der See gefunden werden. (3)
Animalia, oder seltsame Thiere auf Erden sowol als in der Lufft und Wasser,
als allerley vierfüßige Thiere, Eidexen und ihre Arten, Schlangen und ande-
res Gewürme, it. Vögel, Fische, Schnecken etc. Jn Summa in einer Natu-
ralien-Kammer oder Cabinet findet man allerley rare und curiöse Figuren
oder Vorstellungen, die uns das Wesen der Natur in ihren dreyen grossen
Reichen, als in dem Animali, Vegetabili und Minerali, praesentiret.

Jn einer Kunst. Kammer werden folgende Dinge aufgehoben, als
mechanische; und diese bestehen entweder aus Erde, als da sind allerley aus
Gyps oder dergleichen irdenen Materien verfertigte Kunst-Sachen: Aus
Metallen, als da sind geometrische und physicalische mathematische u. d. g.
Instrumenta &c. Aus Glas, als Telescopia und Microscopia, allerhand
optische Sachen, Thermometra &c. Aus Holtz, als Globi, musicalische
höltzerne Instrumenta &c. und kurtz zu sagen, alles dasjenige, was die Kunst
in allerley Species, Helffenbein, Perlen-Mutter, Glas, Porcellain u. d. g. Ma-
terien nur immer der curiösen Welt verfertigen mag: Wobey auch dieses in
Acht zu nehmen, daß, ie schwerer eine Materie an und für sich zu bearbeiten, um
destomehr die Rarität und Kunst dabey zu admiriren sey. Dieses alles nun,
sage ich, wird aufgehoben und bewahret in einer Kunst-Kammer oder Kunst-
Cabinet.

Unter die Kunst-Sachen gehören ferner gezählet zu werden allerley Me-
daill
en und Müntzen, köstliche Gemählde von den berühmtesten Mahlern, als
Michael Angelo, Raphael, Titian, Rubens, Durer &c. Heidnische und Rö-
mische Urnen, Thränen-Töpffe, Phosphori: Geographische Charten, rare
Kupfferstiche, curiöse Grund- und Abrisse von allerley Invention, Bibliothe-
qu
en u. d. g. Allein weil viele curiöse Gemüther sowol für dergleichen Na-
turalia,
als Artificiosa aparte Behältnisse zu machen pflegen, so befinde ich
besser zu seyn, einige dergleichen auch apart und ins besondere zu tractiren.

Demnach werden in einem Medaillen- oder Müntz-Cabinet gesammlet
allerley rare aus- und inländische antique und moderne Müntzen, it. Medail-
l
en von Gold, Silber und Ertzt etc. Wer aber selbige sammlet, muß unter an-
dern auf folgendes Acht haben: 1) Daß es aufrichtige Originalia und keine
abgeformte seyn: 2) Von schönem reinen Gepräge: und 3) ist es eine vortreff-

liche
A 2

Das II. Capitel.
wol aus Teutſchland, als Jndien, und uͤberhaupt alle unterirdiſche rare Din-
ge, ſo gefunden werden. (2) Vegetabilia, oder was aus der Erden ſowol als
im Meere hervor waͤchſt, als allerley aromatiſches oder wohlriechendes Holtz-
werck, Gummata, Baumrinden ꝛc. allerley See-Gewaͤchſe, Corallen-Baͤu-
me, Agat, Ambra u. d. g. ſeltene Sachen mehr, ſo beydes unter den Pflan-
tzen und Baͤumen, auf der Erden ſowol als in der See gefunden werden. (3)
Animalia, oder ſeltſame Thiere auf Erden ſowol als in der Lufft und Waſſer,
als allerley vierfuͤßige Thiere, Eidexen und ihre Arten, Schlangen und ande-
res Gewuͤrme, it. Voͤgel, Fiſche, Schnecken ꝛc. Jn Summa in einer Natu-
ralien-Kammer oder Cabinet findet man allerley rare und curiöſe Figuren
oder Vorſtellungen, die uns das Weſen der Natur in ihren dreyen groſſen
Reichen, als in dem Animali, Vegetabili und Minerali, præſentiret.

Jn einer Kunſt. Kammer werden folgende Dinge aufgehoben, als
mechaniſche; und dieſe beſtehen entweder aus Erde, als da ſind allerley aus
Gyps oder dergleichen irdenen Materien verfertigte Kunſt-Sachen: Aus
Metallen, als da ſind geometriſche und phyſicaliſche mathematiſche u. d. g.
Inſtrumenta &c. Aus Glas, als Teleſcopia und Microſcopia, allerhand
optiſche Sachen, Thermometra &c. Aus Holtz, als Globi, muſicaliſche
hoͤltzerne Inſtrumenta &c. und kurtz zu ſagen, alles dasjenige, was die Kunſt
in allerley Species, Helffenbein, Perlen-Mutter, Glas, Porcellain u. d. g. Ma-
terien nur immer der curiöſen Welt verfertigen mag: Wobey auch dieſes in
Acht zu nehmen, daß, ie ſchwerer eine Materie an und fuͤr ſich zu bearbeiten, um
deſtomehr die Raritaͤt und Kunſt dabey zu admiriren ſey. Dieſes alles nun,
ſage ich, wird aufgehoben und bewahret in einer Kunſt-Kammer oder Kunſt-
Cabinet.

Unter die Kunſt-Sachen gehoͤren ferner gezaͤhlet zu werden allerley Me-
daill
en und Muͤntzen, koͤſtliche Gemaͤhlde von den beruͤhmteſten Mahlern, als
Michaël Angelo, Raphaël, Titian, Rubens, Durer &c. Heidniſche und Roͤ-
miſche Urnen, Thraͤnen-Toͤpffe, Phoſphori: Geographiſche Charten, rare
Kupfferſtiche, curiöſe Grund- und Abriſſe von allerley Invention, Bibliothe-
qu
en u. d. g. Allein weil viele curiöſe Gemuͤther ſowol fuͤr dergleichen Na-
turalia,
als Artificioſa aparte Behaͤltniſſe zu machen pflegen, ſo befinde ich
beſſer zu ſeyn, einige dergleichen auch apart und ins beſondere zu tractiren.

Demnach werden in einem Medaillen- oder Muͤntz-Cabinet geſammlet
allerley rare aus- und inlaͤndiſche antique und moderne Muͤntzen, it. Medail-
l
en von Gold, Silber und Ertzt ꝛc. Wer aber ſelbige ſammlet, muß unter an-
dern auf folgendes Acht haben: 1) Daß es aufrichtige Originalia und keine
abgeformte ſeyn: 2) Von ſchoͤnem reinen Gepraͤge: und 3) iſt es eine vortreff-

liche
A 2
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[3/0031] Das II. Capitel. wol aus Teutſchland, als Jndien, und uͤberhaupt alle unterirdiſche rare Din- ge, ſo gefunden werden. (2) Vegetabilia, oder was aus der Erden ſowol als im Meere hervor waͤchſt, als allerley aromatiſches oder wohlriechendes Holtz- werck, Gummata, Baumrinden ꝛc. allerley See-Gewaͤchſe, Corallen-Baͤu- me, Agat, Ambra u. d. g. ſeltene Sachen mehr, ſo beydes unter den Pflan- tzen und Baͤumen, auf der Erden ſowol als in der See gefunden werden. (3) Animalia, oder ſeltſame Thiere auf Erden ſowol als in der Lufft und Waſſer, als allerley vierfuͤßige Thiere, Eidexen und ihre Arten, Schlangen und ande- res Gewuͤrme, it. Voͤgel, Fiſche, Schnecken ꝛc. Jn Summa in einer Natu- ralien-Kammer oder Cabinet findet man allerley rare und curiöſe Figuren oder Vorſtellungen, die uns das Weſen der Natur in ihren dreyen groſſen Reichen, als in dem Animali, Vegetabili und Minerali, præſentiret. Jn einer Kunſt. Kammer werden folgende Dinge aufgehoben, als mechaniſche; und dieſe beſtehen entweder aus Erde, als da ſind allerley aus Gyps oder dergleichen irdenen Materien verfertigte Kunſt-Sachen: Aus Metallen, als da ſind geometriſche und phyſicaliſche mathematiſche u. d. g. Inſtrumenta &c. Aus Glas, als Teleſcopia und Microſcopia, allerhand optiſche Sachen, Thermometra &c. Aus Holtz, als Globi, muſicaliſche hoͤltzerne Inſtrumenta &c. und kurtz zu ſagen, alles dasjenige, was die Kunſt in allerley Species, Helffenbein, Perlen-Mutter, Glas, Porcellain u. d. g. Ma- terien nur immer der curiöſen Welt verfertigen mag: Wobey auch dieſes in Acht zu nehmen, daß, ie ſchwerer eine Materie an und fuͤr ſich zu bearbeiten, um deſtomehr die Raritaͤt und Kunſt dabey zu admiriren ſey. Dieſes alles nun, ſage ich, wird aufgehoben und bewahret in einer Kunſt-Kammer oder Kunſt- Cabinet. Unter die Kunſt-Sachen gehoͤren ferner gezaͤhlet zu werden allerley Me- daillen und Muͤntzen, koͤſtliche Gemaͤhlde von den beruͤhmteſten Mahlern, als Michaël Angelo, Raphaël, Titian, Rubens, Durer &c. Heidniſche und Roͤ- miſche Urnen, Thraͤnen-Toͤpffe, Phoſphori: Geographiſche Charten, rare Kupfferſtiche, curiöſe Grund- und Abriſſe von allerley Invention, Bibliothe- quen u. d. g. Allein weil viele curiöſe Gemuͤther ſowol fuͤr dergleichen Na- turalia, als Artificioſa aparte Behaͤltniſſe zu machen pflegen, ſo befinde ich beſſer zu ſeyn, einige dergleichen auch apart und ins beſondere zu tractiren. Demnach werden in einem Medaillen- oder Muͤntz-Cabinet geſammlet allerley rare aus- und inlaͤndiſche antique und moderne Muͤntzen, it. Medail- len von Gold, Silber und Ertzt ꝛc. Wer aber ſelbige ſammlet, muß unter an- dern auf folgendes Acht haben: 1) Daß es aufrichtige Originalia und keine abgeformte ſeyn: 2) Von ſchoͤnem reinen Gepraͤge: und 3) iſt es eine vortreff- liche A 2

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/31>, abgerufen am 21.11.2024.