Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.Das II. Capitel. masculinum & foemininum, wie sie genennet werden, besitze; 3) daß er diegrossen und kleinen in aparte Schub-Laden verlege; 4) wird eine Muschel oder Schnecke für eine sonderliche Rarität und kostbar gehalten, wenn ihr Ge- winde verkehrt gehet; denn aller Gewinde gehet ordinair von der lincken zur rechten, diese aber von der rechten zur lincken Hand. Etliche Curiöse, und vornemlich Medici, legen sich auch auf ein Anato- Dieses werden meines Erachtens die vornehmsten Behältnisse * seyn, Natur * Wenn denselben noch beygefüget werden die Porcellain- und Birnstein-Cabinetter. A 3
Das II. Capitel. maſculinum & fœmininum, wie ſie genennet werden, beſitze; 3) daß er diegroſſen und kleinen in aparte Schub-Laden verlege; 4) wird eine Muſchel oder Schnecke fuͤr eine ſonderliche Raritaͤt und koſtbar gehalten, wenn ihr Ge- winde verkehrt gehet; denn aller Gewinde gehet ordinair von der lincken zur rechten, dieſe aber von der rechten zur lincken Hand. Etliche Curiöſe, und vornemlich Medici, legen ſich auch auf ein Anato- Dieſes werden meines Erachtens die vornehmſten Behaͤltniſſe * ſeyn, Natur * Wenn denſelben noch beygefuͤget werden die Porcellain- und Birnſtein-Cabinetter. A 3
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Das II. Capitel.
maſculinum & fœmininum, wie ſie genennet werden, beſitze; 3) daß er die
groſſen und kleinen in aparte Schub-Laden verlege; 4) wird eine Muſchel
oder Schnecke fuͤr eine ſonderliche Raritaͤt und koſtbar gehalten, wenn ihr Ge-
winde verkehrt gehet; denn aller Gewinde gehet ordinair von der lincken zur
rechten, dieſe aber von der rechten zur lincken Hand.
Etliche Curiöſe, und vornemlich Medici, legen ſich auch auf ein Anato-
mie-Cabinet, oder in groſſen Staͤdten findet man gantze Anatomie-Kam-
mern, in welchen die Haͤute, das Gerippe und Jngeweide von Menſchen,
Thieren, Fiſchen und Voͤgeln, kuͤrtzlich allerley anatomirte oder zerſchnittene,
zubereitete und balſamirte Coͤrper und Glieder gezeiget werden. Je zierlicher
nun die Sceleta aufgerichtet ſeyn, it. die zerſchnittene Gliedmaſſen, theils aͤuſ-
ſerliche, als Ohren, Augen ꝛc. theils innerliche, als Nerven, Adern, Hertz, Le-
ber, Lunge, Gedaͤrme, Gehirn ꝛc. auf kuͤnſtliche Art ſo aufgeſtellet ſeyn, daß
nicht allein das Auge, ſondern auch vornemlich das Gemuͤth und Gedaͤchtniß
den meiſten Nutzen in Betrachtung derſelben empfinden kan; um deſto ſchoͤ-
ner iſt ein ſolches Cabinet beſtellet. Die beſondere Curioſität in Anatomicis
aber beſtehet auch darinnen, wenn man monſtröſe oder ungemeine Objecta
vorzeigen kan, und dieſe ſind z. E. bey Lebens-Zeit gebrochene und wieder ge-
heilte Armen, Beine, Rippen ꝛc. Todten-Koͤpffe, in deren Sutura Lambdoi-
dea mehr als gewoͤhnliche Oſſicula Wormiana zu ſehen, eine Anchyloſis der
Lenden-Wirbel, it. des Huͤfft- und Schienbeins, Wuͤrmer, die in eines Men-
ſchen Hertze oder Gehirn geſunden werden, eine doppelte Gallen- oder Waſ-
ſer-Blaſe (calculi varii) ꝛc.
Dieſes werden meines Erachtens die vornehmſten Behaͤltniſſe * ſeyn,
welche man en particulier als Cabinetter zu haben pflegt. Derohalben ge-
hen wir itzo weiter, und wollen ſehen, was ein Muſeum eigentlich fuͤr ein Ort
ſey. Muſeum hat ſeinen Urſprung eigentlich von dem Griechiſchen Worte
_ . Mit dieſem Namen hat man vor Zeiten die Studier-Stuben der al-
ten heidniſchen, doch klugen Philoſophorum und gelehrten Leute benennet.
Noch heutiges Tages nennet man ein ſolches Gemach, welches zu denen Stu-
diis gewidmet iſt, und worinnen man ſowol die zur Literature oder Gelehr-
ſamkeit gehoͤrige Buͤcher, als auch unterſchiedliche curiöſe Sachen zur Rari-
taͤt aufbehaͤlt, ein Muſeum. Solcher Geſtalt nennet der beruͤhmte Kircherus
ſein Gemach, welches auf dieſe Art eingerichtet war, ein Muſeum. Deßglei-
chen wenn er in der Studier-Stube des Ritters Franciſci Gualdi ſeinen ſo hoch
æſtimirten Sonnenſtein (worauf die Sonne mit ihren vielen Stralen von
Natur
* Wenn denſelben noch beygefuͤget werden die Porcellain- und Birnſtein-Cabinetter.
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