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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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III. Theil von Bibliothequen.
Mayland.

Die prächtige Ambrosianische Bibliothec, welche der Ertz-Bischof
und Cardinal Carolus Borromaeus in dieser Stadt angelegt, ist eine ihrer besten
Zierathen. Hierinn werden unter andern als ein köstlicher Schatz verwah-
ret des Virgilii Opera in Folio mit Francisci Petrarchae Anmerckungen. Des
Rufini oder Ruttini MS. in Folio ist eine Ubersetzung Flavii Josephi, und das
rareste Manuscriptum in der gantzen Bibliothec, sowol wegen seines ho-
hen Alterthums, als auch weil es auf Baumrinden An. 400. geschrieben.
Jn einem andern Buch in Folio stehen zween unterschiedliche Briefe von
dem Türckischen Kayser Bajazeth, an den Pabst Alexander geschrieben.
Noch ein ander Buch in einem besondern Fache, ein Foliant, darinn des
Leonhardi Vincii Mathematische Figuren verzeichnet. Misson beschreibet in
seiner R. B. Part. 2. p. 194. dieses Buch etwas anders: On nous a fait
remarquer un grand livre de desseins de Mechanique, qu'on dit estre
de la propre main de Leonard de Vinci. Toute l' ecriture en est a gauche
de telle maniere, qu' il faut un miroir pour la lire. Ils ont ecrit contre
la muraille; qu'un Roy d' Angleterre, qu'ils ne nomment point, a vou-
lu donner trois mille pistoles pour ce livre.
Diese Bibliothec bestehet
aus etlichen 40000. meist Scholasticis und Canonischen Büchern. Die
Dominicaner haben auch eine gute Bibliothec allhie.

Metz.

Anno 1677. als die Frantzosen die Stadt Zweybrücken zerstöret, ha-
ben sie die Bibliothec nach Metz geführet, und dem Bischoffen von Reims
verehret.

Mexico.

Es melden uns die Americanische Peregrinanten, unter welchen auch
Martyr, Acosta, Hereda und Gomara und aus diesen Hornius de Orig. Gent. A-
meric.
libr. c.
14. daß die Spanier in den Ländern Cozumei, Jucatan, Mexico,
Nicaraqua
und Guatimala unzählich viel Bücher gefunden, von dem Acker-
bau, Pflantzen und ihrer Vorfahren Thaten.

Miako.

Jst eine der grösten Städte unter allen andern in den Japonischen
Landschafften, daselbst trifft man viele heidnische Tempel an, in deren einem
eine Bibliothec voll schöner und künstlicher Gemählde, auch unzählig vieler

Bü-
III. Theil von Bibliothequen.
Mayland.

Die praͤchtige Ambroſianiſche Bibliothec, welche der Ertz-Biſchof
und Cardinal Carolus Borromæus in dieſer Stadt angelegt, iſt eine ihrer beſten
Zierathen. Hierinn werden unter andern als ein koͤſtlicher Schatz verwah-
ret des Virgilii Opera in Folio mit Franciſci Petrarchæ Anmerckungen. Des
Rufini oder Ruttini MS. in Folio iſt eine Uberſetzung Flavii Joſephi, und das
rareſte Manuſcriptum in der gantzen Bibliothec, ſowol wegen ſeines ho-
hen Alterthums, als auch weil es auf Baumrinden An. 400. geſchrieben.
Jn einem andern Buch in Folio ſtehen zween unterſchiedliche Briefe von
dem Tuͤrckiſchen Kayſer Bajazeth, an den Pabſt Alexander geſchrieben.
Noch ein ander Buch in einem beſondern Fache, ein Foliant, darinn des
Leonhardi Vincii Mathematiſche Figuren verzeichnet. Miſſon beſchreibet in
ſeiner R. B. Part. 2. p. 194. dieſes Buch etwas anders: On nous a fait
remarquer un grand livre de deſſeins de Mechanique, qu’on dit eſtre
de la propre main de Leonard de Vinci. Toute l’ écriture en eſt a gauche
de telle maniere, qu’ il faut un miroir pour la lire. Ils ont écrit contre
la muraille; qu’un Roy d’ Angleterre, qu’ils ne nomment point, a vou-
lu donner trois mille piſtoles pour ce livre.
Dieſe Bibliothec beſtehet
aus etlichen 40000. meiſt Scholaſticis und Canoniſchen Buͤchern. Die
Dominicaner haben auch eine gute Bibliothec allhie.

Metz.

Anno 1677. als die Frantzoſen die Stadt Zweybruͤcken zerſtoͤret, ha-
ben ſie die Bibliothec nach Metz gefuͤhret, und dem Biſchoffen von Reims
verehret.

Mexico.

Es melden uns die Americaniſche Peregrinanten, unter welchen auch
Martyr, Acoſta, Hereda und Gomara und aus dieſen Hornius de Orig. Gent. A-
meric.
libr. c.
14. daß die Spanier in den Laͤndern Cozumei, Jucatan, Mexico,
Nicaraqua
und Guatimala unzaͤhlich viel Buͤcher gefunden, von dem Acker-
bau, Pflantzen und ihrer Vorfahren Thaten.

Miako.

Jſt eine der groͤſten Staͤdte unter allen andern in den Japoniſchen
Landſchafften, daſelbſt trifft man viele heidniſche Tempel an, in deren einem
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[310/0338] III. Theil von Bibliothequen. Mayland. Die praͤchtige Ambroſianiſche Bibliothec, welche der Ertz-Biſchof und Cardinal Carolus Borromæus in dieſer Stadt angelegt, iſt eine ihrer beſten Zierathen. Hierinn werden unter andern als ein koͤſtlicher Schatz verwah- ret des Virgilii Opera in Folio mit Franciſci Petrarchæ Anmerckungen. Des Rufini oder Ruttini MS. in Folio iſt eine Uberſetzung Flavii Joſephi, und das rareſte Manuſcriptum in der gantzen Bibliothec, ſowol wegen ſeines ho- hen Alterthums, als auch weil es auf Baumrinden An. 400. geſchrieben. Jn einem andern Buch in Folio ſtehen zween unterſchiedliche Briefe von dem Tuͤrckiſchen Kayſer Bajazeth, an den Pabſt Alexander geſchrieben. Noch ein ander Buch in einem beſondern Fache, ein Foliant, darinn des Leonhardi Vincii Mathematiſche Figuren verzeichnet. Miſſon beſchreibet in ſeiner R. B. Part. 2. p. 194. dieſes Buch etwas anders: On nous a fait remarquer un grand livre de deſſeins de Mechanique, qu’on dit eſtre de la propre main de Leonard de Vinci. Toute l’ écriture en eſt a gauche de telle maniere, qu’ il faut un miroir pour la lire. Ils ont écrit contre la muraille; qu’un Roy d’ Angleterre, qu’ils ne nomment point, a vou- lu donner trois mille piſtoles pour ce livre. Dieſe Bibliothec beſtehet aus etlichen 40000. meiſt Scholaſticis und Canoniſchen Buͤchern. Die Dominicaner haben auch eine gute Bibliothec allhie. Metz. Anno 1677. als die Frantzoſen die Stadt Zweybruͤcken zerſtoͤret, ha- ben ſie die Bibliothec nach Metz gefuͤhret, und dem Biſchoffen von Reims verehret. Mexico. Es melden uns die Americaniſche Peregrinanten, unter welchen auch Martyr, Acoſta, Hereda und Gomara und aus dieſen Hornius de Orig. Gent. A- meric. libr. c. 14. daß die Spanier in den Laͤndern Cozumei, Jucatan, Mexico, Nicaraqua und Guatimala unzaͤhlich viel Buͤcher gefunden, von dem Acker- bau, Pflantzen und ihrer Vorfahren Thaten. Miako. Jſt eine der groͤſten Staͤdte unter allen andern in den Japoniſchen Landſchafften, daſelbſt trifft man viele heidniſche Tempel an, in deren einem eine Bibliothec voll ſchoͤner und kuͤnſtlicher Gemaͤhlde, auch unzaͤhlig vieler Buͤ-

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/338>, abgerufen am 24.11.2024.