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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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D. Johann Kanolds Anhang
Codices rariores in Bibliotheca Jenensi monstrantur:
I. Duo Codices missi a Leone X. ad Fridericum Sapientem Ele-
ctor. Saxon. An.
1507. Auf dem ersten ist praefigiret Imago Christi secun-
dum Lentuli Descriptionem picta:
Auf dem andern aber Imago Pauli,
beyde sind mit Silber beschlagen, und mit Farben sehr illuminiret: Da
sonderlich die Animalia sehr naturell gemahlet, auf eines ieden ersten Ge-
mählde siehet man einen Kutscher mit 4. Pferden, welche doch eine Fliege de-
cken kan: Welches sonder Zweifel des Mahlers Zeichen gewesen. Notable
ists daß Leo X. den Elect. Saxon. nennet, locum tenentem S. R. I. man
findet auch diesen Titel nirgends als noch auf einem Thaler. Man sagt zwar,
diese Codices wären nebst der geweiheten Rose überschickt worden; allein
es ist falsch: Denn diese wurde erst 1519. gesendet. Qui alias plura de Ef-
figie citata Christi legere cupit, adeat Joannem Reiskium in L. de Ima-
ginibus Christi.
Codex 1. Evangeliorum & 2. Epistolarum Dominicalium conti-
nent Pericopas.
II. Codex 4. Evangelistarum ex Sec. XI. der sonderlich von den Pa-
pisten muß seyn hochgeachtet worden. Vorn findet sich das Bildniß Ma-
riä von Helffenbein: Hinten aber ist ein Stück blauer Sammet ange-
macht: Welches von ihrem Pallio seyn soll. Man siehet aus diesem Codice,
wie der Alten Music beschaffen gewesen.
III. Ein Wallachischer Brief von einem Fürsten beschrieben an einen
Senatorem Hungaricum: Diese Sprache ist corrupt Griechisch.
IV. Ein Türckisch Gebet-Buch, in eine Rolle zusammen gewickelt.
V. Biblia Lutheri emendata propria ipsius manu, das A. T. in fol.
von 1539. das N. T. in 8. von 1540. Was auch in dieser von ihm corri-
gi
ret worden, das findet sich meist alles in der Unsrigen Editionibus. Jm
Hiob hat er sonderlich viel emendiret. Seinen Namen hat er nur so zu
schreiben pflegen D. Mart. Luth. Man hat zwar immer vorgegeben, er habe
das Dict. 1. Joh. V. Drey sind, die da zeugen etc. selbst auf den Rand geschrie-
ben; allein es ist falsch: Es ist wol etwas notiret; aber diß Dictum nicht.
VI. Codex von den Hussiten gemacht ex Sec. XII. qui continet Anti-
thesin Christi & Anti-Christi:
Es seynd allerhand Gemählde, die Spra-
che aber ist Böhmisch. 1406. kamen 2. Engeländer nach Prag, und lehrten
daselbst nach dem Wiclef: Als man aber ihnen diß verbot, baten sie den
Wirth: Er möchte ihnen erlauben, das Gemach mahlen zu lassen. Darauf
haben sie allerhand Bilder wider den Pabst hinein gemahlet, welche Bil-
der
D. Johann Kanolds Anhang
Codices rariores in Bibliotheca Jenenſi monſtrantur:
I. Duo Codices miſſi a Leone X. ad Fridericum Sapientem Ele-
ctor. Saxon. An.
1507. Auf dem erſten iſt præfigiret Imago Chriſti ſecun-
dum Lentuli Deſcriptionem picta:
Auf dem andern aber Imago Pauli,
beyde ſind mit Silber beſchlagen, und mit Farben ſehr illuminiret: Da
ſonderlich die Animalia ſehr naturell gemahlet, auf eines ieden erſten Ge-
maͤhlde ſiehet man einen Kutſcher mit 4. Pferden, welche doch eine Fliege de-
cken kan: Welches ſonder Zweifel des Mahlers Zeichen geweſen. Notable
iſts daß Leo X. den Elect. Saxon. nennet, locum tenentem S. R. I. man
findet auch dieſen Titel nirgends als noch auf einem Thaler. Man ſagt zwar,
dieſe Codices waͤren nebſt der geweiheten Roſe uͤberſchickt worden; allein
es iſt falſch: Denn dieſe wurde erſt 1519. geſendet. Qui alias plura de Ef-
figie citata Chriſti legere cupit, adeat Joannem Reiskium in L. de Ima-
ginibus Chriſti.
Codex 1. Evangeliorum & 2. Epiſtolarum Dominicalium conti-
nent Pericopas.
II. Codex 4. Evangeliſtarum ex Sec. XI. der ſonderlich von den Pa-
piſten muß ſeyn hochgeachtet worden. Vorn findet ſich das Bildniß Ma-
riaͤ von Helffenbein: Hinten aber iſt ein Stuͤck blauer Sammet ange-
macht: Welches von ihrem Pallio ſeyn ſoll. Man ſiehet aus dieſem Codice,
wie der Alten Muſic beſchaffen geweſen.
III. Ein Wallachiſcher Brief von einem Fuͤrſten beſchrieben an einen
Senatorem Hungaricum: Dieſe Sprache iſt corrupt Griechiſch.
IV. Ein Tuͤrckiſch Gebet-Buch, in eine Rolle zuſammen gewickelt.
V. Biblia Lutheri emendata propria ipſius manu, das A. T. in fol.
von 1539. das N. T. in 8. von 1540. Was auch in dieſer von ihm corri-
gi
ret worden, das findet ſich meiſt alles in der Unſrigen Editionibus. Jm
Hiob hat er ſonderlich viel emendiret. Seinen Namen hat er nur ſo zu
ſchreiben pflegen D. Mart. Luth. Man hat zwar immer vorgegeben, er habe
das Dict. 1. Joh. V. Drey ſind, die da zeugen ꝛc. ſelbſt auf den Rand geſchrie-
ben; allein es iſt falſch: Es iſt wol etwas notiret; aber diß Dictum nicht.
VI. Codex von den Huſſiten gemacht ex Sec. XII. qui continet Anti-
theſin Chriſti & Anti-Chriſti:
Es ſeynd allerhand Gemaͤhlde, die Spra-
che aber iſt Boͤhmiſch. 1406. kamen 2. Engelaͤnder nach Prag, und lehrten
daſelbſt nach dem Wiclef: Als man aber ihnen diß verbot, baten ſie den
Wirth: Er moͤchte ihnen erlauben, das Gemach mahlen zu laſſen. Darauf
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[398/0426] D. Johann Kanolds Anhang Codices rariores in Bibliotheca Jenenſi monſtrantur: I. Duo Codices miſſi a Leone X. ad Fridericum Sapientem Ele- ctor. Saxon. An. 1507. Auf dem erſten iſt præfigiret Imago Chriſti ſecun- dum Lentuli Deſcriptionem picta: Auf dem andern aber Imago Pauli, beyde ſind mit Silber beſchlagen, und mit Farben ſehr illuminiret: Da ſonderlich die Animalia ſehr naturell gemahlet, auf eines ieden erſten Ge- maͤhlde ſiehet man einen Kutſcher mit 4. Pferden, welche doch eine Fliege de- cken kan: Welches ſonder Zweifel des Mahlers Zeichen geweſen. Notable iſts daß Leo X. den Elect. Saxon. nennet, locum tenentem S. R. I. man findet auch dieſen Titel nirgends als noch auf einem Thaler. Man ſagt zwar, dieſe Codices waͤren nebſt der geweiheten Roſe uͤberſchickt worden; allein es iſt falſch: Denn dieſe wurde erſt 1519. geſendet. Qui alias plura de Ef- figie citata Chriſti legere cupit, adeat Joannem Reiskium in L. de Ima- ginibus Chriſti. Codex 1. Evangeliorum & 2. Epiſtolarum Dominicalium conti- nent Pericopas. II. Codex 4. Evangeliſtarum ex Sec. XI. der ſonderlich von den Pa- piſten muß ſeyn hochgeachtet worden. Vorn findet ſich das Bildniß Ma- riaͤ von Helffenbein: Hinten aber iſt ein Stuͤck blauer Sammet ange- macht: Welches von ihrem Pallio ſeyn ſoll. Man ſiehet aus dieſem Codice, wie der Alten Muſic beſchaffen geweſen. III. Ein Wallachiſcher Brief von einem Fuͤrſten beſchrieben an einen Senatorem Hungaricum: Dieſe Sprache iſt corrupt Griechiſch. IV. Ein Tuͤrckiſch Gebet-Buch, in eine Rolle zuſammen gewickelt. V. Biblia Lutheri emendata propria ipſius manu, das A. T. in fol. von 1539. das N. T. in 8. von 1540. Was auch in dieſer von ihm corri- giret worden, das findet ſich meiſt alles in der Unſrigen Editionibus. Jm Hiob hat er ſonderlich viel emendiret. Seinen Namen hat er nur ſo zu ſchreiben pflegen D. Mart. Luth. Man hat zwar immer vorgegeben, er habe das Dict. 1. Joh. V. Drey ſind, die da zeugen ꝛc. ſelbſt auf den Rand geſchrie- ben; allein es iſt falſch: Es iſt wol etwas notiret; aber diß Dictum nicht. VI. Codex von den Huſſiten gemacht ex Sec. XII. qui continet Anti- theſin Chriſti & Anti-Chriſti: Es ſeynd allerhand Gemaͤhlde, die Spra- che aber iſt Boͤhmiſch. 1406. kamen 2. Engelaͤnder nach Prag, und lehrten daſelbſt nach dem Wiclef: Als man aber ihnen diß verbot, baten ſie den Wirth: Er moͤchte ihnen erlauben, das Gemach mahlen zu laſſen. Darauf haben ſie allerhand Bilder wider den Pabſt hinein gemahlet, welche Bil- der

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/426>, abgerufen am 22.11.2024.