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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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Von Museis I. Theil

Anlangend einige Curiösität-Cabinetter, so findet man bey berühm-
ten Material- und Droghisten fast durchgehends eine Sammlung verschie-
dener Raritäten. Bey einem Mit-Glied des hiesigen Johannei und vielen
Juden findet man einige rare Müntz-Cabinetter: Wovon auch das Stub-
bi
sche excelliret. Ein Liebhaber der Gemählde wird sein vollkommenes
Vergnügen in Besehung (so ferne es erlaubt,) der vortrefflichen Cabinet-
t
en, bey einigen hiesigen berühmten Kauffleuten, und vielen andern darinn
bekandten Personen finden.

Liebhaber der Chymie werden allhier mehr als einen Practicum an-
treffen. Jn Summa, wenig oder nichts wird zu erdencken seyn, wovon
man nicht mit leichter Mühe in Hamburg Gelegenheit antreffen wird,
Notitz und Wissenschafft zu bekommen.

Und hiermit lasse sich der geneigte Leser für dißmal von denen Ham-
burgischen Denckwürdigkeiten begnügen: Jch weiß gar wohl, daß ich bey
weitem nicht alle, ja nicht die Helffte derselben, angeführet habe; allein da
dieses auch mein Vorhaben nie gewesen, so laß ich solches denen, die Städte
und Länder beschreiben, über. Jch bin ausser dem versichert, daß mich die
andern Städte mit scheelen Augen ansehen werden, weil ich die Materie von
dieser Stadt sehr weitläufftig gemacht; allein so müssen dieselben auch wis-
sen: 1) Daß man von dem Orte, darinn man von Jugend auf erzogen, die
beste Nachricht zu gehen weiß, und 2) weil dieses die Geburts-Stadt des
Autoris ist, mag dieselbe auch wohl einige Praeferenz vor andere haben:
Und über dem 3) meritiret diese Haupt-Stadt, der vor vielen andern der
Ruhm muß gelassen werden, (ja die von vielen Ausländern eine kleine Welt
genannt wird,) eine ausführliche und noch vollkommnere Beschreibung, als
diese wenige Zeilen uns benachrichtiget haben. Jch übergehe also alle der-
selben noch unberührte Raritäten, und wende mich nach einer nicht weniger
berühmten Stadt in Holland,

Harlem,

Allwo man 3. Haupt-Sachen zu besehen hat 1) eine grosse Stadt-
Bibliothec; 2) die vortreffliche Anatomie-Kammer; und 3) zum vollkom-
menen Contentement einen herrlichen Hortum Medicum. (a)

Haus
(a) Jn dem Rathhause zu Harlem sind auch unterschiedliche Raritäten, und darun-
ter vornemlich dasjenige Buch zu sehen, welches der hiesigen Meynung nach zum
ersten allhier gedruckt worden; selbiges liegt in einem silbernen Kästgen, und ist in
seiden Zeug eingewickelt. Sein Titul heißt: Speculum bumanoe salvationis, oder
Spie-
Von Muſeis I. Theil

Anlangend einige Curiöſität-Cabinetter, ſo findet man bey beruͤhm-
ten Material- und Droghiſten faſt durchgehends eine Sammlung verſchie-
dener Raritaͤten. Bey einem Mit-Glied des hieſigen Johannei und vielen
Juden findet man einige rare Muͤntz-Cabinetter: Wovon auch das Stub-
bi
ſche excelliret. Ein Liebhaber der Gemaͤhlde wird ſein vollkommenes
Vergnuͤgen in Beſehung (ſo ferne es erlaubt,) der vortrefflichen Cabinet-
t
en, bey einigen hieſigen beruͤhmten Kauffleuten, und vielen andern darinn
bekandten Perſonen finden.

Liebhaber der Chymie werden allhier mehr als einen Practicum an-
treffen. Jn Summa, wenig oder nichts wird zu erdencken ſeyn, wovon
man nicht mit leichter Muͤhe in Hamburg Gelegenheit antreffen wird,
Notitz und Wiſſenſchafft zu bekommen.

Und hiermit laſſe ſich der geneigte Leſer fuͤr dißmal von denen Ham-
burgiſchen Denckwuͤrdigkeiten begnuͤgen: Jch weiß gar wohl, daß ich bey
weitem nicht alle, ja nicht die Helffte derſelben, angefuͤhret habe; allein da
dieſes auch mein Vorhaben nie geweſen, ſo laß ich ſolches denen, die Staͤdte
und Laͤnder beſchreiben, uͤber. Jch bin auſſer dem verſichert, daß mich die
andern Staͤdte mit ſcheelen Augen anſehen werden, weil ich die Materie von
dieſer Stadt ſehr weitlaͤufftig gemacht; allein ſo muͤſſen dieſelben auch wiſ-
ſen: 1) Daß man von dem Orte, darinn man von Jugend auf erzogen, die
beſte Nachricht zu gehen weiß, und 2) weil dieſes die Geburts-Stadt des
Autoris iſt, mag dieſelbe auch wohl einige Præferenz vor andere haben:
Und uͤber dem 3) meritiret dieſe Haupt-Stadt, der vor vielen andern der
Ruhm muß gelaſſen werden, (ja die von vielen Auslaͤndern eine kleine Welt
genannt wird,) eine ausfuͤhrliche und noch vollkommnere Beſchreibung, als
dieſe wenige Zeilen uns benachrichtiget haben. Jch uͤbergehe alſo alle der-
ſelben noch unberuͤhrte Raritaͤten, und wende mich nach einer nicht weniger
beruͤhmten Stadt in Holland,

Harlem,

Allwo man 3. Haupt-Sachen zu beſehen hat 1) eine groſſe Stadt-
Bibliothec; 2) die vortreffliche Anatomie-Kammer; und 3) zum vollkom-
menen Contentement einen herrlichen Hortum Medicum. (a)

Haus
(a) Jn dem Rathhauſe zu Harlem ſind auch unterſchiedliche Raritaͤten, und darun-
ter vornemlich dasjenige Buch zu ſehen, welches der hieſigen Meynung nach zum
erſten allhier gedruckt worden; ſelbiges liegt in einem ſilbernen Kaͤſtgen, und iſt in
ſeiden Zeug eingewickelt. Sein Titul heißt: Speculum bumanœ ſalvationis, oder
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[54/0082] Von Muſeis I. Theil Anlangend einige Curiöſität-Cabinetter, ſo findet man bey beruͤhm- ten Material- und Droghiſten faſt durchgehends eine Sammlung verſchie- dener Raritaͤten. Bey einem Mit-Glied des hieſigen Johannei und vielen Juden findet man einige rare Muͤntz-Cabinetter: Wovon auch das Stub- biſche excelliret. Ein Liebhaber der Gemaͤhlde wird ſein vollkommenes Vergnuͤgen in Beſehung (ſo ferne es erlaubt,) der vortrefflichen Cabinet- ten, bey einigen hieſigen beruͤhmten Kauffleuten, und vielen andern darinn bekandten Perſonen finden. Liebhaber der Chymie werden allhier mehr als einen Practicum an- treffen. Jn Summa, wenig oder nichts wird zu erdencken ſeyn, wovon man nicht mit leichter Muͤhe in Hamburg Gelegenheit antreffen wird, Notitz und Wiſſenſchafft zu bekommen. Und hiermit laſſe ſich der geneigte Leſer fuͤr dißmal von denen Ham- burgiſchen Denckwuͤrdigkeiten begnuͤgen: Jch weiß gar wohl, daß ich bey weitem nicht alle, ja nicht die Helffte derſelben, angefuͤhret habe; allein da dieſes auch mein Vorhaben nie geweſen, ſo laß ich ſolches denen, die Staͤdte und Laͤnder beſchreiben, uͤber. Jch bin auſſer dem verſichert, daß mich die andern Staͤdte mit ſcheelen Augen anſehen werden, weil ich die Materie von dieſer Stadt ſehr weitlaͤufftig gemacht; allein ſo muͤſſen dieſelben auch wiſ- ſen: 1) Daß man von dem Orte, darinn man von Jugend auf erzogen, die beſte Nachricht zu gehen weiß, und 2) weil dieſes die Geburts-Stadt des Autoris iſt, mag dieſelbe auch wohl einige Præferenz vor andere haben: Und uͤber dem 3) meritiret dieſe Haupt-Stadt, der vor vielen andern der Ruhm muß gelaſſen werden, (ja die von vielen Auslaͤndern eine kleine Welt genannt wird,) eine ausfuͤhrliche und noch vollkommnere Beſchreibung, als dieſe wenige Zeilen uns benachrichtiget haben. Jch uͤbergehe alſo alle der- ſelben noch unberuͤhrte Raritaͤten, und wende mich nach einer nicht weniger beruͤhmten Stadt in Holland, Harlem, Allwo man 3. Haupt-Sachen zu beſehen hat 1) eine groſſe Stadt- Bibliothec; 2) die vortreffliche Anatomie-Kammer; und 3) zum vollkom- menen Contentement einen herrlichen Hortum Medicum. (a) Haus (a) Jn dem Rathhauſe zu Harlem ſind auch unterſchiedliche Raritaͤten, und darun- ter vornemlich dasjenige Buch zu ſehen, welches der hieſigen Meynung nach zum erſten allhier gedruckt worden; ſelbiges liegt in einem ſilbernen Kaͤſtgen, und iſt in ſeiden Zeug eingewickelt. Sein Titul heißt: Speculum bumanœ ſalvationis, oder Spie-

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/82>, abgerufen am 21.11.2024.