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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
gehet man aufs Gebürge: Da hat es sehr köstliche gesunde
warme Bäder. Die befanden wir so heiß/ daß wir harte Eyer
drinnen sieden und uns also eine Mahlzeit bereiten konten.
Satzten uns demnach und verzehrten dieselbe mit einem guten
Trunck Wein/ den wir mit dem Wasser aus dem See Gene-
zareth/ oder dem Galileischen Meere vermischten.

Das Wasser in dieser See ist nicht gesaltzen/ wie ander
Seewasser pflegt zu seyn/ sondern gar klar/ süsse und lieblich zu
trincken und reich von allerhand guten Fischen/ iedoch ist auch
der schädliche Crocodil drinnen/ wie im Nilo. Die Münche/ so bey
uns waren/ badeten drinnen/ dergleichen ich meines theils wol
gerne auch gethan/ wenn mirs nicht an reinem Weissen ge-
räthe gefehlet hätte/ denn man es gar für ein gesund Bad
hält und verdroß mich also nicht wenig/ daß ichs wider mei-
nen Willen muste anstehen und bleiben lassen.

Jn dieser Stadt ist auch ein Türckischer Caffar- und Zoll-
oder Geleits-Hauß und muste iede Person ein Vierthel/ oder
Orth vom Real geben und zahlen.

Nicht weit von dem Meere in der Stadt ist noch zu sehen
eine vor alters wol schön gewesene/ ietzo aber gantz zerbroche-
ne Kirche/ worinnen an der Mauer zwey Fische und Netze in
einem ziemlich grossen runden Stein gehauen sind. Daraus
schließt man/ daß solche Kirche vor Zeiten von andächtigen Chri-
sten den lieben Aposteln zu Ehren und Gedächtniß erbauet
worden/ weil sie meist Fischer gewesen und in dieser See gefischet
haben/ massen denn auch für gewiß berichtet wird/ daß der
HErr Christus an dem Orthe/ wo nun diese Kirche stehet/ Pe-
tro den Binde- und Löse-Schlüssel solle vertrauet haben/ weil
er von Christo so ein herrliches Bekäntniß gethan und gesagt:
Du bist Christus deß lebendigen Gottes Sohn/ unterdessen
aber ihn gleichwol nicht zum Papst und Häupt der gantzen

Christ-
N n

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
gehet man aufs Gebuͤrge: Da hat es ſehr koͤſtliche geſunde
warme Baͤder. Die befanden wir ſo heiß/ daß wir harte Eyer
drinnen ſieden und uns alſo eine Mahlzeit bereiten konten.
Satzten uns demnach und verzehrten dieſelbe mit einem guten
Trunck Wein/ den wir mit dem Waſſer aus dem See Gene-
zareth/ oder dem Galileiſchen Meere vermiſchten.

Das Waſſer in dieſer See iſt nicht geſaltzen/ wie ander
Seewaſſer pflegt zu ſeyn/ ſondern gar klar/ ſuͤſſe und lieblich zu
trincken und reich von allerhand guten Fiſchen/ iedoch iſt auch
der ſchaͤdliche Crocodil driñen/ wie im Nilo. Die Muͤnche/ ſo bey
uns waren/ badeten drinnen/ dergleichen ich meines theils wol
gerne auch gethan/ wenn mirs nicht an reinem Weiſſen ge-
raͤthe gefehlet haͤtte/ denn man es gar fuͤr ein geſund Bad
haͤlt und verdroß mich alſo nicht wenig/ daß ichs wider mei-
nen Willen muſte anſtehen und bleiben laſſen.

Jn dieſer Stadt iſt auch ein Tuͤrckiſcher Caffar- und Zoll-
oder Geleits-Hauß und muſte iede Perſon ein Vierthel/ oder
Orth vom Real geben und zahlen.

Nicht weit von dem Meere in der Stadt iſt noch zu ſehen
eine vor alters wol ſchoͤn geweſene/ ietzo aber gantz zerbroche-
ne Kirche/ worinnen an der Mauer zwey Fiſche und Netze in
einem ziemlich groſſen runden Stein gehauen ſind. Daraus
ſchließt man/ daß ſolche Kirche vor Zeiten von andaͤchtigẽ Chri-
ſten den lieben Apoſteln zu Ehren und Gedaͤchtniß erbauet
worden/ weil ſie meiſt Fiſcher geweſen uñ in dieſer See gefiſchet
haben/ maſſen denn auch fuͤr gewiß berichtet wird/ daß der
HErr Chriſtus an dem Orthe/ wo nun dieſe Kirche ſtehet/ Pe-
tro den Binde- und Loͤſe-Schluͤſſel ſolle vertrauet haben/ weil
er von Chriſto ſo ein herrliches Bekaͤntniß gethan und geſagt:
Du biſt Chriſtus deß lebendigen Gottes Sohn/ unterdeſſen
aber ihn gleichwol nicht zum Papſt und Haͤupt der gantzen

Chriſt-
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[279/0285] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. gehet man aufs Gebuͤrge: Da hat es ſehr koͤſtliche geſunde warme Baͤder. Die befanden wir ſo heiß/ daß wir harte Eyer drinnen ſieden und uns alſo eine Mahlzeit bereiten konten. Satzten uns demnach und verzehrten dieſelbe mit einem guten Trunck Wein/ den wir mit dem Waſſer aus dem See Gene- zareth/ oder dem Galileiſchen Meere vermiſchten. Das Waſſer in dieſer See iſt nicht geſaltzen/ wie ander Seewaſſer pflegt zu ſeyn/ ſondern gar klar/ ſuͤſſe und lieblich zu trincken und reich von allerhand guten Fiſchen/ iedoch iſt auch der ſchaͤdliche Crocodil driñen/ wie im Nilo. Die Muͤnche/ ſo bey uns waren/ badeten drinnen/ dergleichen ich meines theils wol gerne auch gethan/ wenn mirs nicht an reinem Weiſſen ge- raͤthe gefehlet haͤtte/ denn man es gar fuͤr ein geſund Bad haͤlt und verdroß mich alſo nicht wenig/ daß ichs wider mei- nen Willen muſte anſtehen und bleiben laſſen. Jn dieſer Stadt iſt auch ein Tuͤrckiſcher Caffar- und Zoll- oder Geleits-Hauß und muſte iede Perſon ein Vierthel/ oder Orth vom Real geben und zahlen. Nicht weit von dem Meere in der Stadt iſt noch zu ſehen eine vor alters wol ſchoͤn geweſene/ ietzo aber gantz zerbroche- ne Kirche/ worinnen an der Mauer zwey Fiſche und Netze in einem ziemlich groſſen runden Stein gehauen ſind. Daraus ſchließt man/ daß ſolche Kirche vor Zeiten von andaͤchtigẽ Chri- ſten den lieben Apoſteln zu Ehren und Gedaͤchtniß erbauet worden/ weil ſie meiſt Fiſcher geweſen uñ in dieſer See gefiſchet haben/ maſſen denn auch fuͤr gewiß berichtet wird/ daß der HErr Chriſtus an dem Orthe/ wo nun dieſe Kirche ſtehet/ Pe- tro den Binde- und Loͤſe-Schluͤſſel ſolle vertrauet haben/ weil er von Chriſto ſo ein herrliches Bekaͤntniß gethan und geſagt: Du biſt Chriſtus deß lebendigen Gottes Sohn/ unterdeſſen aber ihn gleichwol nicht zum Papſt und Haͤupt der gantzen Chriſt- N n

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/285>, abgerufen am 22.11.2024.