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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
Sturms eingejagten Schrecken im Namen Gottes mit eife-
rigem Gebeth fortgeseglet und haben uns in schneller Eil weit
von dem Port gefernet und nunmehr ohn einige menschliche
Mittel allein in Gottes Gewalt gestanden.

Als nun die Nacht eingebrochen und die starcken Winde/
wie gemeiniglich zu Nachts am meisten zugeschehen pfleget/
aufgestanden/ auch es gantz dickfinster worden und ein star-
cker Regen noch darzu mit eingefallen/ nebenst unauf hörlichen
Donnern und Plitzen/ ist erst die vorhin prophezeyete und in
Wind geschlagene Ungestüm mit Macht herein gebrochen/ hat
das Schiff von einer Seiten zur andern/ bald über/ bald un-
tersich mit grausamer Gewalt geworffen. Weilen wir aber zu
dem vorhin verlassenen Port nunmehr unmüglich wieder ge-
langen können/ wie sehr der Capitain darnach gewünschet/ ha-
ben wir uns drein ergeben/ fleissig gebethet und alles Gott und
seiner Barmhertzigkeit anheim gestellet.

Zwischen 11. und 12. Uhr in der Nacht ist der Sturm der-
massen hefftig worden/ daß auch/ weilen die Segel wegen deß
überauß starcken Windes so geschwinde nicht herab genom-
men werden können/ der Wind den Hauptmastbaum oben her-
ab/ iedoch zu unserm grossen Glück/ ins Meer geschlagen/ daß
er das Schiff nicht berühret/ da denn erst Lachen zuverbeissen
war. Dann in dem wir in solchem grossen windigen/ regenhaf-
ten finstern Sturm-Wetter auf dem Meer durch die noch
stets zunehmende Ungestühm in Ermangelung unsers Mast-
baums mit dem Schiffe bald unter/ bald über sich geworffen
wurden/ daß auch das Schiff von denen hefftigen und schreck-
lichen Erschitterungen der Meeres-Wellen/ welche nit anders
als hohe Berge von ferne auf das Schiff daher waltzeten/ über
alle masse gekrachet und geknacket/ haben wir anders nicht ver-
meinet/ als daß es diesen Augenblick zu Trümmern gehen wür-

de
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Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
Sturms eingejagten Schrecken im Namen Gottes mit eife-
rigem Gebeth fortgeſeglet und haben uns in ſchneller Eil weit
von dem Port gefernet und nunmehr ohn einige menſchliche
Mittel allein in Gottes Gewalt geſtanden.

Als nun die Nacht eingebrochen und die ſtarcken Winde/
wie gemeiniglich zu Nachts am meiſten zugeſchehen pfleget/
aufgeſtanden/ auch es gantz dickfinſter worden und ein ſtar-
cker Regen noch darzu mit eingefallen/ nebenſt unauf hoͤrlichen
Donnern und Plitzen/ iſt erſt die vorhin prophezeyete und in
Wind geſchlagene Ungeſtuͤm mit Macht herein gebrochen/ hat
das Schiff von einer Seiten zur andern/ bald uͤber/ bald un-
terſich mit grauſamer Gewalt geworffen. Weilen wir aber zu
dem vorhin verlaſſenen Port nunmehr unmuͤglich wieder ge-
langen koͤnnen/ wie ſehr der Capitain darnach gewuͤnſchet/ ha-
ben wir uns drein ergeben/ fleiſſig gebethet und alles Gott und
ſeiner Barmhertzigkeit anheim geſtellet.

Zwiſchen 11. und 12. Uhr in der Nacht iſt der Sturm der-
maſſen hefftig worden/ daß auch/ weilen die Segel wegen deß
uͤberauß ſtarcken Windes ſo geſchwinde nicht herab genom-
men werden koͤnnen/ der Wind den Hauptmaſtbaum oben her-
ab/ iedoch zu unſerm groſſen Gluͤck/ ins Meer geſchlagen/ daß
er das Schiff nicht beruͤhret/ da denn erſt Lachen zuverbeiſſen
war. Dann in dem wir in ſolchem groſſen windigen/ regenhaf-
ten finſtern Sturm-Wetter auf dem Meer durch die noch
ſtets zunehmende Ungeſtuͤhm in Ermangelung unſers Maſt-
baums mit dem Schiffe bald unter/ bald uͤber ſich geworffen
wurden/ daß auch das Schiff von denen hefftigen und ſchreck-
lichen Erſchitterungen der Meeres-Wellen/ welche nit anders
als hohe Berge von ferne auf das Schiff daher waltzeten/ uͤber
alle maſſe gekrachet und geknacket/ haben wir anders nicht ver-
meinet/ als daß es dieſen Augenblick zu Truͤm̃ern gehen wuͤr-

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[25/0031] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. Sturms eingejagten Schrecken im Namen Gottes mit eife- rigem Gebeth fortgeſeglet und haben uns in ſchneller Eil weit von dem Port gefernet und nunmehr ohn einige menſchliche Mittel allein in Gottes Gewalt geſtanden. Als nun die Nacht eingebrochen und die ſtarcken Winde/ wie gemeiniglich zu Nachts am meiſten zugeſchehen pfleget/ aufgeſtanden/ auch es gantz dickfinſter worden und ein ſtar- cker Regen noch darzu mit eingefallen/ nebenſt unauf hoͤrlichen Donnern und Plitzen/ iſt erſt die vorhin prophezeyete und in Wind geſchlagene Ungeſtuͤm mit Macht herein gebrochen/ hat das Schiff von einer Seiten zur andern/ bald uͤber/ bald un- terſich mit grauſamer Gewalt geworffen. Weilen wir aber zu dem vorhin verlaſſenen Port nunmehr unmuͤglich wieder ge- langen koͤnnen/ wie ſehr der Capitain darnach gewuͤnſchet/ ha- ben wir uns drein ergeben/ fleiſſig gebethet und alles Gott und ſeiner Barmhertzigkeit anheim geſtellet. Zwiſchen 11. und 12. Uhr in der Nacht iſt der Sturm der- maſſen hefftig worden/ daß auch/ weilen die Segel wegen deß uͤberauß ſtarcken Windes ſo geſchwinde nicht herab genom- men werden koͤnnen/ der Wind den Hauptmaſtbaum oben her- ab/ iedoch zu unſerm groſſen Gluͤck/ ins Meer geſchlagen/ daß er das Schiff nicht beruͤhret/ da denn erſt Lachen zuverbeiſſen war. Dann in dem wir in ſolchem groſſen windigen/ regenhaf- ten finſtern Sturm-Wetter auf dem Meer durch die noch ſtets zunehmende Ungeſtuͤhm in Ermangelung unſers Maſt- baums mit dem Schiffe bald unter/ bald uͤber ſich geworffen wurden/ daß auch das Schiff von denen hefftigen und ſchreck- lichen Erſchitterungen der Meeres-Wellen/ welche nit anders als hohe Berge von ferne auf das Schiff daher waltzeten/ uͤber alle maſſe gekrachet und geknacket/ haben wir anders nicht ver- meinet/ als daß es dieſen Augenblick zu Truͤm̃ern gehen wuͤr- de D 2

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/31>, abgerufen am 21.11.2024.