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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
wo sein Hauß solle gestanden haben und der Maulbeerbaum/
auf welchen er gestiegen vor grosser Begierde und Liebe den
HErrn Jesum zu sehen/ weil er von Person klein war und vor
dem grossen Gedrenge deß Volcks nicht hinan zu dem HErrn
Jesu kommen konte.

Deßgleichen auch heraussen vor Jericho dem Ort/ wo der
blinde Bettler Bartimaeus gesessen und dem HErrn JEsu zuge-
schryen: Ach HErr du Sohn David/ erbarme dich mein/ auch
darauf von Christo sehend und gesund gemacht worden.

Der Gegend und Landes Arth nach liegt Jericho über
die masse lustig und ist auch daherum sehr fruchtbar Land/ aber
doch kömts dem nicht gleich/ wie es gewesen für alten Zeiten/ da
die Jsraeliten noch da gewohnet/ wie in Gottes Wort davon
Nachricht zu finden ist/ als zum Exempel: Vordessen ist allda
zu finden gewesen die edle Rose von Jericho/ wie sie also deßwe-
gen dem Orte nach genennet worden/ ietzt aber nicht mehr/ son-
dern Jericho gegen über jenseit deß Jordans wol in die vier
Meilwegs davon/ iedoch kan man sie da bekommen/ wer nicht sel-
ber darnach reisen und sie doch gerne haben will. Sie wird aber
beschrieben/ daß sie wie Pflaum-Bäume Gestalt/ iedoch gleich-
wol denen Rosensträuchern nach stachlicht seyn sollen. Die Blüh-
ten seynd gantz treuge und dürre dem Ansehen nach/ und thun
sich in der Christnacht auf und ausser derselben wieder zu. Wie
das zugehen mag/ das ist Gott bekannt. Niemand kan Rechen-
schaft davon geben/ Sir. im 24. Cap. gedenckt dieser Rosen/ oder
Blumen und spricht: Die Weißh. sey gleich wie die Rosenstöcke/
die man zu Jericho erzeiht. Etwan eine kleine Stunde zu gehen
von der Stadt ist ein Wasser/ dz seinen gewissen Quell hat. Das-
selbe ist vordessen bitter und ungesund gewesen/ auch so/ daß/
worüber es gelauffen/ allda nichts aufkommen und wachsen
können/ wie denn die Einwohner gegen den Propheten Elisa
drüber zu seiner Zeit geklaget und gesaget: Siehe! Es ist gut
wohnen in dieser Stadt/ wie mein HErr siehet/ aber es ist böse

Was-
X x 2

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
wo ſein Hauß ſolle geſtanden haben und der Maulbeerbaum/
auf welchen er geſtiegen vor groſſer Begierde und Liebe den
HErrn Jeſum zu ſehen/ weil er von Perſon klein war und vor
dem groſſen Gedrenge deß Volcks nicht hinan zu dem HErrn
Jeſu kommen konte.

Deßgleichen auch herauſſen vor Jericho dem Ort/ wo der
blinde Bettler Bartimæus geſeſſen und dem HErrn JEſu zuge-
ſchryen: Ach HErr du Sohn David/ erbarme dich mein/ auch
darauf von Chriſto ſehend und geſund gemacht worden.

Der Gegend und Landes Arth nach liegt Jericho uͤber
die maſſe luſtig und iſt auch daherum ſehr fruchtbar Land/ aber
doch koͤmts dem nicht gleich/ wie es geweſen fuͤr alten Zeiten/ da
die Jſraeliten noch da gewohnet/ wie in Gottes Wort davon
Nachricht zu finden iſt/ als zum Exempel: Vordeſſen iſt allda
zu finden geweſen die edle Roſe von Jericho/ wie ſie alſo deßwe-
gen dem Orte nach genennet worden/ ietzt aber nicht mehr/ ſon-
dern Jericho gegen uͤber jenſeit deß Jordans wol in die vier
Meilwegs davon/ iedoch kan man ſie da bekom̃en/ wer nicht ſel-
ber darnach reiſen und ſie doch gerne haben will. Sie wird aber
beſchrieben/ daß ſie wie Pflaum-Baͤume Geſtalt/ iedoch gleich-
wol denẽ Roſenſtraͤuchern nach ſtachlicht ſeyn ſollen. Die Bluͤh-
ten ſeynd gantz treuge und duͤrre dem Anſehen nach/ und thun
ſich in der Chriſtnacht auf und auſſer derſelben wieder zu. Wie
das zugehen mag/ das iſt Gott bekañt. Niemand kan Rechen-
ſchaft davon geben/ Sir. im 24. Cap. gedenckt dieſer Roſen/ oder
Blumen und ſpricht: Die Weißh. ſey gleich wie die Roſenſtoͤcke/
die man zu Jericho erzeiht. Etwan eine kleine Stunde zu gehen
von der Stadt iſt ein Waſſer/ dz ſeinen gewiſſen Quell hat. Daſ-
ſelbe iſt vordeſſen bitter und ungeſund geweſen/ auch ſo/ daß/
woruͤber es gelauffen/ allda nichts aufkommen und wachſen
koͤnnen/ wie denn die Einwohner gegen den Propheten Eliſa
druͤber zu ſeiner Zeit geklaget und geſaget: Siehe! Es iſt gut
wohnen in dieſer Stadt/ wie mein HErr ſiehet/ aber es iſt boͤſe

Waſ-
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[345/0351] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. wo ſein Hauß ſolle geſtanden haben und der Maulbeerbaum/ auf welchen er geſtiegen vor groſſer Begierde und Liebe den HErrn Jeſum zu ſehen/ weil er von Perſon klein war und vor dem groſſen Gedrenge deß Volcks nicht hinan zu dem HErrn Jeſu kommen konte. Deßgleichen auch herauſſen vor Jericho dem Ort/ wo der blinde Bettler Bartimæus geſeſſen und dem HErrn JEſu zuge- ſchryen: Ach HErr du Sohn David/ erbarme dich mein/ auch darauf von Chriſto ſehend und geſund gemacht worden. Der Gegend und Landes Arth nach liegt Jericho uͤber die maſſe luſtig und iſt auch daherum ſehr fruchtbar Land/ aber doch koͤmts dem nicht gleich/ wie es geweſen fuͤr alten Zeiten/ da die Jſraeliten noch da gewohnet/ wie in Gottes Wort davon Nachricht zu finden iſt/ als zum Exempel: Vordeſſen iſt allda zu finden geweſen die edle Roſe von Jericho/ wie ſie alſo deßwe- gen dem Orte nach genennet worden/ ietzt aber nicht mehr/ ſon- dern Jericho gegen uͤber jenſeit deß Jordans wol in die vier Meilwegs davon/ iedoch kan man ſie da bekom̃en/ wer nicht ſel- ber darnach reiſen und ſie doch gerne haben will. Sie wird aber beſchrieben/ daß ſie wie Pflaum-Baͤume Geſtalt/ iedoch gleich- wol denẽ Roſenſtraͤuchern nach ſtachlicht ſeyn ſollen. Die Bluͤh- ten ſeynd gantz treuge und duͤrre dem Anſehen nach/ und thun ſich in der Chriſtnacht auf und auſſer derſelben wieder zu. Wie das zugehen mag/ das iſt Gott bekañt. Niemand kan Rechen- ſchaft davon geben/ Sir. im 24. Cap. gedenckt dieſer Roſen/ oder Blumen und ſpricht: Die Weißh. ſey gleich wie die Roſenſtoͤcke/ die man zu Jericho erzeiht. Etwan eine kleine Stunde zu gehen von der Stadt iſt ein Waſſer/ dz ſeinen gewiſſen Quell hat. Daſ- ſelbe iſt vordeſſen bitter und ungeſund geweſen/ auch ſo/ daß/ woruͤber es gelauffen/ allda nichts aufkommen und wachſen koͤnnen/ wie denn die Einwohner gegen den Propheten Eliſa druͤber zu ſeiner Zeit geklaget und geſaget: Siehe! Es iſt gut wohnen in dieſer Stadt/ wie mein HErr ſiehet/ aber es iſt boͤſe Waſ- X x 2

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/351>, abgerufen am 21.11.2024.