Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.Siebenjährige Welt-Beschauung. nicht würdig achteten. Denn das haben die grossen Englischenund Holländischen Schiffe im Brauch/ iedoch aber sich aus Hochmuth und wider Meeres-Gebrauch angenommen/ daß sie andern und geringern Schiffen/ denen sie bastand sind/ zu Ehren ihre Panthire nicht fliegen lassen/ sintemal sie sich den König deß Meeres zu halten und zunennen pflegen. Diesen Tag haben wir abermahls kein Land gesehen und Den 7. Oct. war wieder sehr guter Wind im Hindertheil Den 8. Oct. hatten wir deß Nachts guten instehenden sehr
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. nicht wuͤrdig achteten. Denn das haben die groſſen Engliſchenund Hollaͤndiſchen Schiffe im Brauch/ iedoch aber ſich aus Hochmuth und wider Meeres-Gebrauch angenommen/ daß ſie andern und geringern Schiffen/ denen ſie baſtand ſind/ zu Ehren ihre Panthire nicht fliegen laſſen/ ſintemal ſie ſich den Koͤnig deß Meeres zu halten und zunennen pflegen. Dieſen Tag haben wir abermahls kein Land geſehen und Den 7. Oct. war wieder ſehr guter Wind im Hindertheil Den 8. Oct. hatten wir deß Nachts guten inſtehenden ſehr
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Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
nicht wuͤrdig achteten. Denn das haben die groſſen Engliſchen
und Hollaͤndiſchen Schiffe im Brauch/ iedoch aber ſich aus
Hochmuth und wider Meeres-Gebrauch angenommen/ daß
ſie andern und geringern Schiffen/ denen ſie baſtand ſind/ zu
Ehren ihre Panthire nicht fliegen laſſen/ ſintemal ſie ſich den
Koͤnig deß Meeres zu halten und zunennen pflegen.
Dieſen Tag haben wir abermahls kein Land geſehen und
gegen Abend hatten wir uns einer groſſen Ungeſtuͤm zube-
fuͤrchten/ wie ſich denn der Himmel allendhalben gantz ſchwartz
bezog/ weßwegen wir beide Segel herunter lieſſen und dage-
gen den kleinen aufzogen/ dar auf es hefftig zu regnen anfing
und das Meer lieff darzu auf und ſtuͤrmete und tobete gewal-
tig/ daß unſer Schiff gewaltig/ grauſam und ſchrecklich hin und
wieder geſchlagen und geworffen ward/ daß einem die Haare
empor ſtunden/ wer es mit anſehen und ausſtehen ſolte.
Den 7. Oct. war wieder ſehr guter Wind im Hindertheil
deß Schiffes/ wiewol der Tag truͤbe und es gegen Abend re-
genhafftig war und hatten wir abermals kein Land zu ſehen.
Den 8. Oct. hatten wir deß Nachts guten inſtehenden
Wind/ welcher aber auf den Tag gar ſchwach ward und ſahen
wir um Mittag etwas buͤrgicht Land/ vermeinend/ es waͤre
die Provintz/ in welcher Marſilia gelegen war/ ſo aber Spaniſch/
Catalonia war/ wie wir denn den 9. Oct. fruͤh gar nahe an die
Stadt Palamo kamen/ auch ſo/ daß wir ſchon die Galleen und
Schiffe im Port unter der Stadt gar eigentlich ſe-
hen und erkennen konten/ da wir denn erſt ſahen/ daß wir be-
trogen und in Gefahr waren/ dar auf wir denn denſelben gan-
tzen Tag gnung zu thun hatten/ daß wir wieder zuruͤcke ge-
gen Levent nach Morgenwerts wenden konten/ dieweil uns
der Wind noch ziemlich fuget/ ober gleich nicht eben inſtehend
war. Muſten alſo durch den Golfo di Lyon hindurch/ welcher
ſehr
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