Nestroy, Johann: Der böse Geist Lumpacivagabundus, oder: Das liederliche Kleeblatt. Wien, 1835.
siehst? Ich zerreiße das Band, das Du um diese Herzen geschlungen. Brilliantine und Hilaris. Weh' uns! Stellaris. Halt ein! Bedenk' erst, was Du sprichst. Des Feenreiches unumstößliche Gesetze erlauben Dir nicht, Hilaris Antrag unbedingt zu verwerfen; nur eine schwere Bedingung festzusetzen, deren Erfüllung die Liebenden trennt, deren Nichterfüllung aber sie auf immer vereint, nur dieß ist Dir gestattet. Fortuna. Nun denn, so sei's. Ich will eine Bedingung setzen, die zugleich jenen Frechen, der meine Macht verspottet, und glaubt, nur Du (zu Amorosa) seist ihm gefährlich, das Gegentheil beweisen soll. -- Ich wähle unter den Sterblichen drei seiner Anhänger, lockere Gesellen, jedoch nur solche, welche schon der Armuth drückend Los gefühlt. Diese will ich mit Reichthum überschütten; werfen sie, wie er gesagt, das Glück zum Fenster hinaus, so dringe ich es ihnen zum zweiten Male wieder auf; treten sie es dann mit Füßen, so erkenne ich mich als besiegt, und Hilaris werde meiner Tochter Gemahl; doch, wenn sie, wie kaum zu zweifeln ist, das Glück mit Dank empfan- gen, und aus Furcht vor neuer Dürftigkeit, mit weiser Mäßigung, es sich für's ganze Leben bewahren,
ſiehſt? Ich zerreiße das Band, das Du um dieſe Herzen geſchlungen. Brilliantine und Hilaris. Weh’ uns! Stellaris. Halt ein! Bedenk’ erſt, was Du ſprichſt. Des Feenreiches unumſtößliche Geſetze erlauben Dir nicht, Hilaris Antrag unbedingt zu verwerfen; nur eine ſchwere Bedingung feſtzuſetzen, deren Erfüllung die Liebenden trennt, deren Nichterfüllung aber ſie auf immer vereint, nur dieß iſt Dir geſtattet. Fortuna. Nun denn, ſo ſei’s. Ich will eine Bedingung ſetzen, die zugleich jenen Frechen, der meine Macht verſpottet, und glaubt, nur Du (zu Amoroſa) ſeiſt ihm gefährlich, das Gegentheil beweiſen ſoll. — Ich wähle unter den Sterblichen drei ſeiner Anhänger, lockere Geſellen, jedoch nur ſolche, welche ſchon der Armuth drückend Los gefühlt. Dieſe will ich mit Reichthum überſchütten; werfen ſie, wie er geſagt, das Glück zum Fenſter hinaus, ſo dringe ich es ihnen zum zweiten Male wieder auf; treten ſie es dann mit Füßen, ſo erkenne ich mich als beſiegt, und Hilaris werde meiner Tochter Gemahl; doch, wenn ſie, wie kaum zu zweifeln iſt, das Glück mit Dank empfan- gen, und aus Furcht vor neuer Dürftigkeit, mit weiſer Mäßigung, es ſich für’s ganze Leben bewahren, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#FOR"> <p><pb facs="#f0019" n="13"/> ſiehſt? Ich zerreiße das Band, das Du um dieſe<lb/> Herzen geſchlungen.</p> </sp><lb/> <sp who="#BRI"> <speaker><hi rendition="#g">Brilliantine</hi> und <hi rendition="#g">Hilaris</hi>.</speaker><lb/> <p>Weh’ uns!</p> </sp><lb/> <sp who="#EINR"> <speaker><hi rendition="#g">Stellaris</hi>.</speaker><lb/> <p>Halt ein! Bedenk’ erſt, was Du ſprichſt. Des<lb/> Feenreiches unumſtößliche Geſetze erlauben Dir nicht,<lb/> Hilaris Antrag unbedingt zu verwerfen; nur eine<lb/> ſchwere Bedingung feſtzuſetzen, deren Erfüllung die<lb/> Liebenden trennt, deren Nichterfüllung aber ſie auf<lb/> immer vereint, nur dieß iſt Dir geſtattet.</p> </sp><lb/> <sp who="#FOR"> <speaker><hi rendition="#g">Fortuna</hi>.</speaker><lb/> <p>Nun denn, ſo ſei’s. Ich will eine Bedingung<lb/> ſetzen, die zugleich jenen Frechen, der meine Macht<lb/> verſpottet, und glaubt, nur <hi rendition="#g">Du</hi></p> <stage>(zu Amoroſa)</stage> <p>ſeiſt<lb/> ihm gefährlich, das Gegentheil beweiſen ſoll. — Ich<lb/> wähle unter den Sterblichen drei ſeiner Anhänger,<lb/> lockere Geſellen, jedoch nur ſolche, welche ſchon der<lb/> Armuth drückend Los gefühlt. Dieſe will ich mit<lb/> Reichthum überſchütten; werfen ſie, wie er geſagt,<lb/> das Glück zum Fenſter hinaus, ſo dringe ich es ihnen<lb/> zum zweiten Male wieder auf; treten ſie es dann mit<lb/> Füßen, ſo erkenne ich mich als beſiegt, und Hilaris<lb/> werde meiner Tochter Gemahl; doch, wenn ſie, wie<lb/> kaum zu zweifeln iſt, das Glück mit Dank empfan-<lb/> gen, und aus Furcht vor neuer Dürftigkeit, mit<lb/> weiſer Mäßigung, es ſich für’s ganze Leben bewahren,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [13/0019]
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Halt ein! Bedenk’ erſt, was Du ſprichſt. Des
Feenreiches unumſtößliche Geſetze erlauben Dir nicht,
Hilaris Antrag unbedingt zu verwerfen; nur eine
ſchwere Bedingung feſtzuſetzen, deren Erfüllung die
Liebenden trennt, deren Nichterfüllung aber ſie auf
immer vereint, nur dieß iſt Dir geſtattet.
Fortuna.
Nun denn, ſo ſei’s. Ich will eine Bedingung
ſetzen, die zugleich jenen Frechen, der meine Macht
verſpottet, und glaubt, nur Du (zu Amoroſa) ſeiſt
ihm gefährlich, das Gegentheil beweiſen ſoll. — Ich
wähle unter den Sterblichen drei ſeiner Anhänger,
lockere Geſellen, jedoch nur ſolche, welche ſchon der
Armuth drückend Los gefühlt. Dieſe will ich mit
Reichthum überſchütten; werfen ſie, wie er geſagt,
das Glück zum Fenſter hinaus, ſo dringe ich es ihnen
zum zweiten Male wieder auf; treten ſie es dann mit
Füßen, ſo erkenne ich mich als beſiegt, und Hilaris
werde meiner Tochter Gemahl; doch, wenn ſie, wie
kaum zu zweifeln iſt, das Glück mit Dank empfan-
gen, und aus Furcht vor neuer Dürftigkeit, mit
weiſer Mäßigung, es ſich für’s ganze Leben bewahren,
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