Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.der sind wir aus, um sie wiederzuhaben. Nun fielen mir auf Einmal die Schup- lich wäre, daß von der sonst achtbaren Familie
sich noch Einige am Leben befänden. der ſind wir aus, um ſie wiederzuhaben. Nun fielen mir auf Einmal die Schup- lich waͤre, daß von der ſonſt achtbaren Familie
ſich noch Einige am Leben befaͤnden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0171" n="155"/><hi rendition="#g">der</hi> ſind wir aus, um ſie wiederzuhaben.<lb/> Was ſie da ſehen, ſind die beiden Kinder und<lb/> ein heller Haufen von Knechten und Maͤg-<lb/> den aus dem W ** ſchen Hauſe.‟</p><lb/> <p>Nun fielen mir auf Einmal die Schup-<lb/> pen von den Augen! Die angebliche Officier-<lb/> Dame hatte ſich in eine liederliche, ihrem<lb/> Manne entlaufene Madam verwandelt! War<lb/> mir’s jedoch wenig recht, daß ich mit dem<lb/> ſchmutzigen Handel bemengt werden ſollte,<lb/> ſo mußt’ ich gleichwohl uͤberlegen, daß ich’s<lb/> in meinem jetzigen Verhaͤltniß, auch mit dem<lb/> Lieflaͤnder nicht geradezu verderben durfte,<lb/> und daß ich am beſten thaͤte, den Knoten<lb/> durch einen Andern loͤſen oder durchhauen zu<lb/> laſſen. Jndem ich alſo die Parthie ergriff,<lb/> fuhr ich unwillig auf den allzudienſtfertigen<lb/> Buchhalter ein: „Herr, ſcheeren Sie ſich zum<lb/> Geier! Was ſtoͤren Sie zu dieſer Zeit ehr-<lb/> liche Leute in Schlaf und Ruhe!‟ — und<lb/> zugleich warf ich die Hausthuͤre wieder hinter<lb/> mir zu, und ließ ſie ferner ſchreien und<lb/> klopfen, ſoviel ihnen ſelbſt beliebte. Gleich-<lb/> wohl jammerten mich die beiden Kinderchen<lb/> — ein Maͤdchen von 9, und ein Knabe von<lb/> 7 Jahren — in der innerſten Seele. Sie<lb/> riefen unaufhoͤrlich: „Ach Gott! ach Gott!<lb/> meine Mutter!‟ bis ſie es endlich muͤde wur-<lb/><note xml:id="seg2pn_1_2" prev="#seg2pn_1_1" place="foot" n="*)">lich waͤre, daß von der ſonſt achtbaren Familie<lb/> ſich noch Einige am Leben befaͤnden.</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [155/0171]
der ſind wir aus, um ſie wiederzuhaben.
Was ſie da ſehen, ſind die beiden Kinder und
ein heller Haufen von Knechten und Maͤg-
den aus dem W ** ſchen Hauſe.‟
Nun fielen mir auf Einmal die Schup-
pen von den Augen! Die angebliche Officier-
Dame hatte ſich in eine liederliche, ihrem
Manne entlaufene Madam verwandelt! War
mir’s jedoch wenig recht, daß ich mit dem
ſchmutzigen Handel bemengt werden ſollte,
ſo mußt’ ich gleichwohl uͤberlegen, daß ich’s
in meinem jetzigen Verhaͤltniß, auch mit dem
Lieflaͤnder nicht geradezu verderben durfte,
und daß ich am beſten thaͤte, den Knoten
durch einen Andern loͤſen oder durchhauen zu
laſſen. Jndem ich alſo die Parthie ergriff,
fuhr ich unwillig auf den allzudienſtfertigen
Buchhalter ein: „Herr, ſcheeren Sie ſich zum
Geier! Was ſtoͤren Sie zu dieſer Zeit ehr-
liche Leute in Schlaf und Ruhe!‟ — und
zugleich warf ich die Hausthuͤre wieder hinter
mir zu, und ließ ſie ferner ſchreien und
klopfen, ſoviel ihnen ſelbſt beliebte. Gleich-
wohl jammerten mich die beiden Kinderchen
— ein Maͤdchen von 9, und ein Knabe von
7 Jahren — in der innerſten Seele. Sie
riefen unaufhoͤrlich: „Ach Gott! ach Gott!
meine Mutter!‟ bis ſie es endlich muͤde wur-
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*) lich waͤre, daß von der ſonſt achtbaren Familie
ſich noch Einige am Leben befaͤnden.
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