Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

Bild:
<< vorherige Seite

Er wollte Preussen zu Ehren noch einige Va-
let- und Freudenschüsse thun, und knallte auch
wirklich mit seiner Flinte 3 oder 4 mal in
die Luft, ohne daß ich, mit der Leitung des
Schiffs beschäftigt, mich sonderlich um sein
Beginnen kümmerte. Jnzwischen bemerkte
ich doch bald nachher auf der Fregatte eine
lebhaftere Bewegung; eine Schaluppe von
dort her legte bei mir an Bord, und aus
derselben sprang ein Officier wüthend auf
mein Verdeck und verlangte, den Schiffer zu
sprechen. Als ich herantrat, zeigte er mir
in einem Papier mehrere Körner Hasenschroot,
die auf der Fregatte aufgesammlet worden,
nachdem sie ein großes Loch in's Segel ge-
rissen. Jch sollte nun Rede und Antwvrt
geben, wer der Thäter gewesen?

Der Thäter aber, der geahndet haben
mochte, was passiren würde, war binnen der
Zeit in die Kajüte gegangen, in der Geschwin-
digkeit in seine Uniform gefahren, und trat
so eben wieder hervor, um über den Ankömm-
ling mit gezogenem Degen herzufallen. Es
entstand zwischen Beiden ein Handgemenge,
welches endlich zu Gunsten des Fregatten-
Officiers dadurch entschieden wurde, daß die
Matrosen aus der Schaluppe herzusprangen,
meinen Lieutenant von hinten packten, ban-
den und über Hals und Kopf in das Boot
warfen, ohne daß, zu meiner großen Ver-

Er wollte Preuſſen zu Ehren noch einige Va-
let- und Freudenſchuͤſſe thun, und knallte auch
wirklich mit ſeiner Flinte 3 oder 4 mal in
die Luft, ohne daß ich, mit der Leitung des
Schiffs beſchaͤftigt, mich ſonderlich um ſein
Beginnen kuͤmmerte. Jnzwiſchen bemerkte
ich doch bald nachher auf der Fregatte eine
lebhaftere Bewegung; eine Schaluppe von
dort her legte bei mir an Bord, und aus
derſelben ſprang ein Officier wuͤthend auf
mein Verdeck und verlangte, den Schiffer zu
ſprechen. Als ich herantrat, zeigte er mir
in einem Papier mehrere Koͤrner Haſenſchroot,
die auf der Fregatte aufgeſammlet worden,
nachdem ſie ein großes Loch in’s Segel ge-
riſſen. Jch ſollte nun Rede und Antwvrt
geben, wer der Thaͤter geweſen?

Der Thaͤter aber, der geahndet haben
mochte, was paſſiren wuͤrde, war binnen der
Zeit in die Kajuͤte gegangen, in der Geſchwin-
digkeit in ſeine Uniform gefahren, und trat
ſo eben wieder hervor, um uͤber den Ankoͤmm-
ling mit gezogenem Degen herzufallen. Es
entſtand zwiſchen Beiden ein Handgemenge,
welches endlich zu Gunſten des Fregatten-
Officiers dadurch entſchieden wurde, daß die
Matroſen aus der Schaluppe herzuſprangen,
meinen Lieutenant von hinten packten, ban-
den und uͤber Hals und Kopf in das Boot
warfen, ohne daß, zu meiner großen Ver-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0175" n="159"/>
Er wollte Preu&#x017F;&#x017F;en zu Ehren noch einige Va-<lb/>
let- und Freuden&#x017F;chu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e thun, und knallte auch<lb/>
wirklich mit &#x017F;einer Flinte 3 oder 4 mal in<lb/>
die Luft, ohne daß ich, mit der Leitung des<lb/>
Schiffs be&#x017F;cha&#x0364;ftigt, mich &#x017F;onderlich um &#x017F;ein<lb/>
Beginnen ku&#x0364;mmerte. Jnzwi&#x017F;chen bemerkte<lb/>
ich doch bald nachher auf der Fregatte eine<lb/>
lebhaftere Bewegung; eine Schaluppe von<lb/>
dort her legte bei mir an Bord, und aus<lb/>
der&#x017F;elben &#x017F;prang ein Officier wu&#x0364;thend auf<lb/>
mein Verdeck und verlangte, den Schiffer zu<lb/>
&#x017F;prechen. Als ich herantrat, zeigte er mir<lb/>
in einem Papier mehrere Ko&#x0364;rner Ha&#x017F;en&#x017F;chroot,<lb/>
die auf der Fregatte aufge&#x017F;ammlet worden,<lb/>
nachdem &#x017F;ie ein großes Loch in&#x2019;s Segel ge-<lb/>
ri&#x017F;&#x017F;en. Jch &#x017F;ollte nun Rede und Antwvrt<lb/>
geben, wer der Tha&#x0364;ter gewe&#x017F;en?</p><lb/>
        <p>Der Tha&#x0364;ter aber, der geahndet haben<lb/>
mochte, was pa&#x017F;&#x017F;iren wu&#x0364;rde, war binnen der<lb/>
Zeit in die Kaju&#x0364;te gegangen, in der Ge&#x017F;chwin-<lb/>
digkeit in &#x017F;eine Uniform gefahren, und trat<lb/>
&#x017F;o eben wieder hervor, um u&#x0364;ber den Anko&#x0364;mm-<lb/>
ling mit gezogenem Degen herzufallen. Es<lb/>
ent&#x017F;tand zwi&#x017F;chen Beiden ein Handgemenge,<lb/>
welches endlich zu Gun&#x017F;ten des Fregatten-<lb/>
Officiers dadurch ent&#x017F;chieden wurde, daß die<lb/>
Matro&#x017F;en aus der Schaluppe herzu&#x017F;prangen,<lb/>
meinen Lieutenant von hinten packten, ban-<lb/>
den und u&#x0364;ber Hals und Kopf in das Boot<lb/>
warfen, ohne daß, zu meiner großen Ver-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[159/0175] Er wollte Preuſſen zu Ehren noch einige Va- let- und Freudenſchuͤſſe thun, und knallte auch wirklich mit ſeiner Flinte 3 oder 4 mal in die Luft, ohne daß ich, mit der Leitung des Schiffs beſchaͤftigt, mich ſonderlich um ſein Beginnen kuͤmmerte. Jnzwiſchen bemerkte ich doch bald nachher auf der Fregatte eine lebhaftere Bewegung; eine Schaluppe von dort her legte bei mir an Bord, und aus derſelben ſprang ein Officier wuͤthend auf mein Verdeck und verlangte, den Schiffer zu ſprechen. Als ich herantrat, zeigte er mir in einem Papier mehrere Koͤrner Haſenſchroot, die auf der Fregatte aufgeſammlet worden, nachdem ſie ein großes Loch in’s Segel ge- riſſen. Jch ſollte nun Rede und Antwvrt geben, wer der Thaͤter geweſen? Der Thaͤter aber, der geahndet haben mochte, was paſſiren wuͤrde, war binnen der Zeit in die Kajuͤte gegangen, in der Geſchwin- digkeit in ſeine Uniform gefahren, und trat ſo eben wieder hervor, um uͤber den Ankoͤmm- ling mit gezogenem Degen herzufallen. Es entſtand zwiſchen Beiden ein Handgemenge, welches endlich zu Gunſten des Fregatten- Officiers dadurch entſchieden wurde, daß die Matroſen aus der Schaluppe herzuſprangen, meinen Lieutenant von hinten packten, ban- den und uͤber Hals und Kopf in das Boot warfen, ohne daß, zu meiner großen Ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/175
Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/175>, abgerufen am 16.05.2024.