Er wollte Preussen zu Ehren noch einige Va- let- und Freudenschüsse thun, und knallte auch wirklich mit seiner Flinte 3 oder 4 mal in die Luft, ohne daß ich, mit der Leitung des Schiffs beschäftigt, mich sonderlich um sein Beginnen kümmerte. Jnzwischen bemerkte ich doch bald nachher auf der Fregatte eine lebhaftere Bewegung; eine Schaluppe von dort her legte bei mir an Bord, und aus derselben sprang ein Officier wüthend auf mein Verdeck und verlangte, den Schiffer zu sprechen. Als ich herantrat, zeigte er mir in einem Papier mehrere Körner Hasenschroot, die auf der Fregatte aufgesammlet worden, nachdem sie ein großes Loch in's Segel ge- rissen. Jch sollte nun Rede und Antwvrt geben, wer der Thäter gewesen?
Der Thäter aber, der geahndet haben mochte, was passiren würde, war binnen der Zeit in die Kajüte gegangen, in der Geschwin- digkeit in seine Uniform gefahren, und trat so eben wieder hervor, um über den Ankömm- ling mit gezogenem Degen herzufallen. Es entstand zwischen Beiden ein Handgemenge, welches endlich zu Gunsten des Fregatten- Officiers dadurch entschieden wurde, daß die Matrosen aus der Schaluppe herzusprangen, meinen Lieutenant von hinten packten, ban- den und über Hals und Kopf in das Boot warfen, ohne daß, zu meiner großen Ver-
Er wollte Preuſſen zu Ehren noch einige Va- let- und Freudenſchuͤſſe thun, und knallte auch wirklich mit ſeiner Flinte 3 oder 4 mal in die Luft, ohne daß ich, mit der Leitung des Schiffs beſchaͤftigt, mich ſonderlich um ſein Beginnen kuͤmmerte. Jnzwiſchen bemerkte ich doch bald nachher auf der Fregatte eine lebhaftere Bewegung; eine Schaluppe von dort her legte bei mir an Bord, und aus derſelben ſprang ein Officier wuͤthend auf mein Verdeck und verlangte, den Schiffer zu ſprechen. Als ich herantrat, zeigte er mir in einem Papier mehrere Koͤrner Haſenſchroot, die auf der Fregatte aufgeſammlet worden, nachdem ſie ein großes Loch in’s Segel ge- riſſen. Jch ſollte nun Rede und Antwvrt geben, wer der Thaͤter geweſen?
Der Thaͤter aber, der geahndet haben mochte, was paſſiren wuͤrde, war binnen der Zeit in die Kajuͤte gegangen, in der Geſchwin- digkeit in ſeine Uniform gefahren, und trat ſo eben wieder hervor, um uͤber den Ankoͤmm- ling mit gezogenem Degen herzufallen. Es entſtand zwiſchen Beiden ein Handgemenge, welches endlich zu Gunſten des Fregatten- Officiers dadurch entſchieden wurde, daß die Matroſen aus der Schaluppe herzuſprangen, meinen Lieutenant von hinten packten, ban- den und uͤber Hals und Kopf in das Boot warfen, ohne daß, zu meiner großen Ver-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0175"n="159"/>
Er wollte Preuſſen zu Ehren noch einige Va-<lb/>
let- und Freudenſchuͤſſe thun, und knallte auch<lb/>
wirklich mit ſeiner Flinte 3 oder 4 mal in<lb/>
die Luft, ohne daß ich, mit der Leitung des<lb/>
Schiffs beſchaͤftigt, mich ſonderlich um ſein<lb/>
Beginnen kuͤmmerte. Jnzwiſchen bemerkte<lb/>
ich doch bald nachher auf der Fregatte eine<lb/>
lebhaftere Bewegung; eine Schaluppe von<lb/>
dort her legte bei mir an Bord, und aus<lb/>
derſelben ſprang ein Officier wuͤthend auf<lb/>
mein Verdeck und verlangte, den Schiffer zu<lb/>ſprechen. Als ich herantrat, zeigte er mir<lb/>
in einem Papier mehrere Koͤrner Haſenſchroot,<lb/>
die auf der Fregatte aufgeſammlet worden,<lb/>
nachdem ſie ein großes Loch in’s Segel ge-<lb/>
riſſen. Jch ſollte nun Rede und Antwvrt<lb/>
geben, wer der Thaͤter geweſen?</p><lb/><p>Der Thaͤter aber, der geahndet haben<lb/>
mochte, was paſſiren wuͤrde, war binnen der<lb/>
Zeit in die Kajuͤte gegangen, in der Geſchwin-<lb/>
digkeit in ſeine Uniform gefahren, und trat<lb/>ſo eben wieder hervor, um uͤber den Ankoͤmm-<lb/>
ling mit gezogenem Degen herzufallen. Es<lb/>
entſtand zwiſchen Beiden ein Handgemenge,<lb/>
welches endlich zu Gunſten des Fregatten-<lb/>
Officiers dadurch entſchieden wurde, daß die<lb/>
Matroſen aus der Schaluppe herzuſprangen,<lb/>
meinen Lieutenant von hinten packten, ban-<lb/>
den und uͤber Hals und Kopf in das Boot<lb/>
warfen, ohne daß, zu meiner großen Ver-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[159/0175]
Er wollte Preuſſen zu Ehren noch einige Va-
let- und Freudenſchuͤſſe thun, und knallte auch
wirklich mit ſeiner Flinte 3 oder 4 mal in
die Luft, ohne daß ich, mit der Leitung des
Schiffs beſchaͤftigt, mich ſonderlich um ſein
Beginnen kuͤmmerte. Jnzwiſchen bemerkte
ich doch bald nachher auf der Fregatte eine
lebhaftere Bewegung; eine Schaluppe von
dort her legte bei mir an Bord, und aus
derſelben ſprang ein Officier wuͤthend auf
mein Verdeck und verlangte, den Schiffer zu
ſprechen. Als ich herantrat, zeigte er mir
in einem Papier mehrere Koͤrner Haſenſchroot,
die auf der Fregatte aufgeſammlet worden,
nachdem ſie ein großes Loch in’s Segel ge-
riſſen. Jch ſollte nun Rede und Antwvrt
geben, wer der Thaͤter geweſen?
Der Thaͤter aber, der geahndet haben
mochte, was paſſiren wuͤrde, war binnen der
Zeit in die Kajuͤte gegangen, in der Geſchwin-
digkeit in ſeine Uniform gefahren, und trat
ſo eben wieder hervor, um uͤber den Ankoͤmm-
ling mit gezogenem Degen herzufallen. Es
entſtand zwiſchen Beiden ein Handgemenge,
welches endlich zu Gunſten des Fregatten-
Officiers dadurch entſchieden wurde, daß die
Matroſen aus der Schaluppe herzuſprangen,
meinen Lieutenant von hinten packten, ban-
den und uͤber Hals und Kopf in das Boot
warfen, ohne daß, zu meiner großen Ver-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/175>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.