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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

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sich Alles an der grünen Brücke in eine dichte
wüste Masse zusammen; die Masten stürzten
über Bord, und die Bogspriete knickten, wie
Rohrstengel. Der Schade war unermeßlich;
und als man endlich wieder zur Besinnung
kam, hatte man sich billig zu verwundern,
daß nicht Alles und Jedes zu Grunde ge-
gangen.

Gleichwohl betraf dieses Schicksal unter
Andern auch einen ledigen Bording von 50
Lasten, der zwischen den andern Schiffen so
eingeklemmt ward, daß er endlich, als die ge-
ringere Masse, von ihnen niedergedrückt und
dergestalt völlig in den Grund versenkt wer-
den mußte, daß keine Spur von ihm zu er-
blicken war. Dies Gefäß gehörte einer Wi[tt]we
Roloff, meiner guten Freundinn und Ge-
vatterinn, zu, die in ihrer Noth und mit
weinenden Augen auch zu mir kam, ob ich
ihr in ihrem Unglück nicht helfen könne. Jch
versprach mein Möglichstes; und sobald nur
der Sturm sich abgestillt hatte, und die
Schiffe sich wieder auseinandergewirrt, traf
ich Anstalten, den Bording mit Winden und
Tauen aus dem Grunde wieder emporzuhe-
ben, was mir denn auch mit vieler Mühe
und Arbeit gelang; so daß das Fahrzeug
auf eine sichre Stelle gebracht und der erlit-
tene Schade ausgebessert werden konnte.

ſich Alles an der gruͤnen Bruͤcke in eine dichte
wuͤſte Maſſe zuſammen; die Maſten ſtuͤrzten
uͤber Bord, und die Bogſpriete knickten, wie
Rohrſtengel. Der Schade war unermeßlich;
und als man endlich wieder zur Beſinnung
kam, hatte man ſich billig zu verwundern,
daß nicht Alles und Jedes zu Grunde ge-
gangen.

Gleichwohl betraf dieſes Schickſal unter
Andern auch einen ledigen Bording von 50
Laſten, der zwiſchen den andern Schiffen ſo
eingeklemmt ward, daß er endlich, als die ge-
ringere Maſſe, von ihnen niedergedruͤckt und
dergeſtalt voͤllig in den Grund verſenkt wer-
den mußte, daß keine Spur von ihm zu er-
blicken war. Dies Gefaͤß gehoͤrte einer Wi[tt]we
Roloff, meiner guten Freundinn und Ge-
vatterinn, zu, die in ihrer Noth und mit
weinenden Augen auch zu mir kam, ob ich
ihr in ihrem Ungluͤck nicht helfen koͤnne. Jch
verſprach mein Moͤglichſtes; und ſobald nur
der Sturm ſich abgeſtillt hatte, und die
Schiffe ſich wieder auseinandergewirrt, traf
ich Anſtalten, den Bording mit Winden und
Tauen aus dem Grunde wieder emporzuhe-
ben, was mir denn auch mit vieler Muͤhe
und Arbeit gelang; ſo daß das Fahrzeug
auf eine ſichre Stelle gebracht und der erlit-
tene Schade ausgebeſſert werden konnte.

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[180/0196] ſich Alles an der gruͤnen Bruͤcke in eine dichte wuͤſte Maſſe zuſammen; die Maſten ſtuͤrzten uͤber Bord, und die Bogſpriete knickten, wie Rohrſtengel. Der Schade war unermeßlich; und als man endlich wieder zur Beſinnung kam, hatte man ſich billig zu verwundern, daß nicht Alles und Jedes zu Grunde ge- gangen. Gleichwohl betraf dieſes Schickſal unter Andern auch einen ledigen Bording von 50 Laſten, der zwiſchen den andern Schiffen ſo eingeklemmt ward, daß er endlich, als die ge- ringere Maſſe, von ihnen niedergedruͤckt und dergeſtalt voͤllig in den Grund verſenkt wer- den mußte, daß keine Spur von ihm zu er- blicken war. Dies Gefaͤß gehoͤrte einer Wittwe Roloff, meiner guten Freundinn und Ge- vatterinn, zu, die in ihrer Noth und mit weinenden Augen auch zu mir kam, ob ich ihr in ihrem Ungluͤck nicht helfen koͤnne. Jch verſprach mein Moͤglichſtes; und ſobald nur der Sturm ſich abgeſtillt hatte, und die Schiffe ſich wieder auseinandergewirrt, traf ich Anſtalten, den Bording mit Winden und Tauen aus dem Grunde wieder emporzuhe- ben, was mir denn auch mit vieler Muͤhe und Arbeit gelang; ſo daß das Fahrzeug auf eine ſichre Stelle gebracht und der erlit- tene Schade ausgebeſſert werden konnte.

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Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/196>, abgerufen am 24.11.2024.