Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.Kopf nach oben. Wie mir selbst dabei zu Was war gleichwohl zu thun? Jch mußte Kopf nach oben. Wie mir ſelbſt dabei zu Was war gleichwohl zu thun? Jch mußte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0231" n="215"/> Kopf nach oben. Wie mir ſelbſt dabei zu<lb/> Muthe war, mag man ſich leichtlich vorſtel-<lb/> len. Das Schiff hier auf offner Rheede<lb/> vor Anker, und genoͤthigt, ſich mit jeder<lb/> Fluth und Ebbe um denſelben zu ſchwingen;<lb/> kein Volk an Bord; der Steuermann krank<lb/> und keines Gliedes maͤchtig; meines Bootes<lb/> beraubt und das Schiff von den Fluͤchtlin-<lb/> gen, nebſt ihren eigenen Sachen, von ver-<lb/> ſchiedenem kleineren Geraͤth, ja ſogar von<lb/> Keſſel und Pfannen, rein ausgepluͤndert! Es<lb/> gehoͤrte eine ſtandhafte Faſſung dazu, ſich ſo-<lb/> gleich in dies neue Ungluͤck zu finden!</p><lb/> <p>Was war gleichwohl zu thun? Jch mußte<lb/> mich entſchlieſſen, das Schiff unter der un-<lb/> zulaͤnglichen Aufſicht eines einzigen kranken<lb/> Mannes zu laſſen, und ſowohl ihm ſelbſt<lb/> aͤrztliche Huͤlfe, als mir eine neue Mann-<lb/> ſchaft zu verſchaffen. Alſo gieng mein Weg<lb/> zur Stelle nochmals nach Amſterdam, wo ich<lb/> andre ſechs Matroſen und einen Jungen,<lb/> wie ſie mir zuerſt in den Wurf kamen, heu-<lb/> erte, dann einen Lootſen nahm uad einen<lb/> Wundarzt aufkriegte, der mir den Steuer-<lb/> mann verbinden und bepflaſtern und den Aus-<lb/> ſpruch thun ſollte, ob Dieſer die Reiſe, ohne<lb/> Lebensgefahr, werde mitmachen koͤnnen? Nach-<lb/> dem ihm jedoch der Doctor die Glieder<lb/> etwas zurechtgeſetzt und ihn mit Medica-<lb/> menten reichlich verſehen hatte, war derſelbe<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [215/0231]
Kopf nach oben. Wie mir ſelbſt dabei zu
Muthe war, mag man ſich leichtlich vorſtel-
len. Das Schiff hier auf offner Rheede
vor Anker, und genoͤthigt, ſich mit jeder
Fluth und Ebbe um denſelben zu ſchwingen;
kein Volk an Bord; der Steuermann krank
und keines Gliedes maͤchtig; meines Bootes
beraubt und das Schiff von den Fluͤchtlin-
gen, nebſt ihren eigenen Sachen, von ver-
ſchiedenem kleineren Geraͤth, ja ſogar von
Keſſel und Pfannen, rein ausgepluͤndert! Es
gehoͤrte eine ſtandhafte Faſſung dazu, ſich ſo-
gleich in dies neue Ungluͤck zu finden!
Was war gleichwohl zu thun? Jch mußte
mich entſchlieſſen, das Schiff unter der un-
zulaͤnglichen Aufſicht eines einzigen kranken
Mannes zu laſſen, und ſowohl ihm ſelbſt
aͤrztliche Huͤlfe, als mir eine neue Mann-
ſchaft zu verſchaffen. Alſo gieng mein Weg
zur Stelle nochmals nach Amſterdam, wo ich
andre ſechs Matroſen und einen Jungen,
wie ſie mir zuerſt in den Wurf kamen, heu-
erte, dann einen Lootſen nahm uad einen
Wundarzt aufkriegte, der mir den Steuer-
mann verbinden und bepflaſtern und den Aus-
ſpruch thun ſollte, ob Dieſer die Reiſe, ohne
Lebensgefahr, werde mitmachen koͤnnen? Nach-
dem ihm jedoch der Doctor die Glieder
etwas zurechtgeſetzt und ihn mit Medica-
menten reichlich verſehen hatte, war derſelbe
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