Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.eine peinliche Todesangst, da wir die Un- Doch nicht Untergang, sondern Rettung Unser Nothhafen hieß Bommel-Sund, eine peinliche Todesangſt, da wir die Un- Doch nicht Untergang, ſondern Rettung Unſer Nothhafen hieß Bommel-Sund, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0247" n="231"/> eine peinliche Todesangſt, da wir die Un-<lb/> moͤglichkeit fuͤhlten, unſer unlenkſames Schiff<lb/> davon abzuſteuern. Mußt’ es nicht uns doppelt<lb/> ſchmerzlich ſeyn, nach ſo langer ausgeſtande-<lb/> ner Noth uns hier, wo wir unſre Rettung<lb/> geſucht und gehofft, von einem unvermeid-<lb/> lichem Untergange bedroht zu ſehen?</p><lb/> <p>Doch nicht Untergang, ſondern Rettung<lb/> hatte der guͤtige Himmel diesmal uͤber uns<lb/> beſchloſſen! Mitten zwiſchen den grauſigen<lb/> ſteilen Klippenwaͤnden trieb unſer Schiff,<lb/> wie von unſichtbaren Haͤnden gelenkt, hin-<lb/> durch in eine Bucht, wo ich Ankergrund und<lb/> ſtilles Waſſer fand. Es war Abends um<lb/> 9 Uhr, als ich <hi rendition="#g">hier</hi> den Anker fallen ließ,<lb/> und nun erſt mit voller Beſinnung an die<lb/> ſchreckliche Vergangenheit zu denken vermochte,<lb/> der wir, in einem Fahrzeuge ohne Maſt und<lb/> Ruder, auf einem unermeßlichen Jrrwege,<lb/> unter Hunger, Durſt, allem nur erdenklichen<lb/> Drangſal und ſtetem Todeskampfe, nach ſieben<lb/> ewiglangen Wochen, endlich gluͤcklich entronnen<lb/> waren.</p><lb/> <p>Unſer Nothhafen hieß Bommel-Sund,<lb/> wie wir noch in der naͤmlichen Nacht von<lb/> einigen Leuten erfuhren, die vom Land zu<lb/> uns an Bord kamen und mir behuͤlflich wa-<lb/> ren, das Schiff noch tiefer in die Scheeren<lb/> hinein in Sicherheit zu bringen. Am Mor-<lb/> gen fuhr ich ſelbſt an Land, um mir Huͤlfe<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [231/0247]
eine peinliche Todesangſt, da wir die Un-
moͤglichkeit fuͤhlten, unſer unlenkſames Schiff
davon abzuſteuern. Mußt’ es nicht uns doppelt
ſchmerzlich ſeyn, nach ſo langer ausgeſtande-
ner Noth uns hier, wo wir unſre Rettung
geſucht und gehofft, von einem unvermeid-
lichem Untergange bedroht zu ſehen?
Doch nicht Untergang, ſondern Rettung
hatte der guͤtige Himmel diesmal uͤber uns
beſchloſſen! Mitten zwiſchen den grauſigen
ſteilen Klippenwaͤnden trieb unſer Schiff,
wie von unſichtbaren Haͤnden gelenkt, hin-
durch in eine Bucht, wo ich Ankergrund und
ſtilles Waſſer fand. Es war Abends um
9 Uhr, als ich hier den Anker fallen ließ,
und nun erſt mit voller Beſinnung an die
ſchreckliche Vergangenheit zu denken vermochte,
der wir, in einem Fahrzeuge ohne Maſt und
Ruder, auf einem unermeßlichen Jrrwege,
unter Hunger, Durſt, allem nur erdenklichen
Drangſal und ſtetem Todeskampfe, nach ſieben
ewiglangen Wochen, endlich gluͤcklich entronnen
waren.
Unſer Nothhafen hieß Bommel-Sund,
wie wir noch in der naͤmlichen Nacht von
einigen Leuten erfuhren, die vom Land zu
uns an Bord kamen und mir behuͤlflich wa-
ren, das Schiff noch tiefer in die Scheeren
hinein in Sicherheit zu bringen. Am Mor-
gen fuhr ich ſelbſt an Land, um mir Huͤlfe
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