des Lecks aufzufinden und gehörig wieder zu verstopfen. Doch hielt uns diese Ausbesse- rung hier 5 bis 6 Tage auf, während wel- cher Zeit uns an diesem Orte, trotz unserem fleissigen Streifereien in der ganzen Gegend umher, auch nicht ein einziges menschliches Wesen zu Gesichte kam; so daß wir diesen Fluß und seine Ufer durchaus für unbewohnt halten mußten.
Unter den Ursachen dieser gänzlichen Ver- ödung mochte wohl der Mangel an frischem trinkbaren Wasser obenan stehen: denn das Wasser im Flusse war auch bei der niedrig- sten Ebbe bitter gesalzen; hineinfallende kleine Bäche gab es nicht, und was wir in den, von uns gegrabenen Brunnen fanden, war so dick und lehmigt, daß wir es zwar im Nothfall gebrauchen, aber doch unsre ausge- zapften Wassertonnen nicht wieder damit an- füllen mochten. Diesemnach fuhr ich den Strom mit der nächsten Fluth in der Scha- luppe gegen 4 Meilen weiter hinauf, wo er immer noch die Breite von einer Viertel- meile zeigte; wartete, bis die Ebbe völlig ab- gelaufen war, und gedachte nunmehr frisches und taugliches Wasser zu schöpfen. Aber auch hier fand ich es noch so gesalzen, daß es vergebliche Mühe gewesen seyn würde; so daß ich den nemlichen Versuch, unter glei- chen Umständen, noch etwa 3 Meilen höher
des Lecks aufzufinden und gehoͤrig wieder zu verſtopfen. Doch hielt uns dieſe Ausbeſſe- rung hier 5 bis 6 Tage auf, waͤhrend wel- cher Zeit uns an dieſem Orte, trotz unſerem fleiſſigen Streifereien in der ganzen Gegend umher, auch nicht ein einziges menſchliches Weſen zu Geſichte kam; ſo daß wir dieſen Fluß und ſeine Ufer durchaus fuͤr unbewohnt halten mußten.
Unter den Urſachen dieſer gaͤnzlichen Ver- oͤdung mochte wohl der Mangel an friſchem trinkbaren Waſſer obenan ſtehen: denn das Waſſer im Fluſſe war auch bei der niedrig- ſten Ebbe bitter geſalzen; hineinfallende kleine Baͤche gab es nicht, und was wir in den, von uns gegrabenen Brunnen fanden, war ſo dick und lehmigt, daß wir es zwar im Nothfall gebrauchen, aber doch unſre ausge- zapften Waſſertonnen nicht wieder damit an- fuͤllen mochten. Dieſemnach fuhr ich den Strom mit der naͤchſten Fluth in der Scha- luppe gegen 4 Meilen weiter hinauf, wo er immer noch die Breite von einer Viertel- meile zeigte; wartete, bis die Ebbe voͤllig ab- gelaufen war, und gedachte nunmehr friſches und taugliches Waſſer zu ſchoͤpfen. Aber auch hier fand ich es noch ſo geſalzen, daß es vergebliche Muͤhe geweſen ſeyn wuͤrde; ſo daß ich den nemlichen Verſuch, unter glei- chen Umſtaͤnden, noch etwa 3 Meilen hoͤher
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des Lecks aufzufinden und gehoͤrig wieder zu
verſtopfen. Doch hielt uns dieſe Ausbeſſe-
rung hier 5 bis 6 Tage auf, waͤhrend wel-
cher Zeit uns an dieſem Orte, trotz unſerem
fleiſſigen Streifereien in der ganzen Gegend
umher, auch nicht ein einziges menſchliches
Weſen zu Geſichte kam; ſo daß wir dieſen
Fluß und ſeine Ufer durchaus fuͤr unbewohnt
halten mußten.
Unter den Urſachen dieſer gaͤnzlichen Ver-
oͤdung mochte wohl der Mangel an friſchem
trinkbaren Waſſer obenan ſtehen: denn das
Waſſer im Fluſſe war auch bei der niedrig-
ſten Ebbe bitter geſalzen; hineinfallende kleine
Baͤche gab es nicht, und was wir in den,
von uns gegrabenen Brunnen fanden, war
ſo dick und lehmigt, daß wir es zwar im
Nothfall gebrauchen, aber doch unſre ausge-
zapften Waſſertonnen nicht wieder damit an-
fuͤllen mochten. Dieſemnach fuhr ich den
Strom mit der naͤchſten Fluth in der Scha-
luppe gegen 4 Meilen weiter hinauf, wo er
immer noch die Breite von einer Viertel-
meile zeigte; wartete, bis die Ebbe voͤllig ab-
gelaufen war, und gedachte nunmehr friſches
und taugliches Waſſer zu ſchoͤpfen. Aber
auch hier fand ich es noch ſo geſalzen, daß
es vergebliche Muͤhe geweſen ſeyn wuͤrde;
ſo daß ich den nemlichen Verſuch, unter glei-
chen Umſtaͤnden, noch etwa 3 Meilen hoͤher
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/113>, abgerufen am 19.07.2024.
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