Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.hier heut am Lande zur Ader lassen. Jhr Die beiden Kerle schöpften kein Arges Jetzt gieng aber die Operation an seinem hier heut am Lande zur Ader laſſen. Jhr Die beiden Kerle ſchoͤpften kein Arges Jetzt gieng aber die Operation an ſeinem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0163" n="159"/> hier heut am Lande zur Ader laſſen. Jhr<lb/> Beide ſeht mir beſtaͤndig ſo roth und vollbluͤtig<lb/> aus, daß es euch gleichfalls wohl gutthun ſollte.<lb/> Kommt mit; dann machen wir das gleich in<lb/> Geſellſchaft ab.‟</p><lb/> <p>Die beiden Kerle ſchoͤpften kein Arges<lb/> aus dem Vorſchlage, der ihnen vielmehr ganz<lb/> inſtinktmaͤßig zuſagen mochte. Waͤhrend<lb/> ſie nun nach meinem Geheiß, auf der Haus-<lb/> flur des Barbiers verweilten, trat ich lachend<lb/> in deſſen Zimmer und verkuͤndigte ihm die<lb/> Gegenwart meiner hirnwuͤthigen Patien-<lb/> ten, an denen er nunmehr ſeine Kunſt erpro-<lb/> ben moͤge. Sobald auch nur ſoviel Friſt<lb/> verlaufen war, als zu Vollendung einiger<lb/> Aderlaͤſſe erforderlich ſcheinen mochte, kam<lb/> ich wieder zum Vorſchein, indem ich mich mit<lb/> einem dazu paſſenden Geſichte an den Arm<lb/> faßte, und rief: „Das war fertig; nun,<lb/> Jakob, iſt die Reihe an dir! Herein!‟ —<lb/> der Burſche kam.</p><lb/> <p>Jetzt gieng aber die Operation an ſeinem<lb/> Arm im Ernſte vor ſich. Eine große Schuͤſſel<lb/> fuͤllte ſich mit Blut, und der Jakob ward<lb/> immer bleicher um die Naſe. Jch gab dem<lb/> Mann mit dem Schnepper einen verſtohlnen<lb/> Wink, daß es nun wohl Zeit ſeyn duͤrfte,<lb/> einzuhalten: allein er ſchuͤttelte verneinend<lb/> mit dem Kopf und ließ auch die zweite<lb/> Schuͤſſel vollrinnen; bis Jakob endlich beſin-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [159/0163]
hier heut am Lande zur Ader laſſen. Jhr
Beide ſeht mir beſtaͤndig ſo roth und vollbluͤtig
aus, daß es euch gleichfalls wohl gutthun ſollte.
Kommt mit; dann machen wir das gleich in
Geſellſchaft ab.‟
Die beiden Kerle ſchoͤpften kein Arges
aus dem Vorſchlage, der ihnen vielmehr ganz
inſtinktmaͤßig zuſagen mochte. Waͤhrend
ſie nun nach meinem Geheiß, auf der Haus-
flur des Barbiers verweilten, trat ich lachend
in deſſen Zimmer und verkuͤndigte ihm die
Gegenwart meiner hirnwuͤthigen Patien-
ten, an denen er nunmehr ſeine Kunſt erpro-
ben moͤge. Sobald auch nur ſoviel Friſt
verlaufen war, als zu Vollendung einiger
Aderlaͤſſe erforderlich ſcheinen mochte, kam
ich wieder zum Vorſchein, indem ich mich mit
einem dazu paſſenden Geſichte an den Arm
faßte, und rief: „Das war fertig; nun,
Jakob, iſt die Reihe an dir! Herein!‟ —
der Burſche kam.
Jetzt gieng aber die Operation an ſeinem
Arm im Ernſte vor ſich. Eine große Schuͤſſel
fuͤllte ſich mit Blut, und der Jakob ward
immer bleicher um die Naſe. Jch gab dem
Mann mit dem Schnepper einen verſtohlnen
Wink, daß es nun wohl Zeit ſeyn duͤrfte,
einzuhalten: allein er ſchuͤttelte verneinend
mit dem Kopf und ließ auch die zweite
Schuͤſſel vollrinnen; bis Jakob endlich beſin-
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