ward also des Handels einig, und versprach, Tages vor meiner Abreise mich einzufinden, um jenes kostbare Päckchen in Empfang zu nehmen. Demzufolge ward es mir denn auch, Angesichts des Consuls, in meine Uhr- tasche eingenäht, mir die gute Verwahrung auf Leib und Seele eingebunden, und sodann ein Connoissement über richtigen Empfang vorgelegt, das ich zu unterzeichnen hatte. Dies geschah auch mit leichtem Herzen: allein in eben dem Augenblick, da ich über die Schwelle des Hauses meinen Rückweg nahm, gieng auch meine heimliche Angst und Sorge an, die diese ganze Reise hindurch nicht von mir wich. Jch wähnte, Jeder, der mich ansah, wisse um mein Geheimniß, und gehe mit dem Gedanken um, mich zu berauben, oder gar zu ermorden. Selbst im Schlafe griff ich, so wie oft auch unwillkührlich im Wachen, nach dem Päckchen, um mich zu überzeugen, daß es noch an seiner Stelle ruhte; und wohl kann ich sagen, daß ich nie ein Geld mit größerer Unruhe meines Herzens verdient habe.
Nachdem ich nun gegen Ende Octobers in See gegangen war, gab es eine zwar langsame, doch übrigens nicht ungünstige Fahrt, die mich am 23. November auf die Höhe des Texels führte. Hier hatten zwei englische Kreuzer ihre Station, bei deren
ward alſo des Handels einig, und verſprach, Tages vor meiner Abreiſe mich einzufinden, um jenes koſtbare Paͤckchen in Empfang zu nehmen. Demzufolge ward es mir denn auch, Angeſichts des Conſuls, in meine Uhr- taſche eingenaͤht, mir die gute Verwahrung auf Leib und Seele eingebunden, und ſodann ein Connoiſſement uͤber richtigen Empfang vorgelegt, das ich zu unterzeichnen hatte. Dies geſchah auch mit leichtem Herzen: allein in eben dem Augenblick, da ich uͤber die Schwelle des Hauſes meinen Ruͤckweg nahm, gieng auch meine heimliche Angſt und Sorge an, die dieſe ganze Reiſe hindurch nicht von mir wich. Jch waͤhnte, Jeder, der mich anſah, wiſſe um mein Geheimniß, und gehe mit dem Gedanken um, mich zu berauben, oder gar zu ermorden. Selbſt im Schlafe griff ich, ſo wie oft auch unwillkuͤhrlich im Wachen, nach dem Paͤckchen, um mich zu uͤberzeugen, daß es noch an ſeiner Stelle ruhte; und wohl kann ich ſagen, daß ich nie ein Geld mit groͤßerer Unruhe meines Herzens verdient habe.
Nachdem ich nun gegen Ende Octobers in See gegangen war, gab es eine zwar langſame, doch uͤbrigens nicht unguͤnſtige Fahrt, die mich am 23. November auf die Hoͤhe des Texels fuͤhrte. Hier hatten zwei engliſche Kreuzer ihre Station, bei deren
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ward alſo des Handels einig, und verſprach,
Tages vor meiner Abreiſe mich einzufinden,
um jenes koſtbare Paͤckchen in Empfang zu
nehmen. Demzufolge ward es mir denn
auch, Angeſichts des Conſuls, in meine Uhr-
taſche eingenaͤht, mir die gute Verwahrung
auf Leib und Seele eingebunden, und ſodann
ein Connoiſſement uͤber richtigen Empfang
vorgelegt, das ich zu unterzeichnen hatte.
Dies geſchah auch mit leichtem Herzen: allein
in eben dem Augenblick, da ich uͤber die
Schwelle des Hauſes meinen Ruͤckweg nahm,
gieng auch meine heimliche Angſt und Sorge
an, die dieſe ganze Reiſe hindurch nicht von
mir wich. Jch waͤhnte, Jeder, der mich
anſah, wiſſe um mein Geheimniß, und gehe
mit dem Gedanken um, mich zu berauben,
oder gar zu ermorden. Selbſt im Schlafe
griff ich, ſo wie oft auch unwillkuͤhrlich im
Wachen, nach dem Paͤckchen, um mich zu
uͤberzeugen, daß es noch an ſeiner Stelle
ruhte; und wohl kann ich ſagen, daß ich
nie ein Geld mit groͤßerer Unruhe meines
Herzens verdient habe.
Nachdem ich nun gegen Ende Octobers
in See gegangen war, gab es eine zwar
langſame, doch uͤbrigens nicht unguͤnſtige
Fahrt, die mich am 23. November auf die
Hoͤhe des Texels fuͤhrte. Hier hatten zwei
engliſche Kreuzer ihre Station, bei deren
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/182>, abgerufen am 21.11.2024.
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