Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.Von jetzt an gab es nichts, als widrige Als mir dieser Unfug endlich zu arg Von jetzt an gab es nichts, als widrige Als mir dieſer Unfug endlich zu arg <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0221" n="217"/> <p>Von jetzt an gab es nichts, als widrige<lb/> Winde, die uns, volle 14 Tage hindurch, noͤ-<lb/> thigten, in der Nordſee und bei Schaagerack<lb/> umherzukreuzen. Was aber meinen Unmuth<lb/> noch hoͤher ſteigerte, war der duͤnkelvolle und<lb/> widerſpenſtige Sinn meines Schiffsvolks, der<lb/> ſich, je laͤnger, je ungeſcheuter, offenbarte.<lb/> Kam es zu verdienten Verweiſen und Er-<lb/> mahnungen, ſo hieß es immer: „Pah! Wir<lb/> ſind Hamburger, und keine Preuſſen! Wir<lb/> kennen unſre Geſetze und Rechte; und <hi rendition="#g">ſo</hi><lb/> muß man uns nicht kommen!‟ — Was<lb/> mich jedoch am meiſten verſchnupfte, war<lb/> eine, gegen allen Seemannsbrauch ſtreitende<lb/> Gewohnheit, die ſie unter ſich, und gegen<lb/> meinen Willen, in Gang zu bringen ſuchten.<lb/> Sie lagen nemlich bei Tag und Nacht uͤber<lb/> ihren Thee- und Kaffee-Keſſeln; und ſo oft<lb/> ich in die Combuſe ſah, hiengen oder ſtanden<lb/> 8 oder 10 ſolcher Maſchinen bei einem Feuer,<lb/> woran man vielleicht einen Ochſen haͤtte bra-<lb/> ten koͤnnen. — Ein Unweſen, wobei nicht<lb/> nur unſer Kohlenvorrath unnuͤtz verſchwen-<lb/> det, ſondern auch dem Schiffe die beſtaͤndige<lb/> Gefahr eines beſorglichen Ungluͤcks durch ver-<lb/> wahrloſetes Feuer bereitet wurde.</p><lb/> <p>Als mir dieſer Unfug endlich zu arg<lb/> ward, that ich ihnen ernſtliche Vorhaltung,<lb/> daß dies gegen alle gute Ordnung ſtreite<lb/> und fortan abgeſtellt bleiben muͤſſe. Es ſolle<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [217/0221]
Von jetzt an gab es nichts, als widrige
Winde, die uns, volle 14 Tage hindurch, noͤ-
thigten, in der Nordſee und bei Schaagerack
umherzukreuzen. Was aber meinen Unmuth
noch hoͤher ſteigerte, war der duͤnkelvolle und
widerſpenſtige Sinn meines Schiffsvolks, der
ſich, je laͤnger, je ungeſcheuter, offenbarte.
Kam es zu verdienten Verweiſen und Er-
mahnungen, ſo hieß es immer: „Pah! Wir
ſind Hamburger, und keine Preuſſen! Wir
kennen unſre Geſetze und Rechte; und ſo
muß man uns nicht kommen!‟ — Was
mich jedoch am meiſten verſchnupfte, war
eine, gegen allen Seemannsbrauch ſtreitende
Gewohnheit, die ſie unter ſich, und gegen
meinen Willen, in Gang zu bringen ſuchten.
Sie lagen nemlich bei Tag und Nacht uͤber
ihren Thee- und Kaffee-Keſſeln; und ſo oft
ich in die Combuſe ſah, hiengen oder ſtanden
8 oder 10 ſolcher Maſchinen bei einem Feuer,
woran man vielleicht einen Ochſen haͤtte bra-
ten koͤnnen. — Ein Unweſen, wobei nicht
nur unſer Kohlenvorrath unnuͤtz verſchwen-
det, ſondern auch dem Schiffe die beſtaͤndige
Gefahr eines beſorglichen Ungluͤcks durch ver-
wahrloſetes Feuer bereitet wurde.
Als mir dieſer Unfug endlich zu arg
ward, that ich ihnen ernſtliche Vorhaltung,
daß dies gegen alle gute Ordnung ſtreite
und fortan abgeſtellt bleiben muͤſſe. Es ſolle
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |