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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

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mir zu verlangen, die sich, wie er erfahren
habe, auf meinem Schiffe befänden, und de-
ren völlige Entschädigung für den bisherigen
Dienst zugleich erfolgen müsse.

Jch beobachtete bei diesem sonderbaren
Vortrage ein ruhiges Schweigen; ließ aber
in der Stille die Preussische Flagge über
unsern Köpfen aufziehen, die ich meinem
Gaste zeigte, indem ich hinzufügte: "Sehen
Sie, mein Herr, unter dieser Flagge stehen
jene drei Leute in Dienst; und ich kenne
kein Gesetz, das mich verpflichtete, sie hier, in
einem fremden Hafen, daraus zu entlassen.
Jede weitere Procedur des Herrn Admirals
werde ich erwarten."

Eine Citation vor das portugiesische See-
gericht gieng bald darauf an mich ein, um
meine Sache, im Beiseyn des Admirals, der
gleichfalls erscheinen würde, zu verantworten.
Jetzt ward also der Handel ernsthaft; und
ich hielt es für gerathen, zu unserm Preussi-
schen Gesandten, dem Herrn v. Heidecamp,
zu gehen, dem ich die Lage der Dinge vor-
trug, und um Verhaltungs-Regeln bei ihm
nachsuchte. Sein Ausspruch war: Daß,
falls ich nicht gutwillig wollte, Niemand mich
zwingen könnte, die Leute freizugeben; noch
weniger, ihnen ihre Löhnung auszuzahlen,
welche, nach Recht und Gesetz, dann erst
fällig sey, wann mein Schiff wieder einen

mir zu verlangen, die ſich, wie er erfahren
habe, auf meinem Schiffe befaͤnden, und de-
ren voͤllige Entſchaͤdigung fuͤr den bisherigen
Dienſt zugleich erfolgen muͤſſe.

Jch beobachtete bei dieſem ſonderbaren
Vortrage ein ruhiges Schweigen; ließ aber
in der Stille die Preuſſiſche Flagge uͤber
unſern Koͤpfen aufziehen, die ich meinem
Gaſte zeigte, indem ich hinzufuͤgte: „Sehen
Sie, mein Herr, unter dieſer Flagge ſtehen
jene drei Leute in Dienſt; und ich kenne
kein Geſetz, das mich verpflichtete, ſie hier, in
einem fremden Hafen, daraus zu entlaſſen.
Jede weitere Procedur des Herrn Admirals
werde ich erwarten.‟

Eine Citation vor das portugieſiſche See-
gericht gieng bald darauf an mich ein, um
meine Sache, im Beiſeyn des Admirals, der
gleichfalls erſcheinen wuͤrde, zu verantworten.
Jetzt ward alſo der Handel ernſthaft; und
ich hielt es fuͤr gerathen, zu unſerm Preuſſi-
ſchen Geſandten, dem Herrn v. Heidecamp,
zu gehen, dem ich die Lage der Dinge vor-
trug, und um Verhaltungs-Regeln bei ihm
nachſuchte. Sein Ausſpruch war: Daß,
falls ich nicht gutwillig wollte, Niemand mich
zwingen koͤnnte, die Leute freizugeben; noch
weniger, ihnen ihre Loͤhnung auszuzahlen,
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[243/0247] mir zu verlangen, die ſich, wie er erfahren habe, auf meinem Schiffe befaͤnden, und de- ren voͤllige Entſchaͤdigung fuͤr den bisherigen Dienſt zugleich erfolgen muͤſſe. Jch beobachtete bei dieſem ſonderbaren Vortrage ein ruhiges Schweigen; ließ aber in der Stille die Preuſſiſche Flagge uͤber unſern Koͤpfen aufziehen, die ich meinem Gaſte zeigte, indem ich hinzufuͤgte: „Sehen Sie, mein Herr, unter dieſer Flagge ſtehen jene drei Leute in Dienſt; und ich kenne kein Geſetz, das mich verpflichtete, ſie hier, in einem fremden Hafen, daraus zu entlaſſen. Jede weitere Procedur des Herrn Admirals werde ich erwarten.‟ Eine Citation vor das portugieſiſche See- gericht gieng bald darauf an mich ein, um meine Sache, im Beiſeyn des Admirals, der gleichfalls erſcheinen wuͤrde, zu verantworten. Jetzt ward alſo der Handel ernſthaft; und ich hielt es fuͤr gerathen, zu unſerm Preuſſi- ſchen Geſandten, dem Herrn v. Heidecamp, zu gehen, dem ich die Lage der Dinge vor- trug, und um Verhaltungs-Regeln bei ihm nachſuchte. Sein Ausſpruch war: Daß, falls ich nicht gutwillig wollte, Niemand mich zwingen koͤnnte, die Leute freizugeben; noch weniger, ihnen ihre Loͤhnung auszuzahlen, welche, nach Recht und Geſetz, dann erſt faͤllig ſey, wann mein Schiff wieder einen

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Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/247>, abgerufen am 02.05.2024.