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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

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Preussischen Hafen erreicht habe. Zugleich
unterrichtete er mich genau, wie ich mich
vor Gericht zu verhalten hätte, und fügte
hinzu: Jn Ansehung alles Uebrigen sollt' ich
ihn gänzlich sorgen lassen, indem er geson-
nen sey, bei dem Termine gleichfalls in
Person zu erscheinen.

Dies geschah nun gleich am nächsten
Tage. Wir fanden den englischen Admiral
(Schade, daß mir sein, nicht unbekannter
Name wieder entfallen ist!) mit zwei Flotten-
Kapitains bereits vor, und er eröffnete die
Verhandlung durch das bestimmte Begehren,
die drei brittischen Unterthanen in seinen
Dienst ausgeliefert zu erhalten. Meine ver-
weigernde Antwort stützte sich auf die Gründe,
welche ich schon angeführt habe. Ja, ich
war so keck, gegen ihn zu bemerken: Ohne
Zweifel befänden sich auf seiner Flotte viele
gebohrne Preussische Unterthanen: gleichwohl
stände noch dahin, ob er sich für verpflichtet
halten würde, diese, auf mein Verlangen,
ihres Dienstes zu entlassen?

"Topp!" rief er feurig aus -- "Jch
gebe drei Preussen von meiner Flotte in die
Stelle der drei Engländer!" -- "Ein Er-
bieten," entgegnete ich -- "das aller Ehren
"werth ist, wenn ich nur hoffen dürfte, an-
"statt der tüchtigen Leute, die mir abgefor-
"dert werden, etwas Besseres, als den Aus-

Preuſſiſchen Hafen erreicht habe. Zugleich
unterrichtete er mich genau, wie ich mich
vor Gericht zu verhalten haͤtte, und fuͤgte
hinzu: Jn Anſehung alles Uebrigen ſollt’ ich
ihn gaͤnzlich ſorgen laſſen, indem er geſon-
nen ſey, bei dem Termine gleichfalls in
Perſon zu erſcheinen.

Dies geſchah nun gleich am naͤchſten
Tage. Wir fanden den engliſchen Admiral
(Schade, daß mir ſein, nicht unbekannter
Name wieder entfallen iſt!) mit zwei Flotten-
Kapitains bereits vor, und er eroͤffnete die
Verhandlung durch das beſtimmte Begehren,
die drei brittiſchen Unterthanen in ſeinen
Dienſt ausgeliefert zu erhalten. Meine ver-
weigernde Antwort ſtuͤtzte ſich auf die Gruͤnde,
welche ich ſchon angefuͤhrt habe. Ja, ich
war ſo keck, gegen ihn zu bemerken: Ohne
Zweifel befaͤnden ſich auf ſeiner Flotte viele
gebohrne Preuſſiſche Unterthanen: gleichwohl
ſtaͤnde noch dahin, ob er ſich fuͤr verpflichtet
halten wuͤrde, dieſe, auf mein Verlangen,
ihres Dienſtes zu entlaſſen?

„Topp!‟ rief er feurig aus — „Jch
gebe drei Preuſſen von meiner Flotte in die
Stelle der drei Englaͤnder!‟ — „Ein Er-
bieten,‟ entgegnete ich — „das aller Ehren
„werth iſt, wenn ich nur hoffen duͤrfte, an-
„ſtatt der tuͤchtigen Leute, die mir abgefor-
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[244/0248] Preuſſiſchen Hafen erreicht habe. Zugleich unterrichtete er mich genau, wie ich mich vor Gericht zu verhalten haͤtte, und fuͤgte hinzu: Jn Anſehung alles Uebrigen ſollt’ ich ihn gaͤnzlich ſorgen laſſen, indem er geſon- nen ſey, bei dem Termine gleichfalls in Perſon zu erſcheinen. Dies geſchah nun gleich am naͤchſten Tage. Wir fanden den engliſchen Admiral (Schade, daß mir ſein, nicht unbekannter Name wieder entfallen iſt!) mit zwei Flotten- Kapitains bereits vor, und er eroͤffnete die Verhandlung durch das beſtimmte Begehren, die drei brittiſchen Unterthanen in ſeinen Dienſt ausgeliefert zu erhalten. Meine ver- weigernde Antwort ſtuͤtzte ſich auf die Gruͤnde, welche ich ſchon angefuͤhrt habe. Ja, ich war ſo keck, gegen ihn zu bemerken: Ohne Zweifel befaͤnden ſich auf ſeiner Flotte viele gebohrne Preuſſiſche Unterthanen: gleichwohl ſtaͤnde noch dahin, ob er ſich fuͤr verpflichtet halten wuͤrde, dieſe, auf mein Verlangen, ihres Dienſtes zu entlaſſen? „Topp!‟ rief er feurig aus — „Jch gebe drei Preuſſen von meiner Flotte in die Stelle der drei Englaͤnder!‟ — „Ein Er- bieten,‟ entgegnete ich — „das aller Ehren „werth iſt, wenn ich nur hoffen duͤrfte, an- „ſtatt der tuͤchtigen Leute, die mir abgefor- „dert werden, etwas Beſſeres, als den Aus-

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Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/248>, abgerufen am 24.11.2024.