Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.Zipfeln dergestalt um sich, daß es in den Jn diesem Augenblick ward geschrieen: Dies Unglück traf uns am 11. Mai, Zipfeln dergeſtalt um ſich, daß es in den Jn dieſem Augenblick ward geſchrieen: Dies Ungluͤck traf uns am 11. Mai, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0265" n="261"/> Zipfeln dergeſtalt um ſich, daß es in den<lb/> naͤchſten Augenblicken ebenfalls in Lappen da-<lb/> vongefuͤhrt wurde. Jch ſchrie; ich bat; ich<lb/> fluchte meinem Volke entgegen, das oben auf<lb/> den Maſten ſaß, die Faͤuſte, wie brave Kerle<lb/> zu ruͤhren und das Segel unter die Raa<lb/> zu bringen. Endlich ſtieg ich ſelbſt in die<lb/> Hoͤhe, und uͤberzeugte mich, daß es ſchlech-<lb/> terdings unmoͤglich ſey, dieſe Abſicht zu er-<lb/> reichen.</p><lb/> <p>Jn dieſem Augenblick ward geſchrieen:<lb/> „Brandung leewaͤrts!‟ (d. i. unterm Winde)<lb/> Das war die Minute der Entſcheidung!<lb/> Denn da das Schiff dem Ruder nicht mehr<lb/> folgen mochte, ſo ward hier alle Kunſt des<lb/> Steuerns zu Schanden! Wir wurden mit<lb/> ſichtlichen Augen in unſern Untergang hin-<lb/> eingetrieben, und ſtanden nach wenig Au-<lb/> genblicken auf einem Steinfelſen feſt. So-<lb/> gleich auch ſtuͤrzte die ſtuͤrmende See in<lb/> furchtbaren Wogen uͤber unſer Schiff hinweg,<lb/> daß der Schaum bis hoch an die Maſtkoͤrbe<lb/> emporſpruͤtzte, indeß Jenes durch die gewal-<lb/> tigen Stoͤße am Boden durchloͤchert wurde<lb/> und voll Waſſer lief. So war denn an ein<lb/> Wiederabkommen von dieſer Klippe und an<lb/> Rettung des Schiffes gar nicht mehr zu ge-<lb/> denken!</p><lb/> <p>Dies Ungluͤck traf uns am 11. Mai,<lb/> Abends um 9 Uhr. Auf dem Verdeck konn-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [261/0265]
Zipfeln dergeſtalt um ſich, daß es in den
naͤchſten Augenblicken ebenfalls in Lappen da-
vongefuͤhrt wurde. Jch ſchrie; ich bat; ich
fluchte meinem Volke entgegen, das oben auf
den Maſten ſaß, die Faͤuſte, wie brave Kerle
zu ruͤhren und das Segel unter die Raa
zu bringen. Endlich ſtieg ich ſelbſt in die
Hoͤhe, und uͤberzeugte mich, daß es ſchlech-
terdings unmoͤglich ſey, dieſe Abſicht zu er-
reichen.
Jn dieſem Augenblick ward geſchrieen:
„Brandung leewaͤrts!‟ (d. i. unterm Winde)
Das war die Minute der Entſcheidung!
Denn da das Schiff dem Ruder nicht mehr
folgen mochte, ſo ward hier alle Kunſt des
Steuerns zu Schanden! Wir wurden mit
ſichtlichen Augen in unſern Untergang hin-
eingetrieben, und ſtanden nach wenig Au-
genblicken auf einem Steinfelſen feſt. So-
gleich auch ſtuͤrzte die ſtuͤrmende See in
furchtbaren Wogen uͤber unſer Schiff hinweg,
daß der Schaum bis hoch an die Maſtkoͤrbe
emporſpruͤtzte, indeß Jenes durch die gewal-
tigen Stoͤße am Boden durchloͤchert wurde
und voll Waſſer lief. So war denn an ein
Wiederabkommen von dieſer Klippe und an
Rettung des Schiffes gar nicht mehr zu ge-
denken!
Dies Ungluͤck traf uns am 11. Mai,
Abends um 9 Uhr. Auf dem Verdeck konn-
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