anziehen, ausschöpfen und zu unsrer mög- lichen Bergung in Stand setzen können.
Durch diese Vorstellungen gewonnen, klet- terten auch sofort drei wackre Kerle hinab; löseten die Schaluppe vom Verdecke ab, und Jeder von ihnen versah sie hinwiederum mit seinem dazu mitgenommenen Tau, deren ent- gegengesetzte Enden sie glücklich wieder zu uns in die Höhe brachten. Nun aber ver- zog es kaum noch eine Stunde, als eine ungewöhnlich hohe Sturzwelle über das Ver- deck hinschlug, das Fahrzeug weit mit sich hinaus über Bord schleuderte, den Boden nach oben umkehrte, aber die Gegenkraft der Angst, womit wir, koste es, was es wolle, die Taue fest hielten, nicht zu überwältigen vermochte.
Um 11 Uhr brach, wie wir längst ge- fürchtet hatten, unser Schiff in der Mitte auseinander; der Fock- und große Mast stürzten über Bord -- Letzterer jedoch in einer so glücklichen Richtung, daß er auf das Hintertheil zufiel und dergestalt dicht neben uns hinstreifte, daß die an demselben kleben- den 8 Menschen zu uns heranklettern konn- ten. So war denn die volle Mannschaft von 14 Köpfen hinten bei mir auf dem Besaan-Maste beisammen. Durch das Bersten des Schiffsrumpfes aber hatte sich das Hin- tertheil, worauf wir uns befanden, dergestalt
anziehen, ausſchoͤpfen und zu unſrer moͤg- lichen Bergung in Stand ſetzen koͤnnen.
Durch dieſe Vorſtellungen gewonnen, klet- terten auch ſofort drei wackre Kerle hinab; loͤſeten die Schaluppe vom Verdecke ab, und Jeder von ihnen verſah ſie hinwiederum mit ſeinem dazu mitgenommenen Tau, deren ent- gegengeſetzte Enden ſie gluͤcklich wieder zu uns in die Hoͤhe brachten. Nun aber ver- zog es kaum noch eine Stunde, als eine ungewoͤhnlich hohe Sturzwelle uͤber das Ver- deck hinſchlug, das Fahrzeug weit mit ſich hinaus uͤber Bord ſchleuderte, den Boden nach oben umkehrte, aber die Gegenkraft der Angſt, womit wir, koſte es, was es wolle, die Taue feſt hielten, nicht zu uͤberwaͤltigen vermochte.
Um 11 Uhr brach, wie wir laͤngſt ge- fuͤrchtet hatten, unſer Schiff in der Mitte auseinander; der Fock- und große Maſt ſtuͤrzten uͤber Bord — Letzterer jedoch in einer ſo gluͤcklichen Richtung, daß er auf das Hintertheil zufiel und dergeſtalt dicht neben uns hinſtreifte, daß die an demſelben kleben- den 8 Menſchen zu uns heranklettern konn- ten. So war denn die volle Mannſchaft von 14 Koͤpfen hinten bei mir auf dem Beſaan-Maſte beiſammen. Durch das Berſten des Schiffsrumpfes aber hatte ſich das Hin- tertheil, worauf wir uns befanden, dergeſtalt
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anziehen, ausſchoͤpfen und zu unſrer moͤg-
lichen Bergung in Stand ſetzen koͤnnen.
Durch dieſe Vorſtellungen gewonnen, klet-
terten auch ſofort drei wackre Kerle hinab;
loͤſeten die Schaluppe vom Verdecke ab, und
Jeder von ihnen verſah ſie hinwiederum mit
ſeinem dazu mitgenommenen Tau, deren ent-
gegengeſetzte Enden ſie gluͤcklich wieder zu
uns in die Hoͤhe brachten. Nun aber ver-
zog es kaum noch eine Stunde, als eine
ungewoͤhnlich hohe Sturzwelle uͤber das Ver-
deck hinſchlug, das Fahrzeug weit mit ſich
hinaus uͤber Bord ſchleuderte, den Boden
nach oben umkehrte, aber die Gegenkraft der
Angſt, womit wir, koſte es, was es wolle,
die Taue feſt hielten, nicht zu uͤberwaͤltigen
vermochte.
Um 11 Uhr brach, wie wir laͤngſt ge-
fuͤrchtet hatten, unſer Schiff in der Mitte
auseinander; der Fock- und große Maſt
ſtuͤrzten uͤber Bord — Letzterer jedoch in
einer ſo gluͤcklichen Richtung, daß er auf das
Hintertheil zufiel und dergeſtalt dicht neben
uns hinſtreifte, daß die an demſelben kleben-
den 8 Menſchen zu uns heranklettern konn-
ten. So war denn die volle Mannſchaft
von 14 Koͤpfen hinten bei mir auf dem
Beſaan-Maſte beiſammen. Durch das Berſten
des Schiffsrumpfes aber hatte ſich das Hin-
tertheil, worauf wir uns befanden, dergeſtalt
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/267>, abgerufen am 16.02.2025.
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