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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

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auf vollkommen rechtmäßige Weise, noch so
mancherlei Gelegenheit zu allerlei Nebenver-
dienst; ihm kommen Kajütenfracht und Kapp-
lacken *) zu gute; und nicht leicht verläßt
er einen Hafen, ohne zugleich auch auf ir-
gend einen kleinen Handel zu seinem Privat-
Vortheil speculirt zu haben, und der um so
besser einschlagen kann, da er ebensowohl die
Frachtgelder als die Assecuranz-Prämien, daran
erspart. Alle diese kleinen Ersparnisse hatt'
ich immer wieder auf's Neue in Waaren
angelegt: und so war nach und nach mein
Privat-Verkehr zu dem Umfange gediehen,
daß ich diesmal beinahe den Werth von
11,000 holl. Gulden am Borde führte. Alles
dies gieng nun mit dem Schiffe unwieder-
bringlich zu Grunde! Jch hatte mir's alle
diese Jahre ganz vergeblich sauer werden
lassen!

Als wir demnächst auf dem betretenen
Boden etwas genauer um uns sahen, er-
blickten wir auf der Landspitze, neben dem
Feuerthurme, ein einzelnes Haus, auf welches
wir zuschritten und darinn den Feuer-Jn-
spector, seine Frau und zwei, zur Unterhal-
tung des Feuers erforderliche Knechte vor-

*) Dieses Wort bedeutet eine Gratification, welche
der Schiffer von dem Empfänger der Ladung
erhält und gewöhnlich 5 Procent der Frachtgel-
der beträgt.

auf vollkommen rechtmaͤßige Weiſe, noch ſo
mancherlei Gelegenheit zu allerlei Nebenver-
dienſt; ihm kommen Kajuͤtenfracht und Kapp-
lacken *) zu gute; und nicht leicht verlaͤßt
er einen Hafen, ohne zugleich auch auf ir-
gend einen kleinen Handel zu ſeinem Privat-
Vortheil ſpeculirt zu haben, und der um ſo
beſſer einſchlagen kann, da er ebenſowohl die
Frachtgelder als die Aſſecuranz-Praͤmien, daran
erſpart. Alle dieſe kleinen Erſparniſſe hatt’
ich immer wieder auf’s Neue in Waaren
angelegt: und ſo war nach und nach mein
Privat-Verkehr zu dem Umfange gediehen,
daß ich diesmal beinahe den Werth von
11,000 holl. Gulden am Borde fuͤhrte. Alles
dies gieng nun mit dem Schiffe unwieder-
bringlich zu Grunde! Jch hatte mir’s alle
dieſe Jahre ganz vergeblich ſauer werden
laſſen!

Als wir demnaͤchſt auf dem betretenen
Boden etwas genauer um uns ſahen, er-
blickten wir auf der Landſpitze, neben dem
Feuerthurme, ein einzelnes Haus, auf welches
wir zuſchritten und darinn den Feuer-Jn-
ſpector, ſeine Frau und zwei, zur Unterhal-
tung des Feuers erforderliche Knechte vor-

*) Dieſes Wort bedeutet eine Gratification, welche
der Schiffer von dem Empfaͤnger der Ladung
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[267/0271] auf vollkommen rechtmaͤßige Weiſe, noch ſo mancherlei Gelegenheit zu allerlei Nebenver- dienſt; ihm kommen Kajuͤtenfracht und Kapp- lacken *) zu gute; und nicht leicht verlaͤßt er einen Hafen, ohne zugleich auch auf ir- gend einen kleinen Handel zu ſeinem Privat- Vortheil ſpeculirt zu haben, und der um ſo beſſer einſchlagen kann, da er ebenſowohl die Frachtgelder als die Aſſecuranz-Praͤmien, daran erſpart. Alle dieſe kleinen Erſparniſſe hatt’ ich immer wieder auf’s Neue in Waaren angelegt: und ſo war nach und nach mein Privat-Verkehr zu dem Umfange gediehen, daß ich diesmal beinahe den Werth von 11,000 holl. Gulden am Borde fuͤhrte. Alles dies gieng nun mit dem Schiffe unwieder- bringlich zu Grunde! Jch hatte mir’s alle dieſe Jahre ganz vergeblich ſauer werden laſſen! Als wir demnaͤchſt auf dem betretenen Boden etwas genauer um uns ſahen, er- blickten wir auf der Landſpitze, neben dem Feuerthurme, ein einzelnes Haus, auf welches wir zuſchritten und darinn den Feuer-Jn- ſpector, ſeine Frau und zwei, zur Unterhal- tung des Feuers erforderliche Knechte vor- *) Dieſes Wort bedeutet eine Gratification, welche der Schiffer von dem Empfaͤnger der Ladung erhaͤlt und gewoͤhnlich 5 Procent der Frachtgel- der betraͤgt.

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Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/271>, abgerufen am 21.11.2024.