Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.Wir klagten dem Kapitain unser Elend Mit einer Begierde, die keine Beschrei- Solchergestalt versehen, gönnten wir uns 11. Bändchen. (4)
Wir klagten dem Kapitain unſer Elend Mit einer Begierde, die keine Beſchrei- Solchergeſtalt verſehen, goͤnnten wir uns 11. Bändchen. (4)
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0053" n="49"/> Wir klagten dem Kapitain unſer Elend<lb/> und baten um Abhuͤlfe; erhielten aber den<lb/> ſchlechten Troſt, daß es ihm ſelbſt an friſchem<lb/> Waſſer fehle: doch wolle er unſerm drin-<lb/> gendſten Beduͤrfniß abhelfen; und ſo ſchickte<lb/> er uns wirklich ein Faͤßchen, das vielleicht<lb/> ein halb Anker halten mochte, heruͤber.</p><lb/> <p>Mit einer Begierde, die keine Beſchrei-<lb/> bung zulaͤßt, ſetzte ich ſofort das Gefaͤß an<lb/> den Mund; und ſowohl ward mir dabei,<lb/> daß ich fortgetrunken haben wuͤrde, bis ich<lb/> auf der Stelle den Tod davon gehabt, wenn<lb/> meine Leute, eben ſo ungeduldig nach dem<lb/> Genuß dieſes Labſals, es mir nicht von den<lb/> durſtigen Lippen weggeriſſen haͤtten. Als<lb/> nun aber auch Einer nach dem Andern ſich<lb/> guͤtlich gethan, war das Waſſer ſchier alle<lb/> geworden. Die Leute, welche es uns in<lb/> ihrer Schaluppe gebracht hatten und Zeugen<lb/> von dieſem Auftritte waren, konnten des<lb/> Erſtaunens uͤber unſre ausgedoͤrrten Kehlen<lb/> und unſer Elend kein Ende finden Um ſo<lb/> williger erfuͤllten ſie meine Bitte, ihren Ka-<lb/> pitain in meinem Namen um noch einigen<lb/> Vorrath anzugehen. Jhre Verwendung war<lb/> auch nicht ohne Erfolg; und es ward<lb/> uns ein aͤhnliches halbes Ankerfaͤßchen<lb/> zugeſtanden.</p><lb/> <p>Solchergeſtalt verſehen, goͤnnten wir uns<lb/> eine neue Erquickung, indem wir uns alſo-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">11. Bändchen. (4)</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [49/0053]
Wir klagten dem Kapitain unſer Elend
und baten um Abhuͤlfe; erhielten aber den
ſchlechten Troſt, daß es ihm ſelbſt an friſchem
Waſſer fehle: doch wolle er unſerm drin-
gendſten Beduͤrfniß abhelfen; und ſo ſchickte
er uns wirklich ein Faͤßchen, das vielleicht
ein halb Anker halten mochte, heruͤber.
Mit einer Begierde, die keine Beſchrei-
bung zulaͤßt, ſetzte ich ſofort das Gefaͤß an
den Mund; und ſowohl ward mir dabei,
daß ich fortgetrunken haben wuͤrde, bis ich
auf der Stelle den Tod davon gehabt, wenn
meine Leute, eben ſo ungeduldig nach dem
Genuß dieſes Labſals, es mir nicht von den
durſtigen Lippen weggeriſſen haͤtten. Als
nun aber auch Einer nach dem Andern ſich
guͤtlich gethan, war das Waſſer ſchier alle
geworden. Die Leute, welche es uns in
ihrer Schaluppe gebracht hatten und Zeugen
von dieſem Auftritte waren, konnten des
Erſtaunens uͤber unſre ausgedoͤrrten Kehlen
und unſer Elend kein Ende finden Um ſo
williger erfuͤllten ſie meine Bitte, ihren Ka-
pitain in meinem Namen um noch einigen
Vorrath anzugehen. Jhre Verwendung war
auch nicht ohne Erfolg; und es ward
uns ein aͤhnliches halbes Ankerfaͤßchen
zugeſtanden.
Solchergeſtalt verſehen, goͤnnten wir uns
eine neue Erquickung, indem wir uns alſo-
11. Bändchen. (4)
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