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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

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fort nicht nur einen Kaffee bereiteten, son-
dern auch einen Kessel mit Graupengrütze
zum Feuer brachten, um endlich wieder ein-
mal eine ordentliche warme Speise zu ge-
niessen. Das Gleiche wiederholten wir am
nächstfolgenden Tage: aber mit dem dritten
war nun auch wieder unsre Labequelle ver-
siegt, und das vorige Fasten wäre wieder
an die Tagesordnung getreten, wenn wir
nicht noch des nemlichen Tages ein Kanot
mit zwei Negern angetroffen hätten, mit
denen ich mich über einen kleinen Wasser-
Transport vom Lande verständigte. Allein
die Bursche merkten, daß wir uns darum
in Verlegenheit befanden, und forderten für
die Lieferung von zwei Fäßchen, die ich ihnen
zeigte, und deren jedes etwa 30 Quart ent-
halten mochte, einen so ungeheuern Preis an
Waaren, daß wir dafür in Europa den köstlich-
sten Wein hätten kaufen können. Jndeß galt
hier kein Weigern, und die Gefäße wurden
ihnen zum Füllen hingegeben.

Erst in der Nacht kehrten sie damit zu-
rück, und empfiengen den bedungenen Lohn.
Als wir aber den Jnhalt näher untersuchten,
ergab sich, daß derselbe merklich nach See-
wasser schmeckte; sey es, daß hier ein ab-
sichtlicher Betrug vorgegangen, oder daß sie,
aus Bequemlichkeit, aus dem ersten dem näch-

fort nicht nur einen Kaffee bereiteten, ſon-
dern auch einen Keſſel mit Graupengruͤtze
zum Feuer brachten, um endlich wieder ein-
mal eine ordentliche warme Speiſe zu ge-
nieſſen. Das Gleiche wiederholten wir am
naͤchſtfolgenden Tage: aber mit dem dritten
war nun auch wieder unſre Labequelle ver-
ſiegt, und das vorige Faſten waͤre wieder
an die Tagesordnung getreten, wenn wir
nicht noch des nemlichen Tages ein Kanot
mit zwei Negern angetroffen haͤtten, mit
denen ich mich uͤber einen kleinen Waſſer-
Tranſport vom Lande verſtaͤndigte. Allein
die Burſche merkten, daß wir uns darum
in Verlegenheit befanden, und forderten fuͤr
die Lieferung von zwei Faͤßchen, die ich ihnen
zeigte, und deren jedes etwa 30 Quart ent-
halten mochte, einen ſo ungeheuern Preis an
Waaren, daß wir dafuͤr in Europa den koͤſtlich-
ſten Wein haͤtten kaufen koͤnnen. Jndeß galt
hier kein Weigern, und die Gefaͤße wurden
ihnen zum Fuͤllen hingegeben.

Erſt in der Nacht kehrten ſie damit zu-
ruͤck, und empfiengen den bedungenen Lohn.
Als wir aber den Jnhalt naͤher unterſuchten,
ergab ſich, daß derſelbe merklich nach See-
waſſer ſchmeckte; ſey es, daß hier ein ab-
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[50/0054] fort nicht nur einen Kaffee bereiteten, ſon- dern auch einen Keſſel mit Graupengruͤtze zum Feuer brachten, um endlich wieder ein- mal eine ordentliche warme Speiſe zu ge- nieſſen. Das Gleiche wiederholten wir am naͤchſtfolgenden Tage: aber mit dem dritten war nun auch wieder unſre Labequelle ver- ſiegt, und das vorige Faſten waͤre wieder an die Tagesordnung getreten, wenn wir nicht noch des nemlichen Tages ein Kanot mit zwei Negern angetroffen haͤtten, mit denen ich mich uͤber einen kleinen Waſſer- Tranſport vom Lande verſtaͤndigte. Allein die Burſche merkten, daß wir uns darum in Verlegenheit befanden, und forderten fuͤr die Lieferung von zwei Faͤßchen, die ich ihnen zeigte, und deren jedes etwa 30 Quart ent- halten mochte, einen ſo ungeheuern Preis an Waaren, daß wir dafuͤr in Europa den koͤſtlich- ſten Wein haͤtten kaufen koͤnnen. Jndeß galt hier kein Weigern, und die Gefaͤße wurden ihnen zum Fuͤllen hingegeben. Erſt in der Nacht kehrten ſie damit zu- ruͤck, und empfiengen den bedungenen Lohn. Als wir aber den Jnhalt naͤher unterſuchten, ergab ſich, daß derſelbe merklich nach See- waſſer ſchmeckte; ſey es, daß hier ein ab- ſichtlicher Betrug vorgegangen, oder daß ſie, aus Bequemlichkeit, aus dem erſten dem naͤch-

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Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/54>, abgerufen am 05.05.2024.