fruchtlose Feuer von dem schwereren Geschütz unsrer Wälle bald zum Schweigen gebracht.
Hätte sich das Letztere doch nur eben so wirksam gegen die feindlichen Wurfbatterieen auf der Altstadt bewiesen, deren zerstörende Wirkun- gen uns mit jedem Tage empfindlicher fielen und uns nicht nur den Ruin unsrer Häuser, sondern auch Manchen Gesundheit und Leben kosteten. Zwar vereinigte sich unsre Artillerie am 23. April, nach dieser Seite hin, zu einer neuen lebhaften Anstrengung, die Einäscherung der dortigen Ge- bäude, die uns soviel Herzeleid machten, zu voll- enden: aber es war nicht zu bewerkstelligen; und dies schlug den Muth der Menge merklich nieder. Die Geringschätzung gegen unsern unfähigen Com- mandanten gieng allmählig in wirklichen Haß und Feindseligkeit über; und das nur um so mehr, da es so manchen würdigen Officier unter der Besatzung gab, die das Herz auf dem rechten Fleck und viel Einsicht und Ueberlegung hatten, aber ihr Licht unter den Scheffel stellen mußten. Jch nenne hier nur den Jngenieur-Lieutenant Wolf, der später nach Glogau versetzt wurde, den Platz-Major Zimmermann, jetzt Comman- dant von Wolgast, und den in seinem Fache überaus geschickten und thätigen Artillerie-Lieu- tenant Post, jetzigen Major und Postmeister zu Treptow. Sie Alle, und nicht wenige Andre mit ihnen, thaten, was in ihren Kräften stand, und was Loucadou's Eigensinn und Dünkel ih-
fruchtloſe Feuer von dem ſchwereren Geſchuͤtz unſrer Waͤlle bald zum Schweigen gebracht.
Haͤtte ſich das Letztere doch nur eben ſo wirkſam gegen die feindlichen Wurfbatterieen auf der Altſtadt bewieſen, deren zerſtoͤrende Wirkun- gen uns mit jedem Tage empfindlicher fielen und uns nicht nur den Ruin unſrer Haͤuſer, ſondern auch Manchen Geſundheit und Leben koſteten. Zwar vereinigte ſich unſre Artillerie am 23. April, nach dieſer Seite hin, zu einer neuen lebhaften Anſtrengung, die Einaͤſcherung der dortigen Ge- baͤude, die uns ſoviel Herzeleid machten, zu voll- enden: aber es war nicht zu bewerkſtelligen; und dies ſchlug den Muth der Menge merklich nieder. Die Geringſchaͤtzung gegen unſern unfaͤhigen Com- mandanten gieng allmaͤhlig in wirklichen Haß und Feindſeligkeit uͤber; und das nur um ſo mehr, da es ſo manchen wuͤrdigen Officier unter der Beſatzung gab, die das Herz auf dem rechten Fleck und viel Einſicht und Ueberlegung hatten, aber ihr Licht unter den Scheffel ſtellen mußten. Jch nenne hier nur den Jngenieur-Lieutenant Wolf, der ſpaͤter nach Glogau verſetzt wurde, den Platz-Major Zimmermann, jetzt Comman- dant von Wolgaſt, und den in ſeinem Fache uͤberaus geſchickten und thaͤtigen Artillerie-Lieu- tenant Poſt, jetzigen Major und Poſtmeiſter zu Treptow. Sie Alle, und nicht wenige Andre mit ihnen, thaten, was in ihren Kraͤften ſtand, und was Loucadou’s Eigenſinn und Duͤnkel ih-
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fruchtloſe Feuer von dem ſchwereren Geſchuͤtz
unſrer Waͤlle bald zum Schweigen gebracht.
Haͤtte ſich das Letztere doch nur eben ſo
wirkſam gegen die feindlichen Wurfbatterieen auf
der Altſtadt bewieſen, deren zerſtoͤrende Wirkun-
gen uns mit jedem Tage empfindlicher fielen und
uns nicht nur den Ruin unſrer Haͤuſer, ſondern
auch Manchen Geſundheit und Leben koſteten.
Zwar vereinigte ſich unſre Artillerie am 23. April,
nach dieſer Seite hin, zu einer neuen lebhaften
Anſtrengung, die Einaͤſcherung der dortigen Ge-
baͤude, die uns ſoviel Herzeleid machten, zu voll-
enden: aber es war nicht zu bewerkſtelligen; und
dies ſchlug den Muth der Menge merklich nieder.
Die Geringſchaͤtzung gegen unſern unfaͤhigen Com-
mandanten gieng allmaͤhlig in wirklichen Haß und
Feindſeligkeit uͤber; und das nur um ſo mehr,
da es ſo manchen wuͤrdigen Officier unter der
Beſatzung gab, die das Herz auf dem rechten
Fleck und viel Einſicht und Ueberlegung hatten,
aber ihr Licht unter den Scheffel ſtellen mußten.
Jch nenne hier nur den Jngenieur-Lieutenant
Wolf, der ſpaͤter nach Glogau verſetzt wurde,
den Platz-Major Zimmermann, jetzt Comman-
dant von Wolgaſt, und den in ſeinem Fache
uͤberaus geſchickten und thaͤtigen Artillerie-Lieu-
tenant Poſt, jetzigen Major und Poſtmeiſter zu
Treptow. Sie Alle, und nicht wenige Andre
mit ihnen, thaten, was in ihren Kraͤften ſtand,
und was Loucadou’s Eigenſinn und Duͤnkel ih-
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823/117>, abgerufen am 16.07.2024.
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