"guter König eine weise und heilsame Stütze an "Ew. H. hat, und wie gnädig Sie Meiner, "Jhres allergetreuesten Dieners, annoch eingedenk "sind. Möchte man doch bald aufhören, über "mich in Schriften zu glossiren! Denn was habe "ich gethan? -- Bloß, was ich Gott, meinem "guten Könige und meinem Vaterlande, so wie "hier Ew. H. heilsamen Befehlen, schuldig ge- "wesen bin. Jch schäme mich bereits vor Aus- "wärtigen, und noch mehr vor Einheimischen, "und oftmals denke ich: Mein Gott, wenn ich "todt wäre! und möchte mich gerne vor mir "selbst verkriechen."
Wem es so um das Herz ist, bedarf auch des Lobens und Preisens nicht; und wenn gleichwohl über ihn gesprochen werden soll, so ist er selbst am besten der Mann dazu; und es ist Gewinn für Alle, ihn über sich reden zu hören.
Aber auch über Andre hat er dann zu re- den; und will er der Wahrheit, oder was seiner Prüfung als solche erscheint, (denn wer täuschte sich nie, auch bei dem besten Willen, sie zu er- kennen?) ihr Recht nicht vergeben, so werden seine Worte nicht selten verwunden müssen. Auch
„guter Koͤnig eine weiſe und heilſame Stuͤtze an „Ew. H. hat, und wie gnaͤdig Sie Meiner, „Jhres allergetreueſten Dieners, annoch eingedenk „ſind. Moͤchte man doch bald aufhoͤren, uͤber „mich in Schriften zu gloſſiren! Denn was habe „ich gethan? — Bloß, was ich Gott, meinem „guten Koͤnige und meinem Vaterlande, ſo wie „hier Ew. H. heilſamen Befehlen, ſchuldig ge- „weſen bin. Jch ſchaͤme mich bereits vor Aus- „waͤrtigen, und noch mehr vor Einheimiſchen, „und oftmals denke ich: Mein Gott, wenn ich „todt waͤre! und moͤchte mich gerne vor mir „ſelbſt verkriechen.‟
Wem es ſo um das Herz iſt, bedarf auch des Lobens und Preiſens nicht; und wenn gleichwohl uͤber ihn geſprochen werden ſoll, ſo iſt er ſelbſt am beſten der Mann dazu; und es iſt Gewinn fuͤr Alle, ihn uͤber ſich reden zu hoͤren.
Aber auch uͤber Andre hat er dann zu re- den; und will er der Wahrheit, oder was ſeiner Pruͤfung als ſolche erſcheint, (denn wer taͤuſchte ſich nie, auch bei dem beſten Willen, ſie zu er- kennen?) ihr Recht nicht vergeben, ſo werden ſeine Worte nicht ſelten verwunden muͤſſen. Auch
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[VIII/0014]
„guter Koͤnig eine weiſe und heilſame Stuͤtze an
„Ew. H. hat, und wie gnaͤdig Sie Meiner,
„Jhres allergetreueſten Dieners, annoch eingedenk
„ſind. Moͤchte man doch bald aufhoͤren, uͤber
„mich in Schriften zu gloſſiren! Denn was habe
„ich gethan? — Bloß, was ich Gott, meinem
„guten Koͤnige und meinem Vaterlande, ſo wie
„hier Ew. H. heilſamen Befehlen, ſchuldig ge-
„weſen bin. Jch ſchaͤme mich bereits vor Aus-
„waͤrtigen, und noch mehr vor Einheimiſchen,
„und oftmals denke ich: Mein Gott, wenn ich
„todt waͤre! und moͤchte mich gerne vor mir
„ſelbſt verkriechen.‟
Wem es ſo um das Herz iſt, bedarf auch
des Lobens und Preiſens nicht; und wenn
gleichwohl uͤber ihn geſprochen werden ſoll, ſo
iſt er ſelbſt am beſten der Mann dazu; und
es iſt Gewinn fuͤr Alle, ihn uͤber ſich reden zu
hoͤren.
Aber auch uͤber Andre hat er dann zu re-
den; und will er der Wahrheit, oder was ſeiner
Pruͤfung als ſolche erſcheint, (denn wer taͤuſchte
ſich nie, auch bei dem beſten Willen, ſie zu er-
kennen?) ihr Recht nicht vergeben, ſo werden
ſeine Worte nicht ſelten verwunden muͤſſen. Auch
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823, S. VIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823/14>, abgerufen am 16.07.2024.
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